Giddings Deutsches Volksblatt. (Giddings, Tex.), Vol. 6, No. 20, Ed. 1 Thursday, February 9, 1905 Page: 2 of 8
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Alus der Doche.
Delt un8 £eben unter ber £upe
editorieller Betrachtung.
/ ' Dt ungarifde Obftrurtion.
(WSiener „%eue Ereie Fresse", 18. Kob:)
Der Feldzug bes Grafen Tisza ges
gen die Dbstruttion im ungarifchen
Parlament ist borläufig zu Enbe, und
so weit sic im Drange bet einanber
überstürzenden Greignisse die Sac-
lagt übersehen läst, hat ber Minister-
präsibent gesiegt und bie Opposition
unter bas oc feine« eisernen Willens
gezwungen. Früher, als man geglaubt
bat, tarn es zu ber wiederholt ange-
tündigten Hauptschlacht, biel schnel-
ler, al« e« für möglich gehalten wure
de, mar sie entschieden, unb bie Eösung
' des Räthsels, wie unter ber Herrschaft
einet Gefchäftsordnung, welche ber
Opposition ermöglichte, ba« Parla=
ment durc achtzehn Monate unter bie
Dbstruttion zu beugen, ihr biefe
furchtbare Waffe entwunben werden
tonnte, stellt sic ungleich einfacher her-
au«, als bie meisten gedacht haben mö-
gen, bie sich darüber bie Köpfe zerbroa
eben haben. Da« Geheimnis hat Graf
Tisza enthüllt, alS er ber Opposition
bie Erklärung zuschleuberte, daß,
wenn man zwischen ber strengen Ein-
haltung ber Form unb bet Möglich-
feit, ba« 2anb au« feinem Unbermö-
gen zu reißen, zu wählen habe, man
ben moralischen Muth unb bie Wil-
lensstärte haben müsse, ba« Wesen bet
Dinge höher zu stellen al« bie Form.
Diesen Muth unb biefe Willenstärte
hat bet Ministerpräsibent reichlich be-
miesen. Ununterbrochen und unermüd-
lieh auf seinem Posten, jeben Augen-
bli bereit, in bie Debatte einzugrei-
fen, nie um eine schlagfertige Erwide-
rung verlegen, durc seinen ßärm, tei-
ne Drohung unb leine Beschimpfung
au« ber Raffung zu bringen, so hat er,
umgeben Don einer entschlossenen unb
feinem Wint mie ein Mann folgenben
Majorität, nicht blos ben stampf für
- feinen Rebisionsantrag ausgenommen,
sondern entgegen aller Erabiton mit
ber Behemena, Angriffslust unb bon
Minute zu Minute sic steigernben
Herausforderung, eben mit ben Waf-
fen, bie sonst ber Dbstruttion zu eig
nen pflegen, zur allgemeinen Berblüf-
fung geführt. In biefer stürmischen
Methobe, welche ben Gegner nicht zu
Athem ommen läzt, ging e« Schlag
auf Schlag. Gestern stellte er ben
Antrag auf Abhaltung Don Parallel-
Übungen. Heute Bormittag mürbe bet
Antrag gegen alle $ roteste ber Oppo-
sition burchgesetzt. Rachmittag fand
bie erste Parallelsitzung statt, unb in
dieser führte er nach turzem Gefecht
ben entscheidenben Stof. _Rac ber
Rebe be« ©rasen Apponi erklärte ber
Ministerpräsibent unter bem Applaus
ber Mehrheit, feine Geduld fei zu
■ Enbe, unb ohne Rüdsicht auf jede in-
menbung, unter wildem Zoben ber
Opposition mürbe über ben Danies»
fcpen Beschluzantrag, welcher durc
probisorische Aenderung ber Ge-
schäftsorbnung ben Weg zu ber befi-
nifiben Revision freilegt, abgestimmt,
unb ber Präsibent verfünbete, baf et
angenommen fei. Noc ein wilbes
Auf schäumen ber bi« zur Raserei er»
bitterten Opposition, bann mürbe ba«
Restript Derlefen, durc ba« bie Ses
fton geschlossen wird, unb alle« mar
zu Enbe.
Der Borgang glich, mie man sieht,
mit photographischer Treue demjeni-
gen, ber im Jahre 1897 in unserem
Reichsrathe angemenbet mürbe, um
ben bielberufenen Faltenhahn’schen
Antrag durchzuzwingen, unb legt Don
selbst bie Frage nahe, ob bem gefasz-
ten Beschlus ein längere« Dasein unb
gröszere Wirfsamkeit beschieden sein
werde al« feinem österreichischen Wor-
bilb. Die ungarische Opposition, gans
besonber« ihr Inspirator ©ras Appo-
ni, hat zu wieberholten Malen im
Saufe ber Debatte angefünbigt, das
sie einen gegen bie Vorschriften ber
Geschäftorbnung gefasten Beschlusz
für nun unb nichtig .ansehe, sich durc
denselben al« nicht gebunben erachte
unb barau« auch bie Eonsequenzen zie-
sibenten auf ©runb eine« so zu Stan»
be getommenen Beschlusse« nicht re»
speftiren werbe, Besit bie Opposition
bie straft unb Entschlossenheit, ba«
burchzuführen, bann erneuert sich ent«
mebet ber stampf in jebem einzelnen
Falle, in bem bie rebibirte Geschäftse
otbnung jur Anwenbung fommen soll,
unb an bie SteOe ber technischen tritt
bie gewaltthätige, bie Würbe bei Pare
laments noch tiefer hrabsetzenbe Db-
ftrultion ober ©ras Di«ja muf Bor»
sorgt infftw, bafewn gnorbnungen-
be« Präsibenten im Fall bet Rothe
wenbigfeit ber Gehorsam durc Bra-
chialgewalt erzwungen wetde, unb
bann eröffnet sich bem ungarischen
Reichstage bie nicht minber unerfreu-
liehe Mussicht auf gewaltsame Biaffen»
austeisungen Don Bolf «Dertretrn au«
bem Parlament, mie sie unser Reichs-
rath gleichfalls schaubernd erlebt hat.
