Freie Presse für Texas. (San Antonio, Tex.), Vol. 47, No. 9042, Ed. 1 Saturday, November 18, 1911 Page: 4 of 4
four pages : ill. ; page 24 x 17 in. Scanned from 35 mm. microfilm.View a full description of this newspaper.
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sz l.okales.W
Sonumgssetrachtuugen.
Am «Wannsee der hübschen Ha-
velbucht bei Berlin um die sich wäh-
rend der letzten fünfundzwanzig Jah-
re die Villen-Kolonie Wannsee auf-
gebaut hat« liegt ein einsames
Grab. Es liegt da einsam-s inmit-
ten des Vorstadtverkehrs und dem
Gerassel der Bahnzüge. Gerade an
der Straße die sich am Seenfer
entlang zieht. Es paßt nicht mehr
dorthin denn wie Meister Rückert
sagt: »Am Ruheplatz der Teteu
da pflegt es still zu sein« nnd da
draußen ist es mit der Zeit doch
ziemlich laut und lärmend gewor-
den. Es ist auch wol ein Verkehrs-
hiridernis aber bis jetzt hat doch
noch Niemand gewagt egs pietätlos
anzutasten Denn es hat eine eigene
Bewandtnis ntit diesem Grabe.
Genau vor hundert Jahren sind
dort zwei unglückliche Menschen ein-
bettet worden ein Mann und eine
Frau. Damals sah es da draußen
anders aus- wie jetzt. Es war ein-
sam und still dort. Von Villen war
nichts zu sehen nur ein Gastbaus3
der sogenannte neue Krug lag in
der Nähe. Es wurde von den Leu-
ten in Berlin das damals eine
Stadt von ungefähr 170000 Ein-
wohnern war als Ausflugsort be-
naht. Am· hohen sandigen Seeufer
wuchsen Föhren und andere Bän-
1ne. Es war schön da draußen eine
Gegend von jener einfachen schwer-
mütigen Schönheit wie sie den
Havellandschaften eigen ist.
Am Nachmittag des 20. November
1811 kamen ein Herr und eine Da-
me herausgefahren Sie gehörten
beide offenbar den höheren Ständen
an. Der Mann von unschönem Aeus
szeren nicht groß aber gedrun-
gen gebaut mit einem düstern Ernst
auf dem Gesicht die Frau offenbar
leidend. Sie ließen sich zwei Zim-
mer niit der Aussicht auf den See
geben nnd machten dann einen
langen Spaziergang an dem Ufer
entlang bei dem sie sich anscheinend
sehr eifrig unterhielten Man hörte
sie auch verschiedene Male lachen.
Beide schienen in bester Stimmung
zu sein« Mit Dunkelwerden kehr
ten sie nach dem Gasthaus zurück
asien zusammen Abendbrod dann
gingen sie auf ihre Zimmer. Jn
diesen Zimmern hat man während
« der ganzen Nacht Licht brennen se-
· heu. Die Beiden haben anscheinend
wenig oder gar nicht geschlafen
Sie schrieben Briefe und lasen. Am
Morgen gegen fiinf Uhr kam die
Frau schon herunter und bestellte
- das Frühstück. Später kam auch der
« Mann. Sie gingen wieder am
See spazieren. Jni Laufe des Vor-
mittags schickten sie einen Brief
mit einein Boten nach der Stadt
Zu. Mittag aszen sie nur ein wenig
Bouilloih bezahlten dann ihre Rech
using nnd ordneten an dafz ihnen
. der Kassee nachden Seeufer gebracht
— werde. Sie selbst gingen gleich nach
dem Mittagessen dorthin. Als der
Kassee kam sandte die Frau daLz
Dienstmädchen mit einer Tasse zu-
7riick inn eine andere zu holen. Das
Wische-: hqtte das Haus noch nicht
»Tai-acht als sie einen Schuß fallen
««horte. Gleich darauf fiel ein zwei
.ter. Sie kehrte sich aber nicht da-
kan. ging in’s Hans holte die Tas-
Hftse und-eilte nach dem Platz zu-
—rii·k. wo sie die Fremden verlassen
; site. Dort wartete ihrer ein furcht-
bitter Anblick Die Frau lag tok
»OIf: dem Boden sie hatte die Hän
L· i
de ausder Yrust gefaltetv Der Mann
"«- W In las Wllcc Vlcllung neocll
." ihr auch er war tot. Der Frau wa1
i-«.»»di««e Kugel in die linke Brust ge-
E Qtunaen und hatte das Herz durch
; siehet Der Mann hatte sich in den
XII-Jud geschossen- auch er war fo-
Esatt tot gewesen. Die Leichen wa-
ten nicht entstellt die Gesichter sa-
M sriedsch fast heiter ans.
