Austin Wochenblatt. (Austin, Tex.), Vol. 2, No. 48, Ed. 1 Saturday, October 1, 1881 Page: 1 of 4
four pages : ill. ; page 36 x 24 in. Scanned from 35 mm. microfilm.View a full description of this newspaper.
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test«
wuntn; erselbe m beveutend vergröe
ser und versdbönert. — Wur die besten
Hciz- IldSod-Dcsen
.I„echy,
WE"‘W P‘sVV‘8‘•
[Munuer48.
Austiu,Tepas,Sonuabend deu 1. Dctober, 1881.
Zahrgang 2J
Eubovika Hefefiel.
und tiefer.
's
glübend rof
des Kangler Web
einschönc6, stillt Gesicht,
@obn
srinej
vti OM-VF! F* V
buschten darüber Ma, sie
in« Dbr,
oie
auf
den Eandman zu bew
Gohn in bie dbule su sd
Eehrer tritt böslid in das
l-y
A
„Schade, »a* ich’s Guc nicht jur
SteUc beweisen sann, doc halt — was
weise Gestalt ab und tam langsam auf
Dit Gruppe zu, währnd ibr Dit $erren
ehrerbietig Pla machten.
„Der echwan von Falfeurehde,"
Drang t« flüsternd bi« an Edeimann‘6
Dhr, der entzüdt btn anmutbigen
Pewegungen Dt« Mädchens folgte.
Den fleinen Kopf mit Dtm reichen goldr
blonden Daar Ieicht geneigt, mit weisen
Kinderbändchen da Gewand haltenb.
Da« fit in weiten Falten umflog obne
Dtn schlanfen und vod fall üpvigen
Wuche zu verhüllen, tint golbene Ktette
um btn schönen weisen Waden, bit um
bk Wette mit dem goldenen $aar unb
btn goldenen Säumen ihres weißen
Bollengewande6 schimmerte, tam fit
vaher unb erst a(« fit vicht vor btn
perren stand, schlug fit bk dunfelblau-
tn Kugmn auf. 3br Gesicht war
blendend weis, feine Spur von Röthe
eigte sic barauf unb boc sab fit nict
trant au«, btnn bit Lippen blühten in
rosigster grifft. Ueber ibr Alter wirf
man sic nac ihrem Heugereu nicht
kickt flar geworben; fit hatte tin« von
btn Gesichtern, bk in der ersten Jugend
über ibre Bahr erns unb tief ausse-
btn, bann sic aber wenig verändern
unb ihren Rei bi« an bk äußerften
Grenjen ber Jugenb, oft noc darüber
Sin Bauermann batie - —41
ftintn sechjäbrigen
Sobn nad der Schalt
empfängt behalb von
tint Strafandr
tr sonst al« bra
befannt ist, gebt tint« Abende der
Er erhob sic, nahm tint btr 3agde
waffen von der Wanb, störte ba« Feuer
tm Kamin auf, warf tin weifliches
GNfusu AAA AZnam. XAfwIon
PMMK’r Da® Euem Geu, IEINE% CT
derr," wanote trHon btn Kurfür-
jen, „ic glaubt, bem Ranne fönnt
3M irauen, wir 3br mir trauet, ic
babe tief in seine rele bineingesehen.
.Le.k. odlka
}U CIEn VEIyEV’,
ir Ti zur «nt-
llbinu« i« in bit.
bem Walve auf, tr war nicht allein,
Bäger umgaben ihn, bit Meute war
ibm jur Stitt, man fab, wit fit einen
mächtigen Keüer auffp&rttn, Da regte
sid in btn märfischen Junfern bit
Sagblufl gtwaltig, fit rissen bk Sauft
btrn von btr Wand unb woUttn btn
Bägern ba drüben btlftn, abtrt« scblug
ibnen tint solche Gluth au« dem vt
meintlichen Walde entgegen, baß sie tr»
schroden zurüdffubren unb btr Kurfürs
beü auflacbte. So saben fit btnn bit
3agb an sic vorüberrosen, fit saben,
mit Doftor Gdelmann btn Keiler funst
gerecht aushob unb bann mit riner
dandbewegung btn Kurfürsten tinlub,
ihm unter btn Klängen bt« Pallali btn
gang zu geben. 3obann Gcors war
su sebr ger, um biejer Cinlabjing
nicht nachaufommen, tr trug obnebin
seine Waffe bei sich unb führte ben
Stoß.
3n Demselben Kugenbli verschwane
ben Säger unb Wild, bit Elamme im
Kamin prasseite noch einmal auf, bann
erlosch sie, Doftor Edelmann faß ruhig
in feinem Sessel unb btidte lächeino
auf bie Geseuschaft, bie ibn, bie 3ago
spieße in ber dand, verhört ansab.
