Freie Presse für Texas. (San Antonio, Tex.), Vol. 30, No. 3923, Ed. 1 Wednesday, January 30, 1895 Page: 2 of 4
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Etgeuthumer.
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Ecke von Cvmmerce- und Soledad - Straße
Bar-Room Räåsz
führen nur die besten Weine Champagner
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Zu der Restauration giebt es alle Delikatessen
welche die Saison bietet.
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Offen: Tag nnd Nacht.
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Fisch- Ansteru- nnd Wild -Mattt
- Ecke Houston - Straße und Main Ave.
AllesonsnEwiltlszanmsmseflijget
Jeden Tag
Esrifche Fische nnd Austern
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Tiiqlich frische Lustern von der Schule.
Fuss-kenn welche Bes—tellungen für Wild Ge-
Fische Austern werden prompt aus
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Winter-eilt
Von Sdolf Wilhelm Einsi.
Der Himmel blaut die Sonne lockt
Und es glitzert der Hochwald reifbehislngt--—
Nun isks genug hinterm Ofen gehockt
Den Hengst gesattelt und losgeiprengtl
llnd der Rappe sanft nnd der Rappe braust
Wie der Sturmwind dahin von Freiheit
durchflammt
Gebändigt von meiner tiervigen Faust
lind vom Schenkeldrncke nmskelgestrannnt
Jn den Wald hinein in den Gottesdom
Wo Einsamkeit schanernd die Seele durch
We t
Wo der Lüfte rein fluthender Lebensstrom
Jn dgbBrust sich ergießt tvie ein stärkend
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llnd der Renner gelockt vom schmeichelnden
Trägklslaiist durch das stille Wall-reich mich
Wie le IFde beschwingt ist sein sciichtigck
Wie läiilrtljltnnnd wie licht wird mir Seele nnd l
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lind es glüht niein Herz nnd es glüht ntein
Gesicht
Von stürmisch entfesselter Jugendlust
Und des Himmels Blau nnd das goldige Licht
Das möchte ich fassen in tiefster Brust
Und als ich heimritt im Abendschein
Da dacl)t’ ich liebkosend mein treues Roß:
O Menschengerz wie bist du doch klein
O Schgzi eit der Welt wie bist dn doch
gro
f Romantili.
Humor-kein von Anna Dei-linksh
Fräulein Clementine Müller wollte
das Leben auch einmal von der roman-
tischen Seite kennen lernen. Jahraus
jahrein hatte sie in der Stube gehockt «
und gewirthschastet und im Arbeiten
und Sorgen siir jeden neuen Tag war
ihre Jugend verstrichen sie wußte
selbst nicht wie. Ihr rothes Haar und z
ihre spitze Nase hatten es ihr immer ?
als selbstverständlich erscheinen lassen
daß sie überall übersehen nnd zurück-
gesetzt wurde. Und das kränkte sie auch
nicht denn eitel war sie nie gewesen.
Wenn sie schon eine Spur von Eitel-
keit besaß so bestand diese darin daß
sie mit der blendend weißen spitzen-
besetzten Schürze welche sie bei allen
festlichen Gelegenheiten im Hause zu
tragen pflegte einen großartigen
Luxus trieb und ihre Kochkunst gern
loben hörte wenn Gäste da waren.
Sie hatte eine Stellung im Hause
eines verwittweten wohlhabenden
alten Herrn von bescheidenen Lebens-
anspriichen inne der nichts weiter von
ihr verlangte als daß sie ihm sein
Heim so behaglich wie möglich machte
seine Mahlzeiten so gut wie möglich
bereitete und ihn bei seinen Arbeiten
und in seinen Mußestunden so wenig
wie möglich störte.
Diesen Sommer war Herr Walter
aus Wochen zu seinen Kindern aus-s
Land gereist; Fräulein Clementine
ein Muster von Gewissenhaftigkeit
war allein zu Hause und durfte thun
und lassen was sie wollte. Und da
kam sie auf allerlei seltsame Gedanken-
Jetzt wo den hundert kleinen Wün-
schen ihres Herrn nicht nachzukommen
war konnte sie ihre Zeit beim besten
Willen nicht ausfüllen wenn sie auch
in der Jnszenirung von Extrascheuer-
sesten im Aufräumen von alten Rum-
pelkammern und ist der Ausführung der
mühseligsten Flickereien Erstaunliches
leistete. Darum kramte sie an regne-
rischen Abenden mitunter in den
Büchern des alten Herrn herum und
guckte bald in diese bald in jene
Novellensammlung; immer waren es
dumme Liebesgeschichten die darin
standen. An schönen Nachmittagen
machte sie manchmal einen Spazier-
gang. Als ihr alter Herr zu Hause
war kam sie nie zum Ausgehen. Wenn
sie jetzt aus dem grünen Walde kam in
dem die Vögel ihr Abendlied anstimm-
ten wurde ihr ost so wunderbar um’s
Herz so sroh und weh zugleich daß sie
Far nicht wußte was ihr fehlte. Plötz-
ich wußte siewas es war: es war
die Sehnsuchtl Die Sehnsucht nach
etwas Wundersamem Unbekanntem
das ihrem Dasein bisher-gefehlt und
das nun in ihr Leben treten mußte so
oder so wenn sie jemals wieder die
alte verständige Clementine werdenJ
-..-t«. -
Sie hatte sich bisher so zufrieden
sa beispiellos zufrieden gefühlt in dei-
engen Beschränktheit i res Daseins.
Und ihr höchster Wuns . war es gewe-
sen bis an ihr Lebensende in diesen
oder ähnlichen ruhigen Verhältnissen
verleben zu diir en. Aber einmal
mußte sie nun etwas erleben das sie
ans ihrem ganzen jetzigen Anschauungs-
lreis heranstiß dann wollte sie gern
wieder in ihr bescheidenes Leben zurück-
kehren. Das was einmal in jedes
Menschen Dasein tritt entweder in
äußeren Zusälligkeiten oder in inneren
Erlebnissen die Romantit das mußte
auch sie jetzt erleben und eher würde
sie keine Ruhe mehrsinden. Und Fräu-
lein Clementine beschloß die Romantit
in ihrem Leben zix suchen damit sie
nachdem sie sich an ihr gesättigt wie-·
der zufrieden werden könnte mit dem
was ihr beschieden.
Da entschied sie sich auf Reisen zu
gehen. Auf die Erlaubniß durfte sie
rechnen und die Mittel-verschwende-
risch wollte sie ja nicht austreten-—
konnte sie von ihren Eispaknissen neh-
men. Sie setzte ans der Stelle ihren
Brodherrn von ihren Plänen in Kennt-
niß und iauste·sich noch am selben Tage
ein Reisehandbuch in dessen Karten
sie bis tief in die Nacht studirte. Nach
zwei Tagen «lief die zustimmende Ant-
wort des alten errn ein mit dem Ver-
merl daß ais elohnung fiir langjäh-
riae treue Dienste demnächst eine
Geldsendnng zur bequemeren Ausfiiii
rung der Reise eintreffen werde. Da
kaufte sich Clementine einen neuen
Regenmantel und einen neuen Stroh-
hut mit grünen Schleifen nnd einen
Veilchenkranz und begab sich anKs
Packen.
Nun saß sie seit acht Tagen in einer
kleinen Sommetfrische im Harz. Aber
noch war gar nichts geschehen was
ihren dunklen Barsteilun en von tau-
send abenteueklichen Zufallen einer
Reife annähernd entsprochen hätte.
Denn es regnete es regnete unaufhör- s
lich es regnete- wie es überhaupt nur
in Sonnnerfrifchen regnen kann. Der
meisten Tom-isten hatte sich schon eine
Art Galgenhunior bemächtigt Selbst
eingefkeischte Optimisten wagten kaum
mehr der verwegenen Hoffnung Raum
zu geben das; die Sonne überhaupt noch
einmal in diesem Sommer scheinen
könne.
Da kam ein findiger Gasthofsbesitzer
auf den Gedanken alle Sommergäste
des Oertchens und ber Nachbarschaft
welche dem grauen Gespenst Langeweile
Stand gehalten durch eine humoristi-
fkhe Aufforderung zu einer Jnlsilijuuw-
feier des achttägigen Regenwetters in
feinen Tauzsaal zu laden. Er versprach
sich ein gutes Geschäft von dem Ein-
fall und die in duuipfer Verzweiflung
briitenden Sonnnerfuschler begrüßten
die Anregung mit Enthusiasmus
Fräulein Clementiue schwankte in
heftigen Kämpfen als sie von der ge-
planten Festlichkeit hörte. Sie war
nie in Gesellschaft gegangen und
konnte eine gewisse Schiichteruheit
stockfremden Menschen gegenüber nie-
mals ganz los werden. Auch hegte sie
Zweifel ob sich aus ihrem mitge-I
brachten Garderobenbestand eine gesell-
schaftsfähige Toilette her-richten lassen i
würde. Aber der dunkle Trieb in ihrer
Brust der fie von ihrer heimathlichen
Schalle in die unbekannte Gebirgswelt
verschlagen sie-gie. Sie biirstete ihr
««««««««««« ««s ««ks«-.-§. c-.»-c:-'st: .
u us luztoutopss cresujpnuprv losvlusuv
aud steckte sich eine blaue Schleif
vor die Brust scheitelte die dünnen s
leuchtenden Haare aufis Peinlichstez
und preßte ein Paar weißer frischge- T
waschener Glaeeehandschuhe die sie
vor vielen Jahren einmal bei der
Taufe eines anels ihres Herrn getra-
gen aus die rothen Hände. Nicht ohne
Herzklopfen betrat sie zur bestimmten
Zeit den mit Fähnchen und Einklan-
den geschniiickten Saal setzte sich be-
scheiden in eine Ecke an ein leeres
Tischchen und bestellte sich eine Tasse
anch
Unter den Gästen entwickelte sich
bald eine gernüthliche Fröhlichkeit;
man stand gruppenweise zusammen
und plauderte die junge Welt fing an
zu tanzen. Nur Clementine sasz noch
immer allein bei ihrer leer-gewordenen
sinsfeetasfe nnd drehte verlegen die
grauen Hände im Schoosz. Es kam ilns
mit einem Mal doch recht traurig vor
so einsam unter lauter vergnügten
zbienschen zu fein. Und so einsam stand
sie überhaupt in der Welt-Zu Hause
war sie ihrem alten Herrn wenigstens
neithig beinahe unentbehrlich-Aber
wenn der einmal die Augen zuthnn
wiärde dann wurde sie wieder ganz
mntterseelenallein im Leben stehen und
sich unter fremden Menschen herum-
driicken müssen. Sie war doch stets
aus-s Verdienen angewiesen. Plötzlich
sah sie ihren Hauswirth am Saal-
eingang stehen da fiel ihr ordentlich
ein Stein vom Herzen. Der Mann
mußte sich wohl beobachtet fühlen denn
er drehte sich um bemerkte seine Mie-
tlserin und kam freundlich grüßend auf
sie zu. »Na Fräulein Sie sitzen ja
ganz allein !"