» Das Mädchen lief schreiend nach
dein Oasihaus zurück und -- erzählte-
tvas«es gesehen. Der Gasnvirt be-
:;« Wate sofort die Polizei in
s» Potsdanb aber fast gleichzeitig nni
» ist-; kamen zwei Herren von Berlin
- »si der eine derselben war der
« der toten Frau.
EW Leute die auf eine
k- M Weise am user des siii
TM Umsee geendet hatten wa
M der deutsche Dichter Heinrich
M Meist und Frau Sophie Adol-
site Wiette Vogel die Gattin
eines Zaugesehenen Berliner Kans
. Um hatte es hier mit keiner
Mödie zu tun. Heinrich von
W Md Henriette Vogel sind kein
HÆIspgar gewesen wie Trüber viel
M behauptet wurde Sie waren
Heide ein paar unglückliche Men-
zsåen die durch krankhafte Gemiits
HW körperliche Leiden wenig-
sent bei der Frau und allerlei
Umstände lebensiiber
morden waren Durch ei
neu Zufall offenbarten sie sich il-
M Lebensüberdruß und beschlos-
k sen dann gemeinsam zu sterben
— Meist gilt heute für einen unsc-
tet größten deutschen Dichter. Es
ist vielfach auf ihn die Phrase an-
worden daß er bei fort-
dem Schaffen die große
ausgefüllt hätte die trotz
M und Schiller in unserer Lit
tetatur klafft. WITH dieser Liiclkle
Wir-a en eines a -
;-«Mtigenn D emaiRers eines
Mes der das deutsche Drmna
Auf Ue höchste Höhe der Vollendungs
gehoben hätte; In den meisten USE-·
teraturen klafft diese Ljictp mit
ausgefüllt ist sie nur iu der engli-
schen durch Shakespeare Izu der
deutschen Litteratur klafft sie noch
immer. Auch unsere neueren star-
ken Dratnatiter ein Suderukann
ein Hauptmann ein Wildenbruch
haben sie nicht ausgefüllt Man hat]
im Laufe der Jahrzehnte gar man-
chen bei seinem ersten Auftreten
als diesen Lückenfüller begrüßt. Ausi
ßer Kleist den Zacharia5- Werner»
der später zum nn)stischen Wirbel-s
kopf wurde den Robert Griepensi
kerl der in Not und Elend vers-!
i
i
!
kommen ist ja auch bei Wildw-
brnch’s erstem Auftreten wurde di-
alte Redensart wieder aufge-
wärmt. Sie haben alle nicht ge
halten was man von ihnen erwar-
tete auch Wildenbruch nicht« Kleist
hätte es vielleicht er wäre viel-
leicht unser größter Dramatiker ge-
worden es lebt ein Sl)akespeare·-
scher Geist iu dem was er geschaf-
fen und sein »Robert Guiscard«
den er nur als Fraginent hin-—
terlassen hat mutet uns an als
wenn aus ihm das gewaltigste
Drama- geworden wäre das Xe-
deutiche Litteratur besitzt. Aber das
Leben zog ihn nieder es war- zu
schwer für ihn. Das was-er ge-
schaffen steht mit wenigen Aus-
nahmen an erster Stelle. Sein
Lustspiel »Der zerbrochene Krug«
dem sich nur Grillparzer’s »Wel)
dem der lügt« zur Seite stellen
kann sein Schauspiel »Der Prinz
von Hamburg« und seine von furcht-
barstem Rachezorn durchloderte
.»Herrmannsjchlacht« werden für
immer als Meisterwerke angesehen
werden; den großen · Wurf freilich.
zu dem er mit seinem Guiscard"
ausholte; hat er nicht mehr machen
können.
viel Elend
s Als Kleist sich erschoß war
vierunddteißig Jahre alt. Jn
sen vierunddreißig Jahren hatte ers
ers
die-s
und Not durchgemacht
Es war eine stark sensitive
Natur
unztchiselhaft krankhaft
veranlagt
Manche seiner Handlungen und
Aeußerungen muten direkt patholo-
gisch an. Man glaubt einen Gei
steskranken zu sehen u. zu hörenAber
das Schicksal hat auch ihn arg mit
genommen
Und was ihm wieder
fuhr empfand er bei
seiner Ver»
anlaguna schwerer als ein
ande
rer· Da verlor er denn allen
Mut
und alle Lust zum Leben.l
Ursprünglich Ofsizier gab er ale
22jähriger das Soldatenleben aus
und studierte Philosophie Er wur-
de Kantianer aber die Kantische
Philosophie die andern zur Klar-
heit verhals umdüsterte seinen Geist
und sein Gemüt. Er lebte in Pa-
ris in der Schweiz nirgends
konnte er zur Ruhe kommen. · Und
nirgends zum Erfolg. Seine Werk-;-
gesielen nicht und seine Persönlich-
keit noch weniger. Sein »Sei-bro-
chener Krug«.« machte Fiasco in Wei-
.mar sein Prinz von Homburg«
sdiese begeisterte Apotheose des Pren-
ißentiims wurde in Berlin « kalt
aufgenommen Er hatte gehvfst
durch dieses- Schauspiel in der schwe
xen napoleonischen Zeit die
wieder zum Patriotismus
zu» können
Seine Novellen von denen
erwecken
die Wirkunx blieb aus-.
Herzen
heute
einzelne als-« Perlen unserer Litte-
ratur betrachtet werden las Nie
mand;« seine Iedichte kunnten selbst
seine besten Freunde nicht. Von sei-
ner Persönlichkeit fühlten sich die
Meisten abgestoßen. Goethe betrach-
tet ihn mit Abscheu er empfindet
das Krankhafte seiner Natur und
oas netzt ihn av Selbst Wieland
ider ihm wol will der seine
sBxgabung erkennt· und ihr gerecht
Jszu werden sucht muß über sein
Wesen den Kopf schütteln Nirgendz
findet er wirkliche Förderung Ei
kwird Journalist. Schreibt glühen-
sde Worte über die Not Deutsch-
lands man unterdrückt sie will sie
nicht hören will sie nicht lesen-
-Es ist zu gefährlich. Er bemüht sich
um ein Amt Hardenberg der
Glatte Gewandte und Vorsichtige
verweigert es ihm Er kommt be:
der Regierung um Unterstützung
um ein Gnadengehalt ein und
wenn einer ein solches verdient hät-
te so war er es. Ein Tag nach
Lseinem Tode wird es ilmc
zbewilligtp Erentzweit sich mit sei-
ner Famiile die Geldunterstiitzuw
gen hören auf. So lebt er in
drückenden Xmateriellen Verhältnis-
sen dahin. Und alles wendet sich
von ihm auch seine Braut und sei-
Fne Schwester. Sie beide können
idie seltsamen Kaptiolen die er
iniacht nicht länger aushalten Da
qu lastet die Not der Zeit schwer
auf ihm. Er ist ein glühender Po
triot. Er haßt Napoleon mit ei
nem fast wahnwitzigen Hasse der
so weit geht daß er an die Ermor-
dung des Eroberers denkt. Und er
muß sehen daß sein Volk diesem
iMann zu Füßen liegt daß sein-.-
Regierung es nicht wagt das Joch
’abzuschiitteln das der Gewaltqu
ihr auferlegt hat. Er muß es- er-
leben dafz sein König zum Rie-
folgsmann Napoleon’s wird mit
ihm Verträge und Bündnisse ab-
schließt Das bricht sein Herz Dasl
slähmt seine Kraft. Das macht Ums
ldes- Lebens iiberdriiiig und treibtl
ihn zum Tode. ·
Jn dieser Stimmung lernt er
Henriette Vogel kennen. Eine net-
vöse hyskkrische Frau die leidend
ist und sich noch mit viel mehr-
eingebildeten Leiden plagt. Sie
sitzen eines Tages zustmmchL VI
wird vom Selbstmord gesprochen
Sie faßt die Idee ans. Ei hat ihr «
früher einmalo gesagt daß ei ihr
irgend einen Ritterdienst leisten
würde den sie von ihin verlange.