„Das war tin Kunftftüdlein, ba«
nac Lelingen pafft," unterbrac btr
Kurfür ba« Schieigen, „habt schönen
Dant, 3M zweiter Aibertus Magnu6."
„Bergeiben Durchlaucht, zum Miber-
tu« Magnue gehört noch etwas Hnde-
rt« al« solcher Spul," sprach ba tint
düune Stimme sichtlic ärgerlich ba»
zwischen. Ein groger Wann mit
scharfen, edigen Bügen unb fleinen
dunfien Mugen, batte steh an btn Kur
fürsten berangedrängt unb blidte fall
verächtic auf Edelmann.
„Lburneyßer, 3br seid neidisc,*
lachte Johann Weorg.
„Reivisc, auf solcheRarrenpossen,"
entgegnete btr Aicvmist böbnisc, abtr
Gvelmaun achtete nicht auf btn {tobn,
btr hatte sich zu btrn ftattlieben 3unfer
gewandt, welcher al« eigentlicher urhe-
btr bt« Kunstftüde gelten fonnte.
„Glaubt Sbr nun, baß ich federgee
lehrt ?"
„3<h glaub’s," entgegnete tr, „abtr
3M müsit mir'« auch einmal an tinem
lebendigen Tbier beweisen; dabeim bei
mir im Davelland giebt’« Wild genug,
Herr, 3M müsst einmal mein Was in
alfenrehbe fein."
„3br seid ber Falfenrehder P"
„Wer sollte ich sonst fein," lachte
ber Zunfer, „aber Sbr thut ja faß, al«
fei Kuc mein Rame befannt ?"
„Dab‘ ißn oft gehört von einem gee
lehrten Stubienbruber, ber au« Eurem
Dorf war, Dem Doftor Dobbrun."
„Bogelmüllers Mas," rief ber
Junfer erstaunt und schlug bie pände
zusammen, bann drebte er sich um
unb rief bastig: „Slavia, Elavia, lasse
Dir ein anbrrmal von bem dien Ba-
ow aubeinantersesen, baß er vor zehn
labten ba« Dunber Pomerangen in
Kerenbagen um einen halben Ebaler
getauft bat, wäbrend Du jet in Ber-
lin einen ganzen geben mufft, unb
tomme einmal ber."
Da lögt sieb b«n tinem Pfeiler, an
bem sie bi« jest gelehnt batte, eint
daibe binein, deren mächtige Kiefermn
ben Winterschnee abgesdbütieit batien.
Deren Birfen unb Buchen Stnopen
zeigten.
Fortjesung folgt.
ftin gute« Wecht gewahrt gegen elende
Krämerieelen, «ber weil'« ber Kurfürs
damals mit ben Bürgem bielt, hieß er
tin Raubritier unb bie Eehrnfolge
haben sie ihnen abgeiproden, weil bann
daue Priort an bie Krone zurüdfäüt,
o, et iß Riemand schlauer al« ein gürß,
btr’« mit bem Bürger gegen ben «bei«
mann hält."
„Eiebwart, fommt« uns grautn zu.
Darüber zu reben in Gegenwart von
Mnnern," nahm Eräulein Elavia ba«
Wort, „wir ßnb überhaupt viel zu
lange hier unb ich wäre nicht geblieben,
wenn Sbr mich nicht gerufen bä ttet,
Boacbtin," wanbte ße sic an ihren
Bruber.
Sie wollte sic erheben, aber Eitb-
wart drüdte ße in ben Sessel zurüd.
.Bleib sien, Prediger," sagte ße
nedisc, „Du baß gut reben, Dein
Rame steht zwar auch nur auf Deinem
Bruver unb Deinen beiden Bettern in
Barnim, aber es iß doc nicht so tros-
Io« wie bei un«. Driort, Driort,
Daube ober Mabicht, wenn Du nur
nicht gan untergeben wolltest."
Da fasste Doftor Gdelmann bie
dand des Wäpchene. fab ihr tief in
bit Hugen unb sprach feierlic :
Sie mar abtr auch btt einzige Wensc
auf Erden, Dtm Liebwart sic zuweilen
beugte uno wiederum wunderte sicRita
mand Darüber,btnn ftlbß mancher ftolje
Wann unb was noch mehr sagen will,
manche erfahremErau neigte (ic ehret-
bittig vor glavia vongaltenrehde.