Ob bemnac mit bem parlamentaria
sehen Siege be« ©rasen 218ja bie Ob»
ftrultion gans unb für immer unter»
drüdt morben ist, steht zur Stunbe
noth teinesmegs fest. Für eine mehr
al« hunbert stopfe zählenbe Oppos-
tion ist jedenfalls noch immer bie
Möglichteit borhanden, ben stampf
wieder aufzunehmen unb ©ras Tisza
bürste sich barüber mebet täuschen,
noch ist ahzunehmen, baff et unborbee
reitet ben Ereignissen entgegengeht,
welche bie tommende Session bringen
tann.
Da« hinbert jedoc nicht, baf ber
ungarische Ministerpräsident am heu
tigen Tage um einen gemaltigen
Schritt seinem Ziele näher getommen
ist. Mancherlei spricht bafüt, baff er
es auch erreichen unb minbestens für
absehbare Zeit ba« Barlament Don ber
Dbstruktion befreien mirb. Theoree
tisch ist für bie ungarische Opposition
bie Möglichteit, ben stampf fortzuse-
feen, borhanden. Prattisc ist biefe
Wöglichteit bedingt Don ber morali»
sehen Stätte, bie bet Opposition inne«
wohnt, Don ber Steigung ber Ration,
ihr zu folgen, Don ben eidenschaf ten,
bie sie zu entflammen vermag, Don
allen 3mponderabilien, bie eine jebe
Opposition entweder unbesiegbar ma»
eben ober zur Ohnmacht derurtheilen
Das aber ba« Don ber strise ermat»
tete, nach wirthschaftlichem Fortschritt
dürstende, * durc bie Dbstruttion zu
Tode gehetzte Ungarn steh für bie Sub«
tilitäten ber ©eschäft«orbnung sich
ähnlich begeistern werbe mie für bie
nationalen Armeeforderungen, ist mit
©tunb zu bezieifeln. Wenn ©ras
Tisza ber Dppsition in jebem Sta»
bium ber Debatte mit bem Richter-
spruc ber Ration drohte, ipac er
leine leeren Worte. Die Analogie,
welche zwischen dem heutigen Beschlus-
se be« ungarischen Reichstages unb
bem Beschlusse unsere« Reichsrathes
über ben Faltenhayn’schen Antrag be«
steht, endet mit ber Abstimmung. Auf
bie Empörung ber öffentlichen Mei-
nung, bie bei un« bie ler Faltenhahn
töbtete, bebor sw noch zu leben hegen«
nen hätte, hat bie ungarsche Obstruk-
tion nicht zu rechnen. Diese moralische
Wurzeln im Bolle hat Don bet Oppo»
fition nur bie unter Rossuths Führung
stehenbe Urtabhängigteitspartei, unb
biefe, bie schon bi«het sich bet Dbstrut-
tion ohne Begeisterung unb mit inne»
rem Widerstreben bebient hat. bürste
säum geneigt sein, mit ber Rüdsichta-
unb Gewissenlosigteit, bie ben Uerita»
len ©tuppen eigen ist, ba« Parlament
neuerbings sum Schauplat entmürbi»
gender Borgänge zu machen unb sich
bie Sympathien zu berscherzeni, pie sie
im Bolte besigt. Minoritäten smb
nur start, wenn sie Don einer mächtigen
Welle boltsthümlicher Strömung ge-
tragen werden, „n biefem stampfe
aber bläst allem Anscheine nach ber
stärfere Wind in bie Segel ber Majo-
rität.
Den wesentlichsten Unterschieb jee
doc, ber zwischen ber ungarifchen
Dbstruktion unb ber österreichischen
besteht, hat ©ras Tisza selbst herbor-
gehoben, inbem er in seiner Schlusz-
rebe batauf aufmetlsam machte, baff
in Oesterreich verschiedene Bolt«»
stamme gegen einanber fämpfen, menn
sie sich diesec Waffe bedienen, währenb
e« sich in Ungarn um einen politischen
stampf zwischen Söhnen desselben
Bolte« hanbelt, daß et demnac in
Ungarn auf« schärfste betämpfen
müsse, ma« er in Oesterreich, menn
nicht entschuldbar, so doc begreiflich
finbe. Diese Zerschiedenheit ist in ber
hat so ungeheuer unb fundamental,
baff sie jeben Rüdschluß Don ber einen
Dbstruttion auf bie anbere ausschlieszt.
Parteien sönnen majorisirt werben,
Bölter nicht. Ein Bolt lebt weiter,
•menn bie Parteien, in bie e« sich sfