Freie Presse für Texas. (San Antonio, Tex.), Vol. 44, No. 8024, Ed. 1 Saturday, September 5, 1908 Page: 4 of 4
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T L.okaleg.
Sonntagssetrachtungeu.
Zwei Männer sind es die in dein
letzten Viertel des neunzehnten Jahr-
hunderts dag geistige Gebiet be-
herrschen —- Friedrich Nietzsche und
Leo Tolstoi. Beide haben viel ge-
meinsam beide gehen von demselben
Ausgangspunkt aus aber beide ste-
hen doch in einem bestimmten Gegen-
satz zu einander und bilden ein paar
Extreme die sich wohl berühren aber
doch himinelweit von einander ent-
fernt sind. Beide aber haben ihrer-Zeit
den Stempel ihres Geistes aufge-
drückt haben den Geistesrichtungen
der Zeit das Gepräge gegeben nnd
den geistigen Strömungen die Wege
gewiesen. So können mir überall
auf geistigeni Gebiete ihre Einwir-
kung erkennen in unsern Anschauun-
gen unserm Empfinden unsern mo-
ralischen sozialen politischen Jdeen
- in unserer Dichtung und in unserer
HKunst Selbst aus das Aeußerliche
haben sie eingewirkt auf die Fassung
in der wir unsere Gedanken zum
Ausdruck bringen auf unsere Spra-
che und unsern Stil.
Es ist das nichts Verwuiiderlichesä.
Der Philosoph bestimmt stets die gei-
stige Richtung seiner Zeit wenn er
auch nicht unmitelbar so stark hervor-
tritt wie manche andere denen er
durch seine Arbeit tatsächlich erst
die Grundlage ihrer geistigen Leistun-
gen gegeben hat. Wir würden in
Wirklichkeit vielmehr berechtigt sein
von einem Zeitalter Kant’s zu spre-
chen als von einem Zeitalter Schil-
— ler’s und-. Goethe’s und so könnten wir
denn auch mit vollem Recht unsere
Zeit als das Zeitalter Nietzsche’s
und Tolstoi’s bezeichnen jedenfalls
J mit mehr Recht als mit den verschie-
denen andern Namen die man ihr
gegeben hat.
Beide Nietzsche sowohl als Tolstoi
gehen vom Gegensatz zu unsern herr-
schenden Rufes-»das We Wid« i;»
«..««».;«-tfrfachter bei seinem mangelnden Ver
den diese Zustände schlecht unhalt-
- bar gefährlich für die Menschheit und
« ihre Entwicklung. Beide wollen al-
les was jetzt besteht niederreißen
unsere staatlichen Institutionen un-
sere religiöser- politischen sozialen
und Moral-Begriffe Beide wollen
dies durch die Herausbildung des
Jndividuums tun. Aber während
Nietzsche das Individuum d. h. das
fähige Individuum zum Herrn ma-
chen will der nur seinen eigenen Wil-
len kennt seinen eigenen Wunsch
achtet und unter seine Gewalt zwingt
wenn ex zwingen kann will Tolstoi
das· Individuum zum Menschen-
sreund im echten Sinne des Wortes
machen zum sanften« mitfühlenden
hülfsbereiten liebenden Menschen der
in der Liebe zum Nächsten aufgeht
und der das Ziel seines Lebens
und Strebens darin sieht Liebe zu
verbreiten und seine Mitmenschen in
gleicher Liebe zu umfassen. Nietzsche-«
mit einem Wort will den Ueber?
menschen der Selbstherrlichleit schaf-
fen Tolstoi den«»Uebermenschen der
Selbstverleugnung. Die konsequente
Verfolgung und Ausführung der
-Wsche’schen Ideen würde uns in
-'» »»;Mitischer Hinsicht zur reinen Auto-«
- .«ki»ätie diejenige der Tolstoi«schen
« « deen zur Brüdergemeinde führen«
" «e·ksche’s Jdeal ist Tamerlan oder«
« onch Alexander oder Napoleon Tol-
stoi’s Jdeal ist —- Jesus Christus
— Wir wollen hier nicht ein Urteil
über das eine oder das andere die-
ser beiden Systeme abgeben dazu-
müßten wir viel tiefer in sie ein-·
dringen als es Karakter und Rah-’
men dieses Artikels erlauben und-
viel tiefer als es dem Sonntags-lief
— ständnis für Philosophie und philoso-
Msk Spekulation überhaupt mög
mssm msöø fes-JOH. kä-« ......