Deute aber schien auch glavia’«
Wacht an Eiebwart verloren, unb so
erhob ße ßtb enolic,um diealle allein
zu verlaßen, nachdrm ße sic überzeugt
baß ber Ritter von Priort noch anwe.
fenb, Eiebwart also nicht ganz ohne
Schuß unter ben Männemn fei. • Sie
mit ihren vitrunbitvanjig Jahren fam
sic Dem achtjebnjäbrigen Kinde gegen«
übtr immer gan mütterlic vor.
„abt Shr noch etwa« nach Falfen.
rehde zu bestellen?" fragte ße ben Bru
Der, „ich fertige beut ben Eippol nac
Dause ab, ich muß Rachricht haben,wi
e« Daheim steht, benn unsere Rüdtehr
scheint sic in bie Vänge zu ziehen."
3c bab’ e« so satt wieDu, entgegne*
te er leise.
Da« iß mir unlieb zu bören, erwi-
verte ße, „ich wolte, t« fesseltet. Such
Die stärfsten Bande."
„Sie iß dod noch einKinv", meinte
Joachim.
„Aber ße bat ein Herz rein unb flar
wie eitel Wold, 3M fönntet Euch@lüd
wünschen, gewönnet Shr’s unb ße iß
eine beßere Birtbin al« ich e« fein
werbe! 3c wiU ße mit nach gab
fenrehde nehmen ba soll ße Euc ihn
Äünße »eigen "
„Du biß ein schlauer Anwalir- ent-
gegnete ber Sanier lacheind, glavia
aber schritt binaus unb traf drausen
auf ben Doftor Gdelmann, ber bei
ihrem Znblid zusammenfuhr.
„Ergöset 3M uc an mätfisber
aide,perr?" fragte ßt fteundlid, „ße .
iß wenigftens Sommer und Winter
grün."
Der gelebrteerr gab feine Antwort,
e« schien ein Bauber übtr ibn gefönt«
men, ben er trog aller Äünße bi« babin
säum gefannt, glavia blicte mit über
brr Brust gereingten Armen in bk
8lehrten Derrn Da an, ber iß ein
teund von Dobbrun« Wag."
EDelmgn sprang auf unb verneigte
sic tef vor bem jungen Wädchen.
„Kann ich bem Eräulein von galten i
rebbe mit irgend einer Rachrtcht bienen, <
so werbe ich mich dessen freuen, unb es ,
soll mir eine bobe Ebre fein " t
„Der Doftor Dobbrun, ich böre, baß I
er biefe Würde erworben," antwortete I
glavia mit flangvoller Stimme, „iß 1
ein Kind unsere« Dorfe«, er iß mit <
un« ausgewachsen unb wir ßnb feinen I
Scidsalen immer gefolgt, so weit wir’« •
sonnten. Wir freuen un« also auch c
jevergeit von ibm zu bören." I
Der freundliche, woblwolende Don t
ihrer Stimme würbe von einem ebenso
freunblicben Blid begleitet, er mochte <
bem Jugendgespielen gelten, aber er I
traf ben gelehrten Doftor Edelmaun, 1
ber nicht obne Verwirrung entgegnete: I
„Wie ich böre, wirb Doftor Dobbrun 1
nächsten feine $eimat aufsudhen."
„Lauseno, ba« wirb ein Erzäblen 1
geben," rief ber Junker, „ben Wes
»wischen ber Bogelmüble uno ber gal- 1
fenburg wirb er oft genug laufen
müßen." I
«in leise« Webgefübl »og Durch «bei. 1
mann« Brust, er bereute e« Dobbrun« 1
Flamen genannt zu haben, benn wer ’
ßanb ihm Dafür, Daß Matthias fein ।
peimatoorf mit freunblicben Gesinnun- '
gen betrat, welche Gnttäuschung harrte 1
bann biefer woblwollenden Penicben,
bie sid offenbar freuten, baß Einer ■
ihrer Leute e« so weit gebracht batte. ।
„Unb 3M kib ein reund be« Dos«
tor Dobbrun, Derr?" wanote sic
Sräutein von Falfenrehde an Edel-
mann, während ße neben ihrem Bruver
Pla nahm unt bem belehrten andeu-
tete ein Gleiches zu thuu.
„Sogar fein beßer greunb, ich bars«
wohl sagen," erwiberte Edelmaun,
„wenn wir auch nicht immer eine«
Sinne« ßnb."