»Ach Herr Werbel" war die klein-
laute Antwort »ich kenne ja keinen
Menschen hier ich wollte schon wieder
fort; aber ich siirkhte mich eigentlich
so allein nach Hause zu gehen die
Wege sind so dunkel-»
Lassen Sie man Fräulein; Sie
sollen schon sicher nach Haufe kommen.
Wissen Sie ich werde es dein jungen
Herrn sagen der vor ein paar Tagen
bei uns nebenan eingezogen ists der
nimmt Sie gewiß gern mit." Damit
war Herr Werbel verschwunden und
kam nach einer Weile mit einem blon-
den jungen Manne von etwas blaß-
licher Gesichtssarbe zurück den er
Fräulein Müller als Herrn Super-
numerar Blecheisen vorstellte. Der
lange Titel verfehlte seine Wirkung
auf Cleinentine nicht. Sie knixte tief
und verzog den Mund von einem Ohr
bis zum anderen. Herr Blecheisen war
sehr galant und erklärte sich mit tan-
fend Freuden bereit Fräulein Müller
den kleinen Ritterdienft zu leisten.
i
»Ach wenn Sie mir die Ehre anthun
wollten Herr Snpernuinerar!» —-
»Ehre ganz auf meiner Seite mein
Fräulein!« versetzte der junge Mann
schneidig. »Und wenn Sie Lust haben
zu gehen brauchen Sie nich nur rufen
zu lassen; ich stehe ganz zu shrer
Verfügung« Er verneigte sich noch
einmal mit militärischer Strammheit
und wendete sich wieder den Tanzenden
zu. Eben schwebte sei-e Dame die er
im Stich gelassen als Herr Werbel
ihn gerufen am Arm eines Unbekann-
ten vorüber und lächelte kokett zu dem-
selben anf. Herrn Blecheisen ärgerte
das nicht wenig; sowie die kleine
Brhnette wieder auf ihrem Platz fass
stürzte er aus sie los und sicherte sie
sich siir den Kontre Sie aber nahm
seine Aufforderung nnr mit gniidiger
Herablassung an und hatte auch wish-
rend des Tanzetz nichts als schnippische
Ablehnungen siir seine gedrechselten
Komplimente Augenscheinlich hatte
sie ihm etwas übel genommen. shn
aber verdroß ihre Etnpsindlichkeit erst
— www-II
recht nnd als lHerr Lierbel ihn nach
dem Kontre darauf aufmerksam machte
das; zrriiulein Mirller nnn werde geizen
wollen« verabschiedete ersichmit hoch-
niinger Miene von seiner Partnerin
nnd äußerte gel)ei1nnis;boll: »Ich must
namlich ein fremdes Fräulein das sich
unter meinen Schutz gestellt hat nach
Hause begleiten."
Draußen reichte er Fräulein Cle-
nrentine den rechten Arm nnd botan-
cirte in der Linken sein aufgespanntes
baumwollenes Regendarh So traten
sie den Heimweg an. Es goß wie mit
Kannen nnd war Imangenehm kalt
aber Clementinen brannte das Ge-
sicht nnd ihr Herz pochte stiirniisch
Das war ihr ja selbst als jungem Mad-
then nicht passirt das; sie ein fremder
junger Herr des Abends ani Arme nach
Hause geführt. Der erste Schritt in
das erträumte Land der Rornantif war
gethan sie fühlte sich arn Vorabend
großer Ereignisse stehen. Herr Blech-
eisen nun-de gespriichig; es trieb ihn
seinen Aerger iiber des schwarzen
Mariechens Abrveisung durch eine leb-
hafte Zungengynrnastik zu verdrängen.
Er erzählte wie er zur Erholung von
einer Krankheit einen vierwöchent-
lichen Urlan erhalten den er da er
ein Gerniithsniensch mit allerlei poeti-
schen Neigungen sei nach Möglichkeit
zur Befriedigung seiner Natursclnviir-
nierei artenntzen wolle Es überkanr
Clenientinen wie eine Offenbarung-
Dann theilte ihr Herr Blecheisen rnit
daß er ein Berliner sei und sprach in
iiberlegener Weise von dem weltstäd-
tischen Leben. Nun sah Fräulein Cle
mentine mit ver-doppelter Hochachtung
zu ihni aus denn siir sie waren alle
Grosisttidter niit«·einein gewissen Nim-
bus umgeben. Nachher bediiuerte sie
um sich auch von der liebenswürdigen
Seite zu zeigen dass er ein so stutter
Tänzer- das Vergnügen so zeitig Ver-
lassen habe. Die jungen Damen wür-
den ihn gewiß sehr vermissen. Er
jedoch entgegnete nur nachliissig das
Letztere sei cr iiberall gewohnt.