«--.-· .--s-- ss»- »»-0s»- 7«-s- uuk u-
.- Stellung dieser beiden herrschendenl
? « Geister unserer Zeit kurz skizzierens
und die Wirkung die sie auf dieses
Zeit ausgeübt haben und ausüben-
Nietzsches Lehre beruht auf dem
sehr einfachen und klaren Prinzip
daß jeder Mensch das Recht habe»
sich anszulebem d. h. zu tun und zus
lassen wozu ihn seine Natur- seinei
Individualität treibe und sich bei die-«
sein Ausleben kühn über alle Hinder-
dies Gein Gewohnheit und
Gebrauch bilden hinwegzusetzen sich
« mit anderen Worten seine eigene
Welt zu bilden in der sein Wille
sGesetz ist. Jmmer vorausgesetzt daß
« er stark genug dazu ist. Denn Nietz-
sche’"s Philosophie ist nur eine Philo-
sophie für den Starken der Schwache
kommt bei ihm nicht in Betracht
gnug untergehen verkommen fort-
.iiigetieren sein Schicksal ist gleichgül-
« tig. Aber der Starke kann tun
· was«· er will er steht in Wahrheit
« jenseits von Gut und Böse er kann
« weder gut noch schlecht sein weder
Ewigen noch tugendhaft leben. denn
Halle diese Begriffe existieren für ihn
Haar nicht Tolstoi’s Lehre baut sich
ans der uralten mystischen Auffas-
sung-von der Einheit des Indivi-
dumns mit dem All aus« Was mei-
« nein Nächsten geschieht geschieht auch
mir das Schlechte oder Gute das
» »ich meinem Nächsten zufüge das füge
» ich mir selber zu und deshalb ist es
» notwendig· daß ich meinen Näch-
sten mit der vollsten unerschöpflich-
sten Liebe umfasse die nur denkbar
ist. Ausz- dieser Liebe zum Näch-
sten strömt bei Tolstoi alles Tun
Der Starke soll lieben und in seiner
Liebe soll er diejenigen die schwach
sind fördern und unterstützen sie
ans dieselbe Höhe zu beben suchen
s» aus der er selbst steht.
l
I
Man sieht ani- diesein Vergleich
daß :skictzsche’ss Lehre berstiindlicher ist
auch berückender. Daher die unge-
heure Wirkung die sie ausgeübt bat-
Jn den Messe-beschert Gedankenkreis
fand inan sich leicht hinein nnd man
fand sich gern hinein. denn ein
Jeder hielt sich fiir einen Starken
der Anrecht auf das Herrenleben habe
dass der Meister schilderte Und so
traten uns denn « bald Nietzschesche
Jdeen auf allen Gebieten entgegen
Fast unsere ganze moderne Litteratnr
ist anf ihnen aufgebaut unsere
Moral-s)lnschmmngen wurden stark
durch sie beeinflußt die Priiderei frü-
herer Zeiten schwand vor dein schar-
fen Luftzng der ans- diesen Ideen
strönite Das Wort von der Umwer-
tung aller Werte rief beinahe ans
allen geistigen Gebieten eine Revolu-
tion hervor wenn diese Revolutionen
auch nicht immer im Nietzjche’srl;en
Sinne verlieer. Selbst in der Poli-
tik und der Tiplomatie können wir
die Einwirkung spüren Und nicht
zum Mindesten in unsern Lebensge-
wohnheiten. Die Sportbegeisterung
unserer heutigen Generation ist zum
guten Teil auf Nietzsche zurückzufüh-
ren denn unwillkürlich verband sich
bei der Masse mit dem Begriff ooin
Ueberrnenschen auch der Begriff der
körperlichen Stärke Breitbrüstig
brejtschultrig und starkgliedrig mußte
so ein Teufelskerl sein nur die kör-
perliche Kraft konnte das starle Her-
auskehren und Betonen der Indivi-
dnalität möglich machen.
Tolstoi’s Lehre ist nicht so leicht
verständlich auch nicht so berückend
Denn Tolstoi will dem Menschen ja
kein Herrenleben schaffen kein rück-
haltsloses Genießen und Aus-nutzen
der Gelegenheit sondern ein entsa-
gungsvolles stilles demütiges Le-
ben. Tolstoi will sein JdeaL die
Regeneration des Menschengeschlech-
tes dadurch erreichen daß das Judi-
viduum zum einfachsten ruhigsten
Leben zurückkehrt. Er verwirft alle
unsere großen Kultur-Errungenschaf-
ten Msiejind uns nur hinderlich bei
-uu Msicucrgcuuiy ulc stu) ull Uck
Menschheit vollziehen muß. Wir sol-
len sie wegwerfen aufgeben und
ein natürliches Leben führen. Alle
unsere politischen und sozialen Ein-
srichtungen sind falsch und verderblich
denn sie sind aus den Unterschied der
Klassen ans die Uebermacht des ei-
nen über den andern aufgebaut
weg damit. Tolstoi’s Menschen brau-
chen weder Regierungen noch Gesetze
denn die allumiassende Liebe die
sie zu einander haben hindert siei
Verbrechen zu begehen Auch sie sie-s
hen jenseits Von Gut und Böse aber«
im andern Sinne als der Nietzsche-sche-
Uebermensch Auch unsere Wissen-s
schaft unsere Kunst unsere Vätern-;
tur hindert uns an der Wiederge-
burt darum fort mit ihnen. Unser-;
Horizont der jetzt die ganze Weits
umspannt und den Himmel dazu
soll verengert werden nur das Näch-
ste sollen wir sehen- nur das Nächste
soll unser Interesse in Anspruch neh-
men. Unser Denken soll vereinsacht
unsere geistige Kost weniger üppich
weniger reich werden. Nicht — alles
sollen wir wissen wollen wie jetzt
sondern nur einiges nur das- was
uns nahe liegt und in dieser Be-
schränkung werden wir erst
glücklich werden. Unsere Religion
sschließlich ist viel zu kompliziert viel
zu dogmatisch —- darum weg mit ihr
auch. Gott müssen wir in seiner
Wahrheit erkennen nicht durch die
dogmatische Brille die uns Genera-
tionen sogenannter Gottesgelehrter
zurechtgeschliffen haben. Und Gott in
seiner Wahrheit erkennen können wir
nur wenn wir zum Urchristentum
zurückkehren denn in ihm hat der
JGottesgedance nach Tolstoi·s Ansicht
Jseineu höchsten und reinsten Ausdruck
gesunden Darum zurück zum Ur-
christentum in unsern religiösen und
zurück zum Urchristentum in unsern
sozialen Anschauungen Tenn im
Urchristentum findet Tolstoi nicht nur
das Jdeal seiner Religion in den
Zersten christlichen Gemeinden sindet
er auch das Jdeal seiner Lebensans-
fassung und Lebensaewohnheiten«
Einfach arbeitsam praktisch sich be-T
tätigend geistig sich im engen Kreise
;bewegend und alle in Vruderliebe
Jvereinigt dieses Bild das wir uns
von den ersten Christengemeinden
machen das ist auch das Jdealbild
von Tolstoi’s Menschheit " Und zu
diesem reinen glücklichen natürlichen
Zustande will er das durch Kultur
und Unnatur verdorbene Menschenge-
schlecht zurückführen
Es ist klar Faß Nietzsches Theo-
rien stärker gewirkt haben als die-
jenigen Tolstoi’s sie sind leichter
verständlich nnd auch aussehenden
Sie predigen den Genuß diejenigen
Tolstoi’s die E11tsagnng. Und sie
scheinen auch mehr vom roten Le-
bensblut ersiillt zu sein mehr dem
Getriebe der Welt angepaßt zu sein
als die weltfernen Jdeen Tolstoi’s.
Scheinen sagen wir in Wirklichkeit
sind sie’s nicht. Jn Wirklichkeit sind
Tolstoi’s Ideen so weltfern nnd nn-
praktisch sie erscheinen praktisch durch-
sührbarer als diejenigen NietzsclJe«:-3.
Doch das nur nebenbei Tatsache ist
jedenfalls daß unser moderness Le-
ben mehr von Nietzsche’5 Ideen be-
einflußt worden ist als von denjeni-
gen Tolftoi’s. Deshalb dürfen wir
des Letzte-ten Einfluß aber nicht unter-
schiitzen Er ist sehr bedeutend und
nimmt noch beständig zu. Aeußerlich
tritt er nicht so stark hervor als der-
jenige Nietzsck)e«L-. aber er ist inner-
licher tiefer. Das fiir unsere Zeit
so karakteristische Suchen nach neuen
Glanbenss und Religionsfornien ist
in hohem Grade auf Tolstoi zurück
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c f « ’ « 1
zufiihren wenn es auch oft in ganz
anderer Weise zum thdtuck lonkmt
als in der Lehre Tolstoi’s:s. Das
griibelndc Vertieer in Lebeiisproble
Ine wie e: in unserer litterarischen
Produktion immer mehr um sich
greift ist Tolstoi’scher Abstammung
nnd wie wäre die Allgeineinbegeiste-
rnng fiir einen Gorki und sein gan-
zes Gefolge von Starken und Eleu-
den Von »Edellunipen« und »Hader-
l«uuipen wohl möglich gewesen
wenn nicht TolstinZ Wesen nnd Leh-
re uns auf seine Erscheinung vorbe-
reitet hätten Viel mächtiger aber
als die Wirkung seiner Schristeu
noch ist die Wirkung seiner Persön-
lichkeit. Da ist er dem deutschen
Philosophen weit voraus. Nietzsche
ein krankhaften reizbarer Mensch bei
dem Stimmungen nnd Launen mit
merkwürdiger Schnelligkeit wechsel-
ten ein Mann der selbst in seiner
glänzendften Zeit geistig nie ganz ge-
sund gewesen ist. Tolstoi eine ru-
hige kräftige gefestigte Gestalt mit
starkem Willen fest an Körper wie
»an Karakter gesund durch und durch
s Und das Schlimmste für Nietzsche - —
ei verschwindet ehe er sein letz-
tes Wort gesprochen in einem Pracht-
sfeuerwerk der Gedanken geht sein
’Cseist unter Tolstoi lebt bis ins
höchste Alter hinein schafft nnd wirkt
inoch mit derselben Kraft als- Acht-
zigjähriger wie als Mann im kräf-
tigsten Alter. Und noch eins-. Tol-
stoi setzte seine Lehre in die Wirklich-
keit um er lebte das was er lehrte:
er der vornehme Aristokrat und Le-
bemann wurde der einfache Bauer
"und Handwerker; er verzichtete sogar
darauf sich dichterisch zu betätigen
um seiner Lehre nicht zu widerspre-
schen Nietzsehirs Persönlichkeit und
Lebensweise dagegen war der reine
jWiderspriich zu seiner Lehre Nietzsche
war ein nervöser Gelehrter ein
launenhafter Junggeselle dein das
große welterhaltende Naturgefiihl
der Liebe des Mannes zum Weibe
stets fremd geblieben ist und der auch
in seinen wildesten Phantasien wohl
jnio daran gedacht hat daß er selbst
seine Lehre zur praktischen Ausfüh-
jrung bringen könnte.
! Man muß nach Rußland gehen
um die Wirkung von Tolstoi’s Per-
sönlichkeit kennen zu lernen. Was
ist Tolstoi Russland? Alles was gut
und groß ist faßt es in seinem Na-
men zusammen Tolstoi ist ihm die
höchste Vollendung des moralischen
Empfindens — er ist sein Gewissen
Alles richtet sein Auge zu ihm al-
les beugt sich seinem Urteil selbst
wenn es widersprechend mit dein ei-
genen ist. Und wenn man ihn nicht
versteht den »Weisen von Jasnaja
Poltjana« dann bescheidet man sich
damit daß die Zeit wohl kommen
wird da er selbst die Rätsel lösl.
Wie viele haben nicht den Kopf ge-
schüttelt als er sein Urteil über die
Duma aussprach aber kein Ver-
letzendes Wort wurde gegen ihn
laut. Und jetzt da er sein »Ich kann
nicht schweigen« in die Welt hinaus-
ruft da wissen sie daß er der alte
ist und daß sie ihn zuerst nur nicht
begriffen haben.
So steht Tolstoi heute an seinem
achtzigsten Geburtstag den wir die-
ser Tage feiern da eine Monumen-
talfigur die alle Zeitgenossen über-
ragt ein Mann über den wir ur-
teilen mbgem wie wir wollen des-
sen Bedeutung als einer herrschen-
den Persönlichkeit im geistigen Leben
unserer Tage wir aber immer aner-
kennen müssen.
Nun sollte ich bei Gelegenheit die-
ses Jubiläumsaufsatzes eigentlich
auch einiges über den Dichter
Tolstois en Es giebt Leute die
seine Be eutung als Dichter eben-
so hoch schätzen wie die als Philo-
soph oder sagen wir lieber Reforma-
tor. Jch tu es nicht. Jch habe mich
nie für Tolstoi als Dichter sehr be-
geistern können. Allzu viel habe ich
auch von ihm nicht gelesen; seine
frühen Schriften kenne ich gar nicht.
Zuerst habe ich seine »Kreutzer So
nate« gelesen das Buch war mir
Mifmrlsrb nnd Pisa Dust-sk- ».«h--5-fk-«»»
i
künstlerischen Ansichten die Wirkung
der Musik auf das sinnliche Empfin-
den erschienen mir absurd. Dann
las ich seinen großen historischen Ro-
man Krieg und Frieden« leider
in einer mäßigen englischen Ueber-
setzsung; vieles an dem Buche hat
mich entzückt und gar manches —-
gelangweilt Ebenso ging es mir mit
dem Roman Auferstanden.« Den
stärksten Eindruck hat auf mich das
Transa »Die Macht der Finsternis«
gemacht. Mehr habe ich auch von
ihm nicht gelesen. Jch kann mir
also kaum ein Urteil iiber den
D i ch t e r erlauben. Vedeutcnd
war jedes Buch das ich von ihm ge-
lesen habt- aber mustergiiltige al-
les iiberdauernde Kunstwerke schie-
nen sie mir nicht zu sein. Meiner
Meinung nach ist Turgenjew der
größere Dichter. Als Dichter würde
sich Tolstoi nie jene herrschende Stel-
lung errungen haben die er als
Mensch und als Philosoph einnimmt
Das ist wenigstens meine nmnas3-
gebliche Ansicht.
W-
Sicbete Hülfe
J. C. Goodwtn von Reidsvillcy
N. C» sagt: Bucklen's Arnica Sal-
be ist sichere Hälse für eiternde Ge-
schwiire; ein solches an meinem Beine
heilte diese wundertätige Salbe
schnell ohne eine Narbe znrückznlas-
fen.« Garantiert für Hämorrhoidem
Wunden Brandwunden etc. 25 Ets.
bei Ad. Dreis; nnd N. Colm K Co»
Ilpothekeu
W
—-— Besser abstiirzen als einfinken·
III Glück in Ä reuclenclmL
Berliner Vorartroman von W al th e r
SchultevomBrühL
(FOrtsetz1xng-)
»Das würde uns allerdings- sehr
interessieren« sagte Cornelia und
der Freiherr rief; »Nun wenn ich
die beiden Herren denn nicht ha-
ben kann so lasse ich wenigstens den
einen nicht los.«
»Er bleibt wenn ick ihm als sein
sBauherr höflichst darum ersuche«
sagte Halberschlag und Griinwald
verbeugte sich indes sich der Rentier
sin den gewandten Formen eines Ge-
schäftsmannes der mit besserem
tPublikum zu verkehren gewohnt ist-
s verabschiedete
»Also ick empfehle mir als künf-
tiger Nachbar und Villenbesitzer« sag-
te er lachend unter der Tür. »Aber
woran ick mir am meisten bei der
ganzen Chose freie det is det Jesicht
von meiner einjeborenen Tochter
Adele wenn et eines Tages heißt:
»So mein Kind jetzt pack hier mal
in der Pragerstrasze alles in un dann
packe da außen da- Weit außen in
Freudental mal hübsch wieder aus
denn da hab irk Dir ein Apartement
mit einem hibschen Marjaretenerker
in eine Villa einbauen lassen. Die
Sache kann jut werden«
Er verschwand »Ein origineller
fHerr« meinte Cornelia.
»Es ist ein Genie welches mir
nicht unsympathisch ist« sagte Allen-
stein. »Fast möchte ich wünschen daß
ich es bei der Veräußerung meiner
Liegenschaften nur mit Herren seiner
Art zu tun hätte.«
»Ein wenig Selbstbewußtsein als
Selfmademam ein wenig Bürger-
stolz verbunden mit einer gewissen
Zuvorkommenheit gegen die von den
oberen Zehntausend eine gute Por-
tion geschäftlicher Gerissenheit für
mangelnde Bildung ein Ersatz durch
einen guten Blick für Welt und Le-
ben nnd im übrigen ein schwacher
Vater und ein guter Kerls Auch
ich wünschte mir als Architekt recht
viel mit solchen Leuten zu tun zu ha-
ben« äußerte Grünwald
Da klang wieder dröhnend das
Tat-stam diesmal nervöser ungedul-
diger.