„Da« muß eine souderbare greunb
schaff fein, so iß ße wobl unter Gelehr,
ten Sitte," rief ba eine belle Stimme
unb über glavia'« Schulter beiüber fab
ein Mädchenfopf von dunfeln Loden
umwallt, mit großen bunfelgrauen Ku
gen, bie wie Sterne blisten in eenem
regelmäßigen Antlis mit einem aller-
liebßen fleinen roßgen Munde unb
roßgen Wangen. So mächtig beberrsc-
ten bie sunfelnden Angen ba« Gesicht,
so lieblich lächelte ber Wunb, baß man
bie liefe Rarbe faß übersah, welche über
bie Stirn binlief, unb welche ba« Daar
nicht verdete.
„Aber Eiebwart" mahnte Srulein
glavia unb wanbte sic nach bet Spre
cherin um, während über be« Falfen-
rehder Stntliß ein Schatten lief.
„Eaß mich nur," entgegnete bie
Sprecherin unb trat neben glavia, ße
war Hein uno schlanfer al« Diese, ihre
gelb uno blauen Gewänber streng ben
“esesen bamaliger Rode angepaßt,
teid unb prächtig. „Der Derr, ber
mich mit seinem artigen Bauberftüdlein
entgüdt bat, muß ja eigentlich von mir
artig begrüßt werben, bin ich dod so zu
sagen bie Lochter be« Dause« I"
«oelmann batte sic erhoben. Seine
Augen wandten sic von glavia'« stillem
(esicht, ba« ße bi« jest nicht verlaßen
batten, iu bem lebendigen berSprecherin
unv starrten ße beinahe erschtoden an.
„Sbr wäret ? —" fragte er.
„Eiebwart Daube von Driort," ent»
gegnete ße mit einem Knir, „bie Eeste
meine« 9lamen« unb Geschlechte6."
„Daube von Priort," wiederbolte er
unb ßrieb mit ber $and über bie
Stirn.
„abt 3M ben Ramen schon gehört?"
fragte gtäulein Eiebwart neugierig.
„3c habe mich gat viel um bk We<
schichte be« märfischen Abel« befüm
mert," erwiberte Edelmann jet wieder
gan» rußig, „ba fonnte mir ber Rame
priori nicht entgeben."
„Richt wahr, e« iß ein schöner Ras
me?" rief Siebwart unv ihre Augen
leuchteten noc heller, „iß e« nicht ein
Jammer zu venfen, baß er mit mir
au«ßirbt ?
„Ausstirbt I" wiederholte ber Ge-
lehrte, „auögehen ber Rame Prior in
mätfisdhen Eanden I"
„«« iß toch so," entgegnete ba«
Mädden wehmüthig un« ße sah hinrei-
i gend au« mit mm Au«orucf von trauer
in den fonß so tachenden Augen, mit
bem schmerslidhenßuden um venWund,
„warum bin ich nicht ein «nabe ge
worben, bann wäre e« ander, «ber
wahrhaftig, ich laße noch ein Aufgebot
' ergeben an die Vettern von ber anvern
Oz.z. Ci — *—u aA -ZLa ...A lad..
ttke Ic IeKDen PDQ NIC’ 0850
ben fein un« sollen bie Dauben aueges
Blutrotb würbe ber alte Ritter, feine
Augen flammten, ber Kurfürs lächelte
spöttisch.
„Wünsdhe viel Glüc," sagte er unb
drehte sid für» um, inbem er einem
jungen Denn zurief: „Binning, wie
tebr’e mit Gurem Wcinbau in Glie-
niese I"
„Die töde ßnb schon gut, wenn
nur bk Drauben nicht immer so sauer
wären, gnädigster Dm," entgegnete
ber Junfir von Winning, „unb tiin<
feu mag ich ihn schon gar nicht."
„Da« glaube ich," lachte ber Kur
fürst. „3m Decher iß mir rheirisc
Draubenblut auch lieber unb boch har’
an einigen Orten in unfern Warfen
einen gan» trinfbären ©ein."
Der Junfer von Winning verzog Den
Mund so grimmig, baß bie ümftebenden
in ba« Lachen tesurfürsten einstimm,
ten.
Der Ritter von Priort aber schalt
feine Lochter au«: ,,©a« schwaset Du
ba für ungereimte« Beug uno machs
mir ben Surfürsten böse."
„Da« wäre mir gerade recht." sagte
Eräulein Siebwart troßig, „bann
nähme er Such bie Dauptmannschaft,
unb wir fönntrn Jahr au«, Sahr ein
in priort ober Dovpenrade sisen, wao
mir viel Ueber wäre."
„Wenn ich nur wüßte, warum Deine
Muter Dich so verzogen hat," seufate
ber Ritter in feinen grauen Bart hin*
e n, aber feine lachenden Augen straften
ben Mund Sögen.
„SeM, Batet," begann ße ans«
Reue, „bk Muttet sagt gerabe basieibe
von auch!"
„Segt mache aber, baß Da ans
Deine Kammer tommst," befahl ber
Ritter ernsthaft, „iß ohnehin nicht
schidlic, baß 3M Such in ber dale
Derrn, noch Auch immer recht, aber
3M habt mich Beide allezcit gehört,
unb auch treu erfunden. Derr Doftor,
wenn 3M ein Mann feib, «er unge
scheut bie Wabrbeit redet, so seht 3br
ba einen Fürften, »er es tagt ße zu
hören."
„Dabt Dans, Alter," rief »er Kur
fürs sicbtlic erfreut, „id babe lange
fein Sob au« Gurem Munbe gebärt.
„Sob iß fein Gesang, »er für ba«
Ohr eine« Gürslen taugt,"* sprach Al-
binu« streng.
„3c weiß e«,* entgegnete Mr Fürs
erntt, „wir »irfen un nicht an bem
laben, wa« anderer Wenschen Der» er»
freut, wir müßen e« un« versagen, un»
fere Ereunde nach unserm Gefallen »u
wählen, wenn ße nur bie unserekandes
ßnv. 3n eiserne Sucht müßen wir
unser Hera nehmen, es tödten, nicht
wahr, mein grimmer alter Weister, so
habt 3M mich’s gelehrt."
Albinu« nieste.
„3c bente immer an biefe Sebre,
fuhr 3obann Weorg fort, „aber ba«
Der» zudt Doch noch manchmal auf, ber
gürß muß so Wanches thun, dawiver
sic fein Der» sträubt. Doch laßen wir
ba«,* brach er ab, „err Doftor, meint
Kangler empfehlen Auch al« einen
rechten Mann für meinen Dienft, in
welcher Art wollet 3M in denselben
eir. treten ?"
„Ohebt mir fein Amt unb Titel,
mein Derr unb Kurfürs," bat Abel-
mann, „laßt mich zuseben, wo sic in
Auren Santen ber böse Geist regt unb
Auch davon Meloung thun, auf baß
3M bk Schöben heilen sönnt, wo fol»
ces in Aurer Pact. Wellet mich
aber nie obne einen ober zwei Beugen
empfangen, »amil ee nicht Mißt, ber
Sanbfremve mißbrauche Aure (Knabe,
faßet im Uebrigen bie Seme glauben,
id fei ein Sauberer unb Golvfoc wie
berr Ehunevßer."
„A« fei," sprach »er Kurfürst, wäh-
renb bie briven Kangler aufrieden nid»
ten.
„3c will wetten, e« liegt Auch schon
eine Mabnung auf ber Seele," nahm
Jobann Georg wieder ba« Wort.
„3« ber DM», gnävigfter Derr,"
sprach Abelmann, „ein schwerer Riß
brauöß in Aurem Sanbe ist mir gleich
in ben ersten Dagen entgegen getreten.
3M habt noch unehrliche Seute im
Sanbe!"
„8a6 meint 3M?" fragte ber Kure
fürst.
„Seht err, bie Bünfte weigern
manchem guten Gesellen ben Eintritt,
nur weil er nach ihrer Safung nicht
günstig iß, weil er nicht eine« zünftigen
Meisters Kind; ba« sollie in chriflie
dhen Landen nicht Brauc fein, baß
Giner unehrlic iß, weil fein Vater
Bader ober Denfer war. Der Derr
faß mit den ZöJnern zu Tische, ein
Berliner Bäcfermeister thät’e nicht."
Der Kurfürs seufste. „An bk
@aungen ber Bürger rühren iß ges
fährlicher noth, al« »ie Vorrechte ber
Junker antasten ; au« ben trosigen
Junfern bat mein Ahnberr ricoric
»er Grste sdhnellet getreue Unterthanen
gemacht al« fein Sohn au« den Bür-
gern. Kann Auch übrigen« bie Bers-
cherung geben, D«rr, baß »er Bunft
»wang mir auch ein Doru im Auge iß.
Dat'C einen bejonderen Anlaß gege-
Mn T"
„De« D<afer« Sohn von Berlin
wollte in ba« SAlächltrgewerf trete«,
ße wiesen ihn purüd, nun grollt er unb
sinnt auf Rächt I"
„Da wirb nicht viel »u belfen fein,"
meinte »er Kurfürst, „ic allein sann
bie Unebrlidhen nicht ehrlich machen, »a
muß ber Raifer heran. Mein fürstic
Wort, baß ich baran bente."
Roch lange verhandelte ber Kurfürs
mit den Dre Wännern, endlic entließ
er Diestelmeer unb Abelmann, behielt
ater ben alten Albino« tef* sic.
Draußen schob »er junge Staat«
man« feinen Arm in btn be« Doftor«
un» sagte freundlid:
„peut habt 3br unseren theuren
Defonomus eigentlich ers sinnen ge-
lernt, wa« sagt 3br nun von ihm?"
Bünftig!
Roman
„SiU’« meinen," entgegnete Die.
stelmeyer. „3M ater gabt mir eine
Enttäusdhung bereitet."
„3dl" fragte ter Doftor.
„3hr wißt, wie schwer mir bk Ber-
treibung ber Juben auf bem Deren
liegt, wit ße mich manchmal an meie
ne« Derrn Werechtigteit irre machen
wolte, 3hr habt ihm viel gesagt, wa«
ihn erschütterte, warum habt 3hr bie
uven nicht erwähnt t"
velmaim blkb stehen, „e6 iß nicht
Sech«tt« Kapitel.
’3« UebUngen auf der Daibe.
Unter ber Albe, im äleten Jagv-
revier ber Kurfürsten zu Branbenburg,
hatte sic Perr Dan« Gcorg ein flatt-
tiches Jagbhaus gebaut, das »ie Dirs*»
bürg genannt wurve, wenn man e«
nicht nach bem daju gehörigen Dorfe
Eeslingen auf ber wenbiscben Daibe
nannte. Schon al« Kurprina hatte
Johann Wrorg bkr gern tesivirt, unb
war eifrig bemüht gewesen, fein Sagd-
gebiet »u erweitern. Da batte er ben
Bimarce ihren VurgßaU gegen anbere
Güter vertauscht unb so (lang fein pift
hörn über Alt Alven«kbtn ‘ichen unb
Biemard’sdhen Voten. Seit er Kur-
fürst geworben, war feine Gegenwart
u Verlin unb Eangermünde den grö,
testen Theil bt« 3ahres nöthig, ater
wenn e« irgen» anging, »ann »og er
»och hinau« auf »k geliebte wenbifche
Daibe, un» ber Danptmann zu Lelin
en unb VurgßaU, ber bie Hufsicht
führte, hatte »ann nicht etwaRuherage,
im Gegentheil, benn e« würbe bann
gar Lebendig auf ber Hirschburg.
3n biefem Jabre war btr derr schon
im Rära hinau«gefommen, er hatte in
Verlin Frühlinglüfie verspüren wol*
kn, von denen fein Anderer etwa« gee
merft, auch bie Kurfürstin Sabina
nicht, bit vorsorglich einen reichen Vor»
rath von Pelgwer einpaden ließ. Ain
recht tüchtiger Schneefall am Dage nach
ber Anfunft ber Perrschaften »eigte,
wie nöthig solche Fürsorge ber fürftli
chen Frau gewesen; ater Johann
Georg, bem in Eeslingen »ie gute Sau>
ne nie aueging, behauptete, ber Schnee
fei ihm gan» recht für bie Jagden auf
Auer» unb Bicfwild, bie er noth zu hal-
ten denfe.
©ie gewöhnlich war btr Kurfürs
mit großem Gefolge nach Eeslingen ge>
fommen, der Kangler Diestelmeyer, bie
gelehrten Derren, Abelmann unb Dhur>
nevter fehiten nicht barunter, ebenso«
wenig fein ÄapeUmeißer Johann ga-
brigius, dofjunfer unb pofjungfern
un» eine gange Schaar Mrfischer von
Abel, bie feine Gäste waren.
Da« war ein Seben auf »er Hirsch,
bürg un» »er alte Ritter von Priort,
ber dazumal Dauptmann war auf Les
lingen, wußte gar manchmal nicht, wo
ihm ftin Kopf ßanb, benn auf ber
dirschburg »urfte auch bit Jugend sic
tummeln nach pergenlus unb für
manchen tollen Streich ließ ber Kur-
fürs Gnade für Recht ergehen. Aben
schreitet ber Ritter burc bie große
Dalle, bie ba« Arbgeschoß fonß gan»
einnahm; ße war mit Sanfebern,
Dirschgeweihen unb äbnlichen Jagd-
emblemen aufsepust, sah faß aber et-
wa« büßer barein. Richt« deftoweni
ger tönte helles Sachen burc ben weiten
Raum. Ain Dusend junger AbeUeule
faß im dalbfreie ben Doftor Abel
mann, btr mit leuchtenden Augen gan»
wunderbare Bagbgeschichten erzäbite,
»ie sic ehedm in Warf Brandenburg
foUten zugetragen haben, ernste und
furjweilige. Ater auch «an eigenen
Jagdabenteuern wußte er zu berichten,
so baß ein statilicher Junfer in schwars
unb rothen, mit Silberstiderei gegierten
Kleidern, das schware Varett mit den
rothen unb weißen Rebern ordentlic
ehrerbietig von bem dichten braunen
Daar abnahm unb mit seinen hübschen
hellblauen Augen ben Grzäbler bewun»
dernb anschaute. Die regelmäßigen
Büge dieses ehrlichen, vffenenGesichtes,
über bem »och etwa wie Dräuet zu
liegen schien, sielen »em Doftor auf, er
entsann fleh nicht, ben Ramen be«
Junfer« schon gehört zu baten, ber jet
mit bem größten Arßaunen sagte:
„Dätte e« nie gebucht, baß ein Mann
Aure« Veras« „federgelehr" fein
stente."
Eotimann lachte.
„3<h sollte meinen, »aß mir dir ge-
bet näßer liege al« Auch, Junfer/'
„3a, »er Sänfefiel, abtr wenn man
Auch hört, sollte man meinen, Shr
wüßtet auch Mk ter Saufeder umzu»
(Eortseung.)
Unb wo er nnn sagen fann,35r fei»
im Recht gegen Aure Oberen, da bat
er leichtes Spiel. Weint 3M Derr
Kangler, vaß »er Leufel an Kurmarf
Branvenburg vorübergebe? Was iß
aber »a« Anbe, das er venen bereitet,
»ie in feine Striese faUe«? Dent an
ben Ausgana »er Bacquerie in Eranf
reich, deBaueruftiege in Deutschland?
Die von Got eingefübrte Dronung, ße
wir» immer wicber obenauf fommen,
aber t« ift auch bie Pflicht ber Grogen
auf Arben, bem Zeufe fein Spiel an
ben Seelen Mr fleinen nicht zu leicht
zu machen; wo ein Groser ein Unrecht
begebt, ba giebt er Mm Teufel eine
andgabe, ba geh« vieCeicht eine arme
Seele verloren unb barum rede id an
jedem Dbron ungescheut »ie Bahrheit
benn ich sehe bie eelen, »ie e« zu rrt*
ttn gilt."
„So iß e« nicht »ie Siebe zu den
Fürsten, »ie Auch treibe!" forschte Al«
bin««; auch »er Kurfürst unb Diestel-
meper hörten jest gespannt »u.
Kam' benn nichrBeides fein? fragte
Atelmann vagegen.
Un» wer haiuc benn solche gewal-
tigeission aufgetragen? fuhr jet ber
Rangier mit faß jugendlichem Ai»
fer auf.
„Riemand," entgegnete Abelmann,
„ale meine Siebe »u ben armen Wen-
sehen, ich sagte e« Auch ja schon, zu
ben armen Mensdhen ater gehören bie
gürßen so gut wir »ie Betiler."
„ 3br »ünft Auch wobl ein neuer
Apoftel," entgegnete Wibinus mit leic
tem Spott.
Abelmann schüttelte ba« Paupt.
„3b will» Auch mit furen ©orten
sagen, Derr, wie’« um mich teht; ich
bäte feine $eimat, feinen Ramen,mein
Grotvater verlor Beides um schwerer
Schul» willen, abrr ich habe große
Reichthümer un» ich darf e« sagen,gro.
ße« Wissen erlangt. Veite« will ich
ich nügen für meine Brüder aufErden;
so zithe ich burc »ie Eanbe, un» suche
gut zu machen, wa6 anbere verdarben,
rebe oie Wabrbrit am Dhron unb in
»er Dütte, bi« auch mic einmal bie
Sehnsucht nach bem eigenen perde fas
sen wirb. Aber auch bann werbe ic
nicht aufbörea »u reben, wie ich jest
thue."
„D<rr Doftor," nahm jet berKur-
surft »um ersten mal »a« ©ort, „auf
wa« für einen Grund bin redet 3M
benn Mn Armen vom Gehorsam, »en
Reichen unb Wächtigen von verBarme
berzigfeit, benn ba« wolltec 3br »och
sagen."
Auf »en einen Grund bin Dutch»
taucht," entgegneteGoelmaun, „ber al»
lein ba« Predigen sann, wa« ich «M,
auf Mn Wrun» be« Abrißentbum«, baß
ms« Doftor futter von »en fatholischen
Wißbränchcn gereinigt bat."
„JM fei» fein Philosoph?" fragte
Mr Kurfürst.