Am nächsten Vormittag ließ sich
Herr Blecheisen bei Fräulein Müller
melden. Er hatte am Abend zuvor ver-
gessen ihr ihren Regenschirm zur-Zick-
zugeben und kam nun ihr denselben
wiederzuerstatten. Als Mann den
Welt kleidete er diese Pflicht natürlich
in die Form einesHoflicikfeitsbesncth
der ihn iiber Clemcntinens Vesinden
unterrichteu sollte. Diese durch die
ungewohnte Aufmerksamkeit eines
Herrn ganz außer Fassung gebrann
empfing ihn verwirrt auf ihrer-Verande
und je bster sie ihn »Herr Zwei-nume-
rar" anredete indem sie jedesmal
einen besonderen Nachdruck aus den«
Titel legte nnd ihm einen sormlirh
ehrwilrdigen Klang verlieh unt so
wohlwollender wurde Herr Blecheisen.
Er erkundigte sich auch freundschaft-
lich ob sie schon Bekannte gesunden
und einige Punkte dgr Umgegend in
Augenschein genommen habe. Da sie
beides verneinte erklärte s ich der junge
Mann mit Gönneruiiene bereit ihr
wenn gutes Metter einträte gelegent-
lich einige Partien die ihm von sriiher
bekannt seien zu zeigen.
Darauf begab er sich zur Table
d’hote· Nachdem er der buntseidenen
Tuchecke die aus seiner Rocktasche
lugte den rechten Chic gegeben betrat
er stolzen Schrittes ein siegesgewisses
Lächeln aus den Lippen den Speisesaal.
Fräulein Mariechen Rittntann und
ihre Mutter saßen schon anihrem ge-
wohnten Platz. Er hatte mit den
Damen ain Tage nach seiner Ankunft
bei Tische Bekanntschaft gemacht und·
sie seitdem täglich wiedergesehen. Das
hübsche Gesicht des Mädchens und das
von einein behaglichen Wohlstande zeu-
gende Auftreten der Beiden hatten auf
ihn Eindruck gemacht und er hatte Ma-
riechen inunverbliimterWeis e seineHul-
digungen zu Füßen gelegt die sie mit
spröder Ziererei die Mutter aber mit
sichtlicher Befriedigung ausgenommen.
Die dicke geputzte Frau Rittmann war
die sattin eines kleinenKausmannes
IU Occulh Uct IIUJV cclllcu solicit-c-
Frun nnd Tochter alljährlich eine
Badereise machen zu lassen. Frau
Rittmann besaß keinen höheren Ehr-
geiz als ihre niedliche Tochter so friih
wie möglich an den Mann zu bringen
und das Jdeal dieses Mannes fah sie
in irgend einem kleinen Beamten der »
ihrer Tochter einen volltöncnden Titel T
verleihen konnte. Der Snpernntnerar ?
Blecheisen erschien ihr für diesen Zweck s
wie geschaffen. Da der »sclsi?ne Blech- .
eisen" tvie ihn die jungen Mädchen
ans den winterlichen Tanzlriinzchen
nannten aber ganz genau wußte daß s
er eine begehrenswerthe Partie seis
hielt er es siir gut sich anch hin nnd s
wieder ein wenig rar zu machen nnd s
Mariechens Entgegenkomtnen durch
idibcrlegene Gleichgiltigkeit herauszufor-
ern.
Aber diesmal schien er es nach seiner
gestrigen Vernachlässigung ernstlich mit
ihr verdorben zu haben. Sie behan-
delte ihn als Luft nnd selbst Fran
Ritttnann zeigte eine merklich kiihle
Haltung in ihrem sonst so mütterlich
nuftnuntecnden Wesen. Sie hatte fiir
die nächsten Tage bestimmt eine Ent-
scheidung in dem Verhältnisi derjnngen
»
Dr. . .
August
König’s .
Hamburger
Brustthee
sur in Original Packeietv
site in Original Parteien.
sinr in Original Pack-ten.
Preis Centä
Preis Geists
Preis Caris.
Heile sicher
Husten Beinabe ein volles Jahr via is
« mich ein Hustem Tao lscsiiind ge
Kragen im Halse blieb nach wenigen Tosen von
Tr. August Köttig’g Hamburger Brusttbee aus
der Schieim löste sich und nach Gebrauch von ein
paar Packeteit verschwand der Hufien gänzlich-—-
Fred. Schnitz Colttntbue Lljitn
E
Etlickte Monate litt
Brustlcidcns ich an beftizten Brust-
iseklemmungen und kein Mittel wollte helfen.
Schließlich gebrauchie ich Tr. August König’6
Hamburger Brufttbee und ich war bald geheilt.
-—Cbarlcs H. Arire 323 S. PrinteiStmßh
Lancasier spa.
Erkäylttlttsc cnf xcktli fcli Jcibkkil
g balte iiis T1.Auaust
Himqu Hamburger Brusitbee stets in meiner
Familie vortäthig und babe immer gefunden
daß tiefer Idee ein ausgezeichneteö Mittel ge-
gen alle Ericiitungen ist. — Francis M. Bar-
reti. 205 N» Alter-Strafen VWitnorh Mid
.; - .. Aj
streute erwartet; nun tauchte das
»fre1nde Fräulein-l niivermuthet am
oorizont ihrer Pläne auf nnd durch-
kreuzte ihre ans s Feinste ansaesponne-
nen Rechnungen Heirn Blecheisen
sing zwar in dieser frosiigen Atmo-
spbare an etwas bange zu werden
aber er der Uijwe auf allen Ballen
seiner Berliner «Isereiue durfte doch
nicht klein bei geben. Er kräuselte mit
eteganter Diebung seines rechten Dan-
nrens und Zeigefingers das wohlge
pfleate Sclnnnrbiirtchem leljnte sich mit
nachtiissiqer qZeniegmig zuriiet und be-
handelte nun seinerseits Mutter nnd
Tochter Rittniann als nicht vorhanden
bis die Erster-e sich mit einem Mal des
alten Sprichworts »der Klügste gibt
nach« erinnerte nnd da es sich um das
Lebensglück ihre-J Kindes handelte
ihrer weiblichen Würde nichts zu ver-
geben alanbte wenn sie dem beleidig-
ten Freier einige Avancen machte.
»Das Wetter bot wie immer den be-
quemsten Antniipfnngspinikt. Frau
! Rittmann sprats die Bcrmnthnng aus
dasi es nächstens zn regnen aufhören
werde eine Vermuthnng die bei den
herrschendenq eihiiltnissen den Vorzug
der aninnttat besaß. Iie verwies
dabei ans einen heller-en Streier am
i westlichen Himmel. Das war ein Fak-
tum welches selbst die hartnäckigsten
Skeptiker überzeugen mußte nnd einen
ischmollenden Liebhaber wohl aus der
Rolle fallen lassen konnte.
tVnH sp- Gans nun muss mkm des-sk
»... -..... »..- W- »..
fendlich wieder in’s Freie tönnenl"
jrief Blecheisen vergnügt. Fräulein
« Mariechen schielte ihn prüfend von der
Seite an nnd lies; ihre Serviette so
s dicht vor seine Füße fallen daß er nicht
i unihin konnte sie ihr aufzuheben. Sie
lhatten nämlich Beide ost von einer
Igemeinsamen Bergpartie geschwärmt.
.«leer ihm schiert die Erinnerung an
jene zärtlitlien Planderstiindchen noch
ntclt zurückgekehrt zu sein. Er reichte
ihr die Seruiette mit kiihlem Gruß und
wendete sich der Mutter zu.
Die kleine runde Frau lächelte ihn
aus freundlich zusannnengekniffenen
Augen sehr friedfertig au. Wirklich
Herr Blecheisen dass ewige Still-
sitzen ist nicht länger auszuhalten
Weuii’0 aber aushisrt zu regnen machen
wir noch heute eine Partie»
»Aber die Wege werden fehr nafz
sein" meinte der Angel-even wieder
ein bischen von oben herab.
»J wer wird denn so zimperlicli
seinl Man muß den Tag aus-nutzen
Ich sage Ihnen wenn es in einer
Stunde aufgehört hat zu regnen stei-
gen wir heute Nachmittag auf die Roß-
trappe. Sie begleiten uns doch Herr
Blecheisen?« .
Dem also Begehrten schien es unter
seiner Würde sofort zu kapitaliren.
»Ich bedaure sehr meine Danien;"
erwiderte er kühl »wenn das Wetter
wirklich schon wird habe ich für heute
schon andere Verpflichtungen ich will
dein fremden Fräulein einige Scheus-
würdigkeiten zeigen. »
Es hörte wirklich auf zu regnen.
Schlag drei Uhr fund sich Fritz Blech-
eisen bei Fräulein Müller ein um sie
zu einem Spaziergang auf den Hexen-
tanzplatz abzuhalten Clementine war
gerührt von so viel Gutmiithigkeit sie
zog den neuenRegenrnantel an und
; setz-te ihren Beilchenhut aus und begab;.
sich in froher Reiseftimmnng mitihrein ;
Kavalier auf die Wanderschaft. Der
Supernumerar begann sich iiber die
- Folgen des Zerwiirfnisses mit seinen
Tischthnachbarinnen lebhaft zu benu-
ruhigen und mochte doch um keinen
Preis den ersten Schritt zur Versöh-
nung thun. Aus mehrjiihriger Praxis
wußte er daß Eifersucht ein bewahrte-s
Mittel ist ein erziirntes liebendes
Herz nachgiebig zu stimmen deshalb
setzte er auf das Programm seiner Tha-
ten den Vorsatz Fräulein Clementine
Müller nach Kräften den Hof zu machen
und bei passender Gelegenheit so lange
mit seiner nxuen Eroberung zu renam
mhson Ist-A Ovoiisøklmn ihm non callkcd
-.- ...... ..... --» -....
die verzeihende Hand reichte.
Die Gedriicktheit iiber den vorläu-«
sigen Verlust von Mariechens Huld
die ihn trotzdem beherrschte gewann
ihm schnell Clementinens Gunst.
Sein nielanrholischer Blick sein unsta-
tes Wesen gaben ihm in ihren Augen
etwas Jnteressantes und die fast mitt-
terliche Zärtlichkeit fiir den aufopfe-
rungsfähigen jungen Mann auf dessen
Schultern ein geheimes Leid zu lasten
schien regte sich in ihrer Brust· Sie
mußte versuchen aus. den Grund jener
stillen Wehmuth zukommen. Er beant-
wortete ihre vorsichtig tastenden Fragen
mit ebenso vorsichtigem geheimnißvol-
len Andeutungem und als er merkte-
welchen tiefen Eindruck dieselben auf
seine Begleiterin machten spielte er
sich erst recht auf den Empfindsamen
hinan-T Nun wußte Clementine nicht
was sie aus ihm machen sollte. Seine
»von Vertrauen eugenden und Ver-
nanen heischende :Uiittlseilungeii iiber
seinen (-siemiithkszustand dazwischen ein
paar sarlaslisihe mit Philosophen-
uiiene hingeworfene Bemerkungen iiber
die Oerworseuheit des ganzen weib-
lichen tsiescijleclsto die Anwesenden
natürlich ausgenommen-dazu seine
Verliiadlirhteit seine unverkennbar-en
Annahernnat-versuche ihr gegenüber-—
Clementiac erschrak in tiefster Seele-—
Fritz Blei-helfen wollte sie heirathen-
niu Natteci itiilli-t!—--der schone Herr
Blecheisem der Herr Suberuunierarl
-——«L;’a—d sollte sie in dieser tinlamiliit
aitiiianzseliP»-Zo also sah die Roman-
tik ausk-
Eleaieatine wußte kanni wie sie
nach Hause lam; die Gedanken jagten
in ihrem rathlosen Zions Alter als sie
allein in ihrer stillen Wohnung sasi
lind auo dein offenen Fenster auf die
dunklen Berge schaute iiber denen
graue Nebel brauten war ihr Ent-
schluß gefas:t. »Einschlagen wenn
Einem dad Glück die Hand bietetl"
dachte sie. Wozu wäre sie denn sonst
ausgezogen die Romantil zu suchen?
Sie erwartete Herrn Blecheiseno
seierlichen Antrag mit Sicherheit am
nächsten Tage nnd als die Sonne dces
bedentungevollen Tages iiber die Berge »
zog litt es sie nicht lange in ihren
A
vier Wänden und um ihre Aufregung
zu bemeistern trat sie einen Spazier-
gang durch die noch menschenlccrcn
thaufrisihen Anlagen an. Aber da—
wer kreuzte da direkt vom Bahnhof
kommend von einem kofferbeladenen
lsjepiicktriiger gefolgt ihrenWegP
»Fräulcin Cleuientine!" Klang es
nicht wie ein JubelrufP »Friiulein
Clementine! Gott sei Dank!" Cle-
mentine stand starr- als traute sie
ihren Augen nicht.
»Aber- Herr Waltei«« stotterte sie
endlich »wir kommen Sie denn hier-
her?«
»Viel-es Fräulein Clementine" sagte
der alte Heu bedächtig »bereiten Sie
sich Vor; i-h komme um Sie mitzu-
nehmen. 's
Clementine wurde blaß. »Das geht
aber nicht so ohne Weiteres Herr Wal-
ter; Sie haben mir doch siir mehrere
Wochen Erlaubniß zum Reisen ge-
gebe1.«
»Das war eben ein verteufelt dum-
mer Streich von mir-konnte doch nicht
ahnen daß es so kommen würde. Also
hören Sie: Bekommen meine Enkel-
kinder die Masern während ich dei
ihnen bin-bin da natiirlich iiberfliissig
im Hause und muß erweisen-finde
meine Wohnung leer und besorge mir
fiir die paar Wochen die Sie fort-
bleiben eine Person die mir das
Haus in Ordnung halten soll. Eine
Mosis-«- äph c..». Ak.»... -:.-- m--.-....I
Issstsss - 7 Issvss usw«-- Ussp sbslwss
—eine Person die Eichorien in den
Koffee thut und keine Kartossel gar
kochen kaum-eine Person die mich
mit aufgeplatzten Ueberzieheruiihten
’rumlaufen läßt daß mir die Jungens
auf der Straf-Je nachschreien——tinsz eine
Person die ich nach achtundvierzig
Stunden wieder an die Luft gesetzt
habe. Da bin ich voll Verzweiflung
wieder in die Eisenbahn gestiegen und
hierherkutscdirt. Nun will ich noch
’mal auf den Vater Brocken klettern
und die Sonne ausgehen sehen und
»wenn ich gesund und heil wieder
herunter-komme dann hole ich Sie ab
Clemcntine und Sie miissen mit-—da
’ hilft kein Sträubeu."
Aber Clementine voll stolzen Selbst-
gefühls mit dem sie die Erwartung
des grossen Ereignisses erfüllte war
der Situation gewachsen. Sie nahm
eine ernste wiirdevolle Haltung an-
»Es thut mir furchtbar leid daß Sie
so viel Pech gehabt haben Herr Wal-
ter; aber ich kann unmöglich auf der
Stelle mitkommen denn ich vermag
meine hiesigen Beziehungen nicht so
schnell zu lösen-Und überhaupt-daß
ich’s Ihnen nur gleich sage Herr Wal-
ter—ich gedenke mich zu verändern—d«
wird’s doch zwischen uns Beiden bald
aus sein-»
Clementine-—da soll doch gleich!