Die Suppe wird kalt nnd Tante
iToni ungeduldig Darf ich bitten
iHerr Architekt?« wandte sich Corne-
;lia gegen den Gast und Grünnjald
;reichte ihr den Arm und ließ sich
nach dem Speisezitnmer führen.
Y
Aber wo steckt Jhr denn? Ein gn-
tes Mittagessen ist wie ein hoherj
Herr; er liebt es nicht wenn man!
ihn warten läßt's-sagte Tante Toni
v. Wallenstein die Schwester des
Freiherrn hitzig als dieser und die
anderen in das behagliche hoch ge-
tafelte Speisezimmer mit seinem hüb-
schen Stuckplafond aus der Rokokozeit
eintraten. Sie war so klein nnd
wuselig wie ihr Bruder hoch nnd
in seinem Wesen gelassen war. Jetzt
bemerkte sie den Gast und eine
leichte Verlegenheit überkanc sie we-
gen ihres Vorwurfs. Der Freiherr
lachte und stellte den Architekteu vor.
»Nur gemiitlich Toni« sagte er.
Der Verkauf eines Bauplatzes ist auch
eine Sache. Herr Grünwald wird
unten am See eine Villa aufführen
daß die Hechte staunen werden«
» »Die Bauern unten im Dorf wer-
den noch mehr staunen wenn sie nn-
sere Hechte nicht mehr fangen dür-
fen und wenn es mit dem Kahnsahx
ren aus unserem See Essig ist«-' he-
merkte der Schüler Arnulf verlaut
sich in das Gespräch eininischend
»an und mein Bauherr hatte sich
auf Angel- und Rudersport eigentlich
schon gefreut junger Herr« äußerte
der Architekt ein wenig betreten
»Mein Junge liebt es noch zu re-
den ehe er gefragt worden ist« sag-
te der Freiherr verweisend. »Ich
wünschte daß er in der Schule mit
seinem Wörtchen ebenso schnell bei
der Hand wäre. —- Jch hosse übri-
gens den Seeprozeß zu gewinnen
und es ist selbstverständlich daß ich
den Herrschaften die sich drunten anI
Ufer ansiedeln in der Nutzung des
Wassers in jeder Weise entgegenkom-
me.« -
m---. !k« ·I« m- - »s- -
»Halte-u cis usw-. uruulcy lll Cllcll
diesen Dingen-' fiel Cornelia ein auf
deren Winek der Diener« inzwischen
ein weiteres Gedeck ansgelegt hatte
»Ich würde auch ohne Jhre Ver-
sicherung das Gegenteil nicht voraus-
gesetzt haben mein gnädiges Fräu-
lein»« bemerkte Grünwald artig· »Im
übrigen führen diplomatische Ver-
handlungen zwischen wohlgesinnten
gebildeten Leuten ja in der Regel
zum Ziel. Jch habe wenigstens in
meiner bisherigen Laufbahn immer
viel Entgegenkommen gefunden und
bin überzeugt daß ich mich Mit Jhs
rem Vater recht gut verstehen werde.«
»Gewiß gewiß« bestätigte der
Freiherr. »Leben und leben lassen«
das war so die Redensart meiner
Mutter selig. Sie hatte diese Maxime
ans ihrer rheinischen Heimat mit
Nach unserer öjtlichen Reichshälite ge-
bracht- Wo man etwas starrer zn
sein pflegt. Aber ich habe mir ihre
Lebensanffassnng auch ein wenia zn
eigen gemacht. Ec- tut sich Ieicht da-
bei in dem bischen Dasein«
Man setzte sich zu Tisch nnd das
alte Fräulein hielt noch während der
Diener die Snppe servierte eine Art
Entschuldigungsansprache an den
Architekten daß man auf einen Gast
nicht eingerichtet gewesen wäre nnd «
daß er sehr vor-lieb nehmen müsse
mai-auf Grünwald mit gutem On-
Inor versetzte das; einem Manne der
1
F «l
fiir eine Mark nnd fünfzig im Aben-
nement in einem Restaurant zu di-
nieren pflege selbst das fchlichteste
Mittagessen im Schlossk1 Freudental
alLs ein Götterncahl erscheinen würde.