,3c bin ein lutherischer Abriß,"
entgegnete »er Gefragte einfach, un»
Jabann Weorg Augen leuchteten.
ünoSbr b«flt »ie calvinischen Keer!
rief Albinu«.
„34 basse jede Bünte," spradEdel
mann, „»er ünver iß oft Mitleide
werth unb »a« ©ort Keser fenne ich
nicht."
„3br glaubt nicht, ba| Sott »k
* Aalvinißen verdammt," rkf Albinu«
eifrig.
„3* maße mir nicht an, iu »en
gen au lesen un» Gotes Barmhergig-
' feit vorzugreifen," erwiberte Gvelmann,
„aber ic sann nicht glauben, »aß Wott
Einen verdammt, weil er Unser Vater
sagt, ober nicht selig macht, nur weil
ich Vater unser sage.
„Gcbt mir die Dan»,Mann," sprach
jetr ber greife Rangier eifrig, „ich Mn
auch Galvinist un» muß r« leider sagen.
un» bat: „Richt mehrschelten, lieber Va«
ter, ich seh’« ja ein, ater meine Warte
»ie flnbet 3M ja schöner al« glavia’«
gange« weiße« Gesicht."
Der alte Derr beugte fleh niever un»
süßte verftohlen bie Rarte; er schämte
sid ber Schwäche unb Bärtlichfeit ge.
grn fein einglg Kind uno fonnte Mb
ihrer doc nicht erwehren. Siebwart
ater dachte nicht baran bk DaUe zu
»erlaßen, in ihrer Rammer fonnte ie
genug sien, unb so lieb sie auch ihre
blonbe Vase batte, sie achtete nickt auf
Mren ©inte, sondern plauderte un»
lachte mit ben Dorren, absonderlic mit
Joachim, »er an »em frischen Wesen
Siebwatt«, »a« so eigenthümlich gegen
oie ruhige Art »ergrauen abftad, sicht-
lieb große« Gefallen fand. Liebwart
würbe von aller ©eit vergogen, nur ein
menschliches Wesen gab e«, »a« sehr
offene Augen für bie gehler be« ftolgen
trosigen Rinbe« batte, un» doc mit
sollten ten Derren in »er Dalle burd
unsere Arscteinung den Dag gu einem
rechten ßmblingotag machen.*
Unb zum Dans für so bulpreiche
©ork, »k Obigen« wobl mehr Deiner
schönen Vase al6Deinem braunenKar-
bengesidt gegelten haben werben,be.
nimmit Du bic so ungebübrlic gegen
ben gnävigsteu D»rrn wk — wie —"
Der alte Den suchte vergebens uad
‘ Der 6 abicht twieber ausersteht.
Das serbrodhene Nab als Ganes M breht,
Aaus Priort noc nidht untergeht
Ar ließ »ie $and, »ie in ter (einigen
gitterte, sinfen un» ging langsam Mn«
au«, nacdem er noch einmal »a« stile,
weiße Gesict »e« gtäulein« von gal»
fenrebde betrachtet ballt.
Aine ©eile faß »k Gruppe am
Ramin noch schweigen» beicinander,
bann eilte Siebwart auf ben Kurfürften
gu, »er eben ein Gespräc mit einem
alten Dtrrn führte, »er oie goldenen
Sporen al« Ritter trug, deu seine un«
vertennbare Aebnlichfeit mit »em jun-
gen Mädchen abrr al« deren Vater
bezeichnete unb tief mit ihrer bellen
Stimme:
„Durchlauchtigster DerrPathe, hoffet
noc nicht auf ben Besis von Priprt
unb Doppenrabe, ja, ja, Derr Vater,
wir ßerben noch nicht au«, ter gelehrte
Derr bat mir'« propbezeit."
„Was b»>ß Du, Rin»«fopf?" fragte
ber Kurfürft, ber allerdinge Siebwart
eins au« ber Danse gehaben unb ihr
barum manche« nachsah.
Gana entschloßen sah sie erst ibn,
»ann ihren Slater an uub wiederholte
eie ©orte des Doftor«:
„Wenn bie Zaube zu Wrunbe geht.
Der abicht wieber aufersteht.
Das gebrochene Rab «1« Ganyes sic breht.
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Schütze, Julius. Austin Wochenblatt. (Austin, Tex.), Vol. 2, No. 48, Ed. 1 Saturday, October 1, 1881, newspaper, October 1, 1881; Austin, Texas. (https://texashistory.unt.edu/ark:/67531/metapth1462795/m1/1/: accessed July 7, 2024), University of North Texas Libraries, The Portal to Texas History, https://texashistory.unt.edu.; crediting German-Texan Heritage Society.