Sie fordert ihn zu einer Wieder-
holung des Versprechen-J aus. Er
swiederholt est Dann sagt sie Zu
sihm: Töten Sie mich dass Leben
ist mir zur Last geworden«
So entsteht die Jdee diese-J
Selbstmordes und sie gewinnt so-
fort greifbare Gestalt. Auch er hat
sich lange mit Selbstmordgedans
ten getragen wie alle derartige Na-
turen in der letzten Zeit ist ihm
das Leben fast unerträglich gewor-
den. Jetzt kommt er zum Ent-
schluß. Er will die Freundin töten
und sich selbst auch. Sie wollen zu-
sammen sterben. Würde Jbsen da-
mals schon gelebt und seine Hedda
Gabler« geschrieben haben so hät-
ten sie anch wol das »in Schönheit-
sterben« gesprochen. Sie kennen das:
Wort nicht aber sie handeln
danach. Auch der Tod dieser bei-
den ist ein »in Schönheit sterben «
Er ist schöner als ihr Leben et
war.
Seit jenem Novembertage des
Jahres 1811".sind hundert Jahre
verflossen Heute ist Kleist’s Name
einer der gefeiertsten. Und von sei-
nem Ruhmesglanz fällt auch eins
Strahl auf das arme Weib fiir die
der Dichter damals die Pforten auf-
gerissen hat «»an denen jeder gern
vorüber schleicht« mit der er in
den Tod gegangen ist und mit der
er in einem Grab ruht. Unzertrenns
lich sind die beiden von einander
wenn auch nur der Zufall sie zu-
sammengefiihrt hat wenn sie viel
leicht auch nichts gemeinsam hat
ten als-( den Willen zur Vernei
nung des Lebens. Der Unsterbli
che hat auch sie unsterblich gemacht
durch den Tod.
Berlangt — Männer das Barbier-
geschäft zu lernen. Leichte reine Arbeit.
Unsere Gradnierten die sich etabliert
haben suchen Hülfe. Onalifiziert dafür
in wenigen Wochen. Moler Barber Col-
-lege 820 West-Commerce Str. Sprecht
vor oder schreibt
0-0.-—--—-
A l l e r l c i.
—- Anch Von Washington aus
sind Nachforschungen veranstaltet
worden bezüglich des Geriichts daß
sich allerlei verdächtige Bewegun-
gen an der Grenze vollzogen »Gene-
ral Duncan sagt er sei im Stande
sofort Truppen nach der Grenze zu
schaffen-
— Ein ungefähr vierzigjähriger
Mann wurde im Wartezinnner des
J. 8r G. N. Bahnhofs in bewußt-—
losem Zustande gesunden. Man
brachte ihn nach dem HospitaL wo
er für typhuskrank erklärt wurde
Wer er ist weiß man nicht.
— Donnerstag nacht drangen Die
be in das« Hans von Rudolvh Kenw
an der Nord Cherry Straße nnd
ebenso in das Haus von Frau M
Wagner an der Ecke der Wyoming-
nnd der Cherry Straße. Auch unle
rere andere Häuser in der Nachbar-
schaft die von L. Lohrberg E. Ker-
bes und Emil Haenig bewohnt wa-
ren wurden von den Dieben heitr-
gesucht. Es wurden Schmucksachen
und Geld gestohlen. Freitag abend
wurde ein Mann verhaftet der sich
S. S. Smith nannte und bei dem
man eine der Uhren die aus dem
Kemp’schen Hause gestohlen waren
fand.
—- Während er am Freitag mor-
gen in einem Buggy nach dem
Laden der S. A. Hart-innre Corn-
pany fuhr starb George D. Har-
gis ein Angestellter des genannten
Geschäfts an einem Schlagflnß. O.
H; Gastring der Sekretär nnd
Schatzmeifter der S. A. Hardware
Company befand sich mit ihm im
Wagen. Er fuhr sofort nach Hargis’
Hause zurück. Ein Arzt wurde ge-
holt aber alle Hülfe war vergeb-
lich. Hargis war ungefähr 55 Jah-
re alt. f -
« — Bei der Verfolgung eines
Negers fiel Freitag abend der im
Southern Pacific Babnhof ange-
stellte Spezialpolizisi Jack McDevitt
Dabei entlud sich feine Pistole und
die Kugel drang dein Neger in den
Nacken.
«- Am Mittwoch machen unsere
hiesigen Geschäftsleute den bereits-
angekündigten Ausflug nach Lan-i
Lavaca Unterwegs werden sie hin
Cuero und Victoria anhalten.
Nod-—
Rücksicht-Moll
Richter: »Wie viel Geld befand
sich denn ungefähr in der Kasse des
Herrn Blüinelberger als Sie ein-
brachen?«
Einbrecher: »Mnß ich das sagendJ
....Jch möchte den Mann nicht
Igern blamieren —- er war nämlic-
»ein alter Schulfreund von mir!«
. Radikat - Heilung
—«
Museum-wäch-
ZW Ukzs IÆEQ ZWEITEN Wth
Msftl silme Mc uhndeu Musiker
WI »Es-wie ob
gea uqea c r nir-
rat-mem- äeIchlechttkranb
Mammon-
Mold-Imo Rückt-Isme- n
MIU u. Markte-than
dastund-ice bri der
seht-It- o le et den
usm fkmnd.'
Jeder Ieia eigen-r Urst
simi erlM
Mindnzwiesszchek
InnIl a
Iadets und Wasser-
brach chmctslossuIeinen
C IF Ilt werden
ach ist auser-
orbeutlic innre nat I- let-mich
uns und Ili arm nnd Fran-
Mk DA- Mast Un wird name-( Ein-
UHTM 25 UM
ander
Frist-gis Cis-Io
III-C Ave- III York I. Y
t- Man erwähne die «Freie Piesse
für Texas-«
vie heiligen drei Rönige «
Novelle von Luise Schulze-
Brück
(Schluß.) f
Und dann wurde Herrn Knsparkz
Miene eisig erstaunt ule Herr Mel-—-
chior doch noch ein Wort wagte:
»Nein lieber Bruder-. Wir nehmen
diexs Opfer nicht von dir an! Wir
wissen zu genau wie groß es sein
wür.de Du mit deinen -— deinen
—— ——— « er suchte nach dem Aus-
druck —- — deinen Anschauungen
fast möchte ich sagen prinzipiellen
Abneigung gegen due- ganze Ge-
schlecht —- niit deinen dii liebe1ijn.
nnentbehrlich gewordenen Gewohn-
heiten — deiner ganzen Lebens-
ouffassung und festen Einteilung —-
—— nein es ist ja gar nicht auszu-
denken welche tief einschneidenden
Störungen eine — eine Heirnt —-
— nein es ist wirklich nicht ausz-u
denken Dagegen ich —— o ich «
ich werde nicht so viel aufzugelen
haben — ich werde mich viel besser
gewöhnen —- — wir werden in den
obern Stock ziehen wir werden al-
les tun um euch das tLeben behag-
lich zir niacheu wir werden-—
Herrn Knspars Miene wurde fin-
fter wie eine Hagelwolke die eben
beginnt Vernichtung zu fpeien.