»Hansmannsloft aber gediegene"«
schmunzelte der Freiherr. »Und auf
einen guten reinen Tropfen habe ich
stets gehalten. Jch denke wir wer-
den fertig miteinande1. «
Das Essen nahm denn auch einen
recht behaglichen Verlauf und die
Unterhaltung war ungezwungen und
anregend Der Freiherr sprach viel
von seinen Plänen und Absichten da
er eigentlich mit seiner Villenkolonie
noch im Anfang dessen stehe was er
sich gedacht Er habe Viel Lehrgeld
bezahlt aber nach und nach würde
man in diesen Fragen gewitzigter
Und daß jetzt zum ersten Male hier
neben seinen schlichteren Landhäusern
eine Van im größeren Stil erbaut
werden solle das flöße ihm die schön-
ste Hoffnung ein daß auch in die
Nutzbarmachung seiner Kolonievillen
die zum größten Teil noch leer stün-
den endlich Leben käme.
Forschung kagtJ
A l l e r l c i.
—- Auf eigentümliche Weise kam
der 13 Jahre alte farbige Stiefel-
wichser George Bell im Kampmann
Gebäude mirs Leben A. Howard
der Knabe der dem Cigarrenstand
im Haustur versteht ließ einen hal-
ben Dollar fallen der durch den Ele-
vatorschacht in den Keller rollte. Der
Elevator wurde herabgelassen damit
der Knabe fein Geldstück suchen und
wieder erhalten konnte nnd der Ne
fgerjunge öffnete die Elevatortür leg-
te sich auf den Bauch nnd steckte den
iKops hervor um der Prozednr des
Sachens zuzusehen. Howard fand
sein Geldstück der Elevator hatte aber
wieder seine regelmäßigen Fahrten
gemacht und als er in den Keller
gelassen wurde wurde dem Jungen
das Genick gebrochen und er blieb au-
Jsgenblicklich tot Der Junge war
zbei den Bewohnern des Hauer sehr
beliebt und man sammelte sofort Geld
ifür seine Beerdigung Er war eine
Waise
— Die Offiziere der hiesigen Gar-
nison haben einen Uebungsritt von
90 Meilen vor sich den sie in drei
Tagen zurücklegen müssen. Dies isi
eine leichte Aufgabe und sie steht in
keinem Verhältnis zu der ihnen über-
lassenen Wahl anstatt dessen in drei
Tagen fünfzig Meilen zu Fuß zu ge-
hen. Und doch hat sich der Regi-
mentsarzt Col. Girard siir den
Marsch entschieden.
—- Der »große« Cecil Lyon hat
wieder einmal von sich hören lassen.
Er versicherte einem hiesigen Repori
ter daß die republikanische Partei
nicht nnr in Bexar Couiitv im 1si.
Kongreszdistrikt sondern anch im
Staate siegen werde. Wir sind es an
Cecil Lyon gewohnt daß er den
Mund recht voll nimmt wenn er
spricht.
—- Der Obst- und Gemme-Markt
ist gegenwärtig sehr reichhaltig und
Küche und Tafel können gut ver-sorgt
werden. Austern Shrimp weich-
und hartschaligeKrebfe und Fische in
großer Auswahl sind auch wieder
zu haben und bald Wird es auch
wieder Puter geben. Hühner sind
teuer aber sie werden vielleicht bil-
liger werden wenn ihnen die Puter
Konkurrenz machen.
—— sn einer Massenverfamnilung
von Bürgern die unter der Aegidez
des Busineß Mens Clnb stand ift der ’
Bau einer Bahn nach Pleafanton be-i
schlossen worden Es handelt sich nunt
darum die nötigen s40000 aufzu-
bringen.
—- Herr G. A. Dürler und Frau
sind von ihrerEnropareife wolbehal-
ten zurückgekehrt
— Der 28. September ist als
»Preß-Tag« während der Ausstellnng
angesetzt worden.
-— Am 8. Oktober findet hier die
halbjährliche Konvention des Staats-
verbandes der Schaf- nnd Ziegen-
Ziichter abgehalten
Vorbereitung fznr Fast-.