« Machen Sie doch keine Dunmiheiteu
Fräulein Clementine i»
»Es ist mir heiliger Ernst damit
Herr Walter !"
»Ja drei Teufels Namen Sie wis-
sen nicht was Sie reden! Werden Sie
erst wieder vernünftig und dann lassen
Sie uns iiber die Sache sprechen!"
Damit drehte ihr der alte Herr den
; Rücken zu.
Aber auch Clementinen war die
Stimmung verdorben der Spaziergang
ihr verleidet und sie machte daß sie
nach Hause kam. In der Thüre trat
ihr die Wirthin mit einem Brief ent-
HTGEIL
»Vor· einer halben Stunde abge-
z:rl·-rn Fräulein-» Clementine durch-
;3:k)r ein freudiger Schreck ihre Hände
zitterten als sie den Brief erbrach—
dies Papier barg ihr Geschick. Aber
was stand denn da?
.Wertl1es Fräulein! Nachdem ich
endlich Namen und Wohnung des frem-
den Fräuleins über das man ja Wun-
derdinge munkelt erfahren miissen
Sie mir schon erlauben Ihnen ein-
mal gründlich meine Meinung zu sagen.
Ich bin eine erfahrene Frau und kenne
die Welt; aber ich habe noch nie ge-
hört daß es sich schickt wenn ein jun-
ges Mädchen allein auf Reisen geht
oder gar mit einein fremden Herrn
allein Landpartien macht. Ganz genau
weisz ich aber daß es sich nicht schickt
wenn besagtes junges Mädchen den be-
treffenden jungen Herrn einer wohl-
erzogenen jungen Dame mit der er
schon so gut wie oerlobt war abspenftig
Inn-Isc- »
. .... -.
Weiter vermochte Clementine nicht
zulesen sie entzifferte nur noch die
Unterschrift: »Frau Rittmann Villa
- Waldfrieden" und machte sich ans den
Weg-zur Villa Waldsrieden. Sie hätte
weinen können iiberdie unerhörte Ve-
leidigung weinen iiber ihre vernichte-
ten Hoffnungen und ihren verlorenen
Glauben an die Ehrlichkeit der Men-
schen. Frau Ritttnann empfing den
unerwarteten Besuch erstaunt Marie-
chen saß mit rothen Augen in der Ecke.
Die Eintretende stellte sich vor:
.Clementine Mi·ller wohnhast bei
Herrn Werbel.»
Frau Ritttnann und Mariechen fuh-
ren aus: »Das fremde Fräulein!"
Mariechens Augen wurden immer grö-
ßer sie verschlang das rathe Haar und
die spitze Nase des Gastes fast dann
glitt ihr Blick in den Spiegel.
»Und um die läßt er mich sit-»oui«
Ihre Finger zerrten an dein uns-»ge-
weinten Taschentuch bis ed einen he-
benklichen Ruck gab. Cleiucntine zog
den Brief aus der Tasche und wars
ihn Frau Rittniann vor die Fiis:e:
»Das haben Sie mir geschrieben mir
—e5 ist—es ist empörend!«
»Nanu1n ruhig Blut Fräulciz!«
hegiitigte Frau k)iitt1nann »und neh-
men Sie wenigstens Plain Ich hatte
doch nicht so schlimm gemeint ; Lu-
habeu ja Recht in Ihrem Aiter innr-
man schon allein auf Reisen gehen-—
aber die Sache mit dem Herrn Blech-
eisen—«
»Das junge Ding da hat erhei-
rathen wollen nnd das hat er betrogen?
—Sie armes Feind» und Clementine
hatte mit ein«-m Mal die eigene Ent-
täuschnng vergessen nnd war ganz Mit-
gefiihL »Nein Fräuleiuchen der
mus; noch «’ran den kriegen wir noch !"
« »Ach Gatt ich hab’ ihn ja auch recht
schlecht behandeln-« Itammelte Marie«
T
S
chen zerknirfcht »und da war er wohl
sehr böse auf mich und da-—und da-«
Clementine ging plötzlich ein Licht
auf. Fritz Blecheisens räthselhafte
Melancholie wurde ihr klar sie sah
ihren grenzenlos en Jrrthnm ein. »Aber
dann ist doch noch Hoffnung auf Ber-
söhnung mein Kind !«
»Mir und nimmermehr er hat ja
immer von dem fremden Fräulein ge-
fchivärmt. «
Clementine mußte in all’ ihrem
Jammer laut auslachen. »Und damit
hat er mich gewinn-Du lieber Gott!
—- Fiepf hoch Fi«.äuleinchen! Jetzt
nehme ich die Geschichte in die Hand !-
Auf dcr Straße wurden Schritte ver-
tielnnlich. Clementine sah unwillkürlich
auf. Der Vielbesprochene ging vorbei
nnd schielte verstohlen in die Fenster-.