»Ihr werdet« —— grollte er mit
dumpfer Stimme »Ihr werdet —-
und du haft dir iiberlegti Und du
meinst ich hänge zu sehr an mei-
nen Gewohnheiten! Es werde ncir
zu schwer- mich von ihnen zu treu-
nen. Ho —« und Herrn Kaspmss
Miene wurde zum Donnerpolter
— ha du denkst wol auch an inei-
ne »Verknöcherung« von der
Balthasar gestern Abend so ge-
schmackvoll zu reden die Güte bat-
te! Jch werde euch zeigen ob ich
verknöchert bin. Ich werde euch
zeigen ob ich keine Opfer bringen
kann. Jch werde —- «—«
Herr Melchtor war ganz blaß- ge-
worden. Beschwörend legte er die
Hand »auf Herrn Kaspars »Arm:
-»Greifre dich doch nicht lieber
Bruder. Jch glaubte es wiirde dir
entsetzlich schwer werden. Jch woll-
te dir das Opfer ersparen Aber
wenn du durchaus —«
Herr Kaspar erhob sich in seinerj
ganzen Größe. Mit vernichtenden
Blicken sah er den armen Herrn
Melchior an: »Wage nicht einYWort
weiter zu reden« rief er drohend
»Ich will durchaus nichts merke dir
das gütigstl Jch opfere mich nnd
iln sollt das Opfer anerkennen!
Jhr sollt mir dankbar sein und an-
erkennen was ich für euch aetaii!
Jbr sollt —- —«
Aber nun unterbrach ihn der·
jüngste« Treiköiiia. Herr Valtbasar
war während der Kontroverse der
Rwillinge erst hlasi und rotgeonli
den. Es hatte ein paar-mal geschic-;
nen als. wolle er auffahern nndj
dazwischen reden und als zwinae
er sich nur mit Miihe zur Numks
Dann hatte er plötzlich gelächeltJ
und nun ruhig zugehört Jetzt aber
ergriff er das-« Wort. »Liebe Briisj
der« sagte er mit einem ganz leis-!
sen schalkhaften Lächeln »es isi
rührend und wahrhaft brüderlich-
von euch beiden gedacht daß jeder
von euch sich fur uns andern opfe1 .1
will und ich werde euch fiir diesc
eure Opferfrendigkeii zeitlebens-
besouders dankbar sein. Jhr habt
mir beide einen Beweis brüderlicher
Liebe gegeben grade mir wie ich!
ihn mir nicht schöner denken könnte f
Um so mehr freut es mich euch’
mitteilen zu können· daß euer
Opfer nicht gebracht zu« werden
braucht-« ·
Er schwieg einen Augenblick und
tat einen tiefen Atemzug Herr
Kaspnr nnd Herr Melchiar schau
ten ihn an betroffen erwartungs
Voll bennruhigt. Er fuhr ein we
nig langsamer sprechend ( fort:
Denn weder du lieber Bruder
Kaspar nach du lieber Bruder Mel
chior sollt in eurem Leben in
euren Gewohnheiten eine so tief ein-
schneidende Aeuderung eintreten
lassen — — ich werde es tun! Jch
werde kein Opfer bringen. ich wer-
de ein sehr glücklicher Mann wer-
den so Gott will. Denn ich habt
mich gestern Abend ans aufrichtiger
starker Zuneigung mit Frau Sar-
tor verlabt.«
Eselitstand zuerst eine tiefe fast
beklennnende Stille. Herr Kaspar
rang mach Fassung Herr Melchior
starrte fast offenen Mundes den
Jüngsten an der so selbstverständlickx
redete und so frank nnd frei dastand
augenscheinlich wirklich ein gliicklis
cher Mann durchaus keiner der
sich opfern wollte. Taun fand Herr
Kaspar seine Haltung wieder. Er
reichte dem Jüngsten würdig di:
Hand und umarmte ihn als der Fa
tnilieniSenion der seine Zustim-
mung gibt zu einer Tatsache dik-
er nicht ändern kann wenn er es
selbst wollte. Aber Hei-r Kaspar
wollte fa auch gar nichts ändern —-
uein durchaus nicht. Er wollte und
mußte ja sehr glücklich sein daf;
ein anderer den schweren Schritt
tat den er hatte tun wallen -——ge-
zwangen und aufopferungsvoll. s
Und mit Herrn Melchior war ess
selbstverständlich dasselbe -—— —-—
Au diesem Tage horchte Herz
Melchior wiederum mit beiden Ob- i
ren nach den Ziunnern seiner
Brüder
Den Herrn Kaspars Stube gingt
der Jusasse lange auf und ab auf
und ab. Manchmal seufzte er warnt-.-l
i
mal schien erties und schwer zu atis
men. lind Herr Melchior ahnte-!
daß der da drinnen jetzt mit etwas
ringe s--— einen - schweren Kampf
kämpfte —- vielleicht —- vielleicht ei-
ne letzte Hoffnung zu Grabe tra-
ge tief einsarge und den Hüge«i
glatte nnd ebne damit nichts gari
nichts mehr an die Grabs«tätte erin-!
nere. !