Laßt jetzt einmal die Waffen rnlyln
Im Kampf um fiir und wider
Es follen fiir ein friedlich Tun
Heut tdnen unf’re Lieder.
Nur wenig Wochen noch vergeh-n»
Dann öffnen sich« die Tore«
Dann werden unf’re Fair- wcr feli-’n
Im alles-schönsten Flore.
Was aus des Texaglsodens Kraft
Des Fariners Fleis- errungen
Das wird uns hier herbeigefchaffi
Und zeigt wie es gelungen.
Von vielen Counties fern nnd nah
Die Namen find zu schauen
Sind die Erzeugnisse jetzt da
Das wir uns dlran erbauen.
Auch von der Texas-Industrie
Die stetig vorwärts schreitet
Seh’n auf der Fair wir- daß was sie
Vor nnferm Aug’ ausbreitet
Auch für die Kunst bereitet man
Ein freundlich trautes Eiland —
Wenn es auch nicht viel bieten kann
Wie Rom Paris und Mailand
Tluch Mexico das Nachbarland
Wird allerlei uns senden
Was es mit kunftgeiibter Hand
Vermag der Welt zu spenden.
Und draußen auf dem weiten Plan
Ist allerlei zu sehen
Ich weiß daß Jeder- Weib wie Mann
Wird auf den Midtuay gehen.
Und wenn vom Schauen müde wir
kluf eine Bank hinsinken
Zu können zur Erholung hier
Dir ein Glas L v n e S t a r trinken.
DasLone Etat-Vieh dnsift ver
aft
Ver gibt den Mut uns wieder
O’rum singln wir auch mit voller Kraft
Dem Lo n e S t a r nnPrc Lieder.
INTEEnIATloNALE
; AllssTELLUM
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Wan 26 bis vol. 11.
Pfsklls- HEMM soll TIMMYWMZJW WMMUMS ;
J e d e n T a g.
Hutos Rennen jenen Sonntag Grosse preise.
MWWWWIWWWHWWMWZ
Große Annsftellnng La nidw irthfchaftlierch reProvnkt
ans allen nnGege den des Staates
WWUEIWUUE WEH - AllssTkllllHS.
Eine Ynma sie eov n Ylnterlrmttungem
"Wll.0 WEsT 8HOW«. BAR WWS Auf UEI PWZE. :
. MTWU MTMU
IlMl ljslc HSL III-VIII W MS lb US US Wll Ell WllElI
W MTUMO TEXAG
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· HERRka IN «« IT
L-» se. ' » «
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til-· Herren Damen uncl Matten
- Zur leichten Gewandung gehören auch leichte Schuhe. Jst der Fuß
möglichst kühl bei dieser Hitze. so empfindet der ganze Körper Tonika-»st-
Wir haben eine große Auswahl von leichtem Schuhu-ers für Herren Da-
- men und Kinder in allen Fug-uns und Lederfortem
Wir führen auch die beliebten Zeugschuhe.
« Unsere Preise find müßig. Wir kaufen in großen Quantitüten von
— den etften Fabriken des Landes
cintlorella schalt-state
207 Illan Ptqziy gegenüber-dem Messer-Hosen
. .
» -.. J-« .- .-- s - —
«." Ns «s«v"7 « -i " o» . pl "-"v ! «v .i O -s -
--'-LX»L;ZAZH k«!«.«;.-L««—«L« HJ p-;«I·;LJ«« - « L s( »s » » .«z««
A. J BAUER Ze- cc :
224— 230 SUED-As-AMo-s1-R.
EICKOS WHISREYs WElN uestl chARREN.
- ««·. Speziell empfehlen wir unseren Nerven- nnd Mauer-stärker Ncllsolsuw
Nicht zu vergessen den gut renomirten Magenstätker »Heru- «
"—. ; 83 25 per Gall-me· Bitte schreiben Sie um Zuiendung von Preisltstem
PWKW Feh— JWSE W BMKRM
Auekuige Auskäufer fin Sau Ast-mich
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Hanschke, Robert. Freie Presse für Texas. (San Antonio, Tex.), Vol. 44, No. 8024, Ed. 1 Saturday, September 5, 1908, newspaper, September 5, 1908; San Antonio, Texas. (https://texashistory.unt.edu/ark:/67531/metapth1085490/m1/4/?rotate=90: accessed July 17, 2024), University of North Texas Libraries, The Portal to Texas History, https://texashistory.unt.edu.; .