Clemeutine tromnielte hastig-an« die "
Scheiben. Er schaute auf grüßte fehr
erstaunt und verlegen nnd wollte weiter
gelten. Da riß Clementine das Fenster
auf: »Herr Supernuinerar auf d«er
Stelle kommen lEiie heraus.«
Fritz Bleckjeis en versuchte Ausflüchte
aber Elementine wiederholte ihren Be-
fehl mit Feldherrnstinune: »Auf der
Stelle kommen Sie heraus! Auf dei
Stelle !" Damit faßte sie Mariechen
die nicht wußte wie ihr geschah beim
Arm nnd schob sie anf die Veranda die
man paiiiren mußte bevor man in’o
Zimmer trat» Der Supetnmnerat kam
zogeon die Treppe herauf; als et
Mariechcn in Thränen aufgelöst vor
sich sah blieb er wie vom Blitz getrof-
fen stehen. Clementine-packte ihn bei
der Hand nnd legte Mariechens Finger
hinein: »So nun seid alle Beide ver-
nünftig und versöhnt Euch! Adjekti-
vFräulein Clementine ging langsam
nach Hause aber so weit war ihr noch
nie ein-Weg erschienen. Nun hatte sie
wieder einmal ihre Pflicht gethan undX
kam sich doch so gattverlassen vor.
Ja als »Frau Supernuniei·ar" das
wäre ein anderes Leben gewesen! Ach-
wer doch noch einen Anhalt im Leben
hatte! Mit Herrn Walter ivar’s nun
auch vorbei-der würde sie nicht wie-
der haben wollen nachdem sie ihn ein-
mal so erzürnt-sie kannte ihn ja—bei
dem lam der Hanptärger immer erst
hinterher- und dann saß er fest. Also
wieder eine andere Stelle suchen
wieder unter fremde Leute gehen-—
Als sie die Stufen zu ihrem Balton
hinaufschritt hörte sie eine Stimme-:
»Endlich Fräulein Glementine eine
halbe Stunde warte ich schon auf Sie !«
»Herr Walteri Ach Gott« Sie sind
so ärgerlich auf inich.«
»Bin ich« auch Clementinc-- an
Ihren dummen Gedanken ist blos das
Reisen schuld. Sie diirfennie wieder
allein auf Reisen gehen."
Clementine schaute reumiithig zu
Boden. »Aber- lieber Herr Walter ein
bischen Abwechselung will man doch
einmal haben." ;
»Selbstverstiindlich-haben Sie auch
verdient-hiitten sich nur nicht solche
Ideen in den Kopf sehen müssen!
Einen Vorschlag zur Güte Clementine :
Machen Sie alle Sommer mit mir
zustimmen eine Reise-und ich will Sie
vor den wunderlichen Anwandlungen
schon iu Acht nehmen. Werden Sie
meine Frau Fräulein Tiutlien !"
Ctenienti ne f ab Herrn Walter sprach-
los au sie begriss den Sinn seiner
Worte nicht. Der alte Herr wartete
ungeduldig auf Antwort. »Haben Sie
denn gar keine Lust Fräulein Tinchenje
Denken Sie doch wie sorgenfrei Sie
als meine Frau leben können; und
wenn ich ’mal todt bin stehen Sie auch :
unabhängig da· sch habe ja jetzt erst ·
eingesehen was ich an Ihnen habe-
ich kann Sie nicht entbehren. Na
Tinchen ja oder nein?"
Zwei dicke Thränen traten Clemen-
tine in die Augen. »Aber das habe ich
ja gar nicht verdient Herr Walten-«
»Kurz und bündig: Ia oder nein
Fräulein Tinchen?"
»Wenn Sieht gern mis ten Herr
Walter!—dann koche ich hnen auch
jede Woche zweimal grünen Aal mit
Brühkartoffeln.« ’ .
Sie reichte ihm beide Hände; aber
heimlich dachte sie: »Notnantisch ist es
ja furchtbar romantisch—aber dazu
hätte ich doch nicht erst aus Reisen zu
gehen brauchen !"
Walck- BLINDE-Te
F r i tz ch e n (der Schläge bekommen
weil er seine Hosen zerrissen): »Nam-
bars Karl zerreißt sie sich jeden Tags
Das hat man davon wenn man seine
Eltern verwöhnt !"
Gedankensplitter.
Wer sich selbst nicht itn antn halten-kann-
wird schlecht im Leben saht-sit
Den Todesanzeigen nach zu s ließen ster-
Ien nnr die Guten nnd Tugendha ten·
Aus den Rausch einer schönen Stunde folgt
ost ber Katzeniainmer eines ganzen Lebens.
Gute Menschen sind selten gute Menschen-
fenner—nnd umgekehrt.
Man ist alt geworden wenn man lachen
tpo man einst lachte nnd lacht wo man einst -.
lächelte.
Anch die strengste Tugend macht gelegentliin
ein Mittagöschliischetn
Man lascht beständig nach neuem Glück nnd
gelangt so nicht zum Genosse des alte-.
— Des Absatzgebiet der City Braue-
rei hat sich von Jahr zu Jahr erwei-
ieri. Das beliebte Bier ist allenthals
ben in großer Nachfrage.
Jm Cinderella Schuh-Stock
sind die Herbst und Winter - Waaren
eingetroffen nnd eine vortreffliche Aug-
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Hanschke, Robert. Freie Presse für Texas. (San Antonio, Tex.), Vol. 30, No. 3923, Ed. 1 Wednesday, January 30, 1895, newspaper, January 30, 1895; (https://texashistory.unt.edu/ark:/67531/metapth1081469/m1/2/?rotate=270: accessed July 17, 2024), University of North Texas Libraries, The Portal to Texas History, https://texashistory.unt.edu.; .