Er ahnt es mehr als er es wuß-
te nnd er selber begrub auch ei-
Jne Hoffnung eine ganze leise eben
ausgekeimte freilich nur aber doch
eine letzte.
Von der andern Stube her aber
kamen die tiefen gleichmäßiger-.
Atemziige eines Schlafenden »s-
einrsrs lder den Gliicksschlaf schlief-
einein neuen Leben entgegen das
noch manches Frohe und Glsiickliche
fiir " ihn vorbehalten hatte.
Und wenn zu den dreien der vier-—
te wär
Dann wär’ ein heiliger Dreikönia
mehr «
- » Die Hettstädter Jungens nnd
Mädel sangens mit hellen lauten
Stimmen Jnx obern Stocke des
Dreikomgshauses klang noch einmal
das Fenster Ein lachendes zxmäranen
gesicht schaute heraus- zwei Frauen-
hände streckten sich aus ein wah-
rer Regen von kleinen Geldniiinzen
Bonbons und Nüssen prasselte unter
die Schaar da unten. Es gab ein
Gebalqe — der Stern des Mor-
genlandes geriet arg in’s Gedrän-
ge Da warf die lachende Frau
noch einmal eine ganze Ladung
herab. Aber anchim ersten-« Stock-
-werk tat sich nochmals ein Fenster
anf. «Die Zwillingsbriider schauten
auch noch einmal.l)eraus. lind Herr
Baltshasar rief von oben: »Sinat
das Lied noch einmal aber laut nnd
hell «
Er lebnte neben seiner Frau am
Fenster- und hielt sie umschlungen
und sie schmiegte sich fest in seinen
Arm.
En;-de.
--——-O0-O.-——-—
Die Rache des Vaters
miirdeJeden getroffen haben der
den Sohn von Peter Vonle von
South Rochwood vMich» angegrif-
fen hätte; aber er war machtlos ge-
gen die Angrifse «der Nierenkrank-
heit. Er schreibt: »Da Aerzte ihm-
nicht halfen gaben wir- ihm Elec-«
tric Bitters; sechs Flaschen ldavon
haben ihm wunderbar geholfen. Jchs
lsah nie bessere Medizin.« Rücken-
ischmerz Müdigkeit «Nervosi«tät Ap-
ßpetitverlust warnen vor Nieren-
krankheit die oft in Wassersucht
iendet Harnruhr oder Vrighks Di-
Isease. Also nehmt Electric Bitte-es
und seid gesichert. Jede Flasche ga
?«rantiert. .50c bei allen Apotheke-in
Standrecht in Tripolitanicn
i
i (zzortsetzung— von der 2z Se ite s
Oktober- in der bekanntlich die Tin
ken erfolgreich gewesen «i'nd. T
Red.) Eine Wiedereinnalnnexs pon
Tripolis durch die Türken scheint
freilich ganz nndenkbny aber Innr-
wegen der Kriegsschisfe deren Nie-
sengeschiitzen sie nicht trotzen kön-
nen. Eine augenblickliche «1sleber1-a4
schung durch vereinzelte nrabische
Reiter ist aber keineswegs ausge-
schlossen. Jtalienische Verstärkunaen
werden wol in den nächsten Tagen
eintreffen bis dahin aber« find dik-
Truppen im Felddienst beschäftigt
nnd fiir die Sicherheit der Stadt
wird nur ungenügend gesorgt
Die Aussichten für die Zukunfts
des Feldzugs sehen daher für diei
Jtaliener sehr—— dunkel aus. Freilicle
werden die Araberstämme des sti
new die bei- einem späteren Vor-
rücken im Diebel und namentlich in:
LFezzam der este Nprächtige Rasse
starker und kluger Neger liefert
den Jtalienern noch schwere Miilie
bereiten müssen einen Feldzng wie
er gegenwärtig vor den Mauern von
-Tripolis geführt wird nicht - allzu-
lange aushalten können Die Erfah-
.rungen die« man mit- den mai-offn-
;nifchen Mahallas gemacht hat die
-sich’fas"t-ebenso xafch wie ihre Bil-
dung vor sich geht« wieder zerstreuen
wildern vielleicht den düstern Auss-
blich aber auch dann nach werden
die Kräfte der Eingeborenen fiir ei-
nen Guerillakrieg ausreichen Und
dabei hat Jtalien mit Gegnern zu
rechnen die über modern ausgebil-
dete Stabsoffiziere verfügen und
sicherlich besser ausgerüstet sind als
die Riffkabylen. Was alle Orientken-
ner voraussaHem ist rascher ncch ai:
man annahm eingetreten: die Ara-
ber schaaren sich ausnahmslos ·an
die tiirkische Fahne die doch lange
nur ein Sinnbild der Unterdrückung
War.
W
Wwinsws Sonntag syrup
Seit über fünfzig Jahren von
Millionen von Miittern für ihre
Kinder mit dem besten Erfol e beim
Zahnen gebraucht Er beru igt das-
Kind erweicht das Zahnsleisch nnd
mildert die Schmerzen; heilt ais-is
Windkolik Und ist das beste Mittel
bei Diarrhoe. Ueberall bei den Apos
thekern zu haben. Fragt nach Miss.
Winslow’s Soothing Syrup und
nehmt nichts anderes. 25 Cenls die
Flasche
M—
Boshast. «
Aelteres Fräulein: JKönneu Sie
sich noch entsinnen Herr Becken wie
ich Ihnen damals den Korb gegeben
habe?«
Herr-: »Gewiß Fräulein «-—s es
ist meine süßeste Erinnerung!«
ist ein Vergnügen und eine Erholung Man erhält
schnell nnd leicht eine Uebcrficht über die ganze Stadt und ge-
nießt angenehme frische Luft;
if Eine fahrt mit an Elelmifchen
Tons vitligite Sonntags-vergangen
für die ganze Faniilie ist-eine Rnnsfahrt auf einer der »
schönen Cars unseres Straßenbahn - Systems. Für fünf Cents .
kann man unter Benutzung eines Umsteige - Billet-s meilens
weite Strecken zuriickleåenH « . «
l T
v - v v v s s v - - s v i- v v v -«
ff f.’ ’O’ C: "Of "." "O" "O" "." ·." s." "O"’ ·O" "Os ·O" .’O" "." "." "O" V" ".’ ·O" ff f
HANqu HEZWBSY
W-
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- Häupter-in den bcråymteu-F«aß- und Flatschen-Birken der
Mk J. THE-WEBERng Sog
«7alstafi" und »Stift- pale"
sind« die erlesensteiks Erzeugnisse Her Braukunst
iMM I
Wir umj sgtooizs « ckxsxxszs
Warmcr Lunch vorm« von 10.—12.N»achm von 4-—6.
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.-.--«. ---------.--ss----sssssssvassv--psvvvvv-iquqq
Fnlkenbexkg «Minerålwaffer
ist ein positives Heilmittel für th11matismus Gi t Nieren und Blasen-
; steine. Nach 10-jährigen äußerst schmerzhaften r eumatisch - gichtisckien
; Leiden bin ich selbst durch dieses Wasser geheilt worden. Es vübertrifft
z bei weitem alle sogenannten -»Spcings« nnd Räder da es die amsänre
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Hanschke, Robert. Freie Presse für Texas. (San Antonio, Tex.), Vol. 47, No. 9042, Ed. 1 Saturday, November 18, 1911, newspaper, November 18, 1911; San Antonio, Texas. (https://texashistory.unt.edu/ark:/67531/metapth1089071/m1/4/: accessed August 15, 2024), University of North Texas Libraries, The Portal to Texas History, https://texashistory.unt.edu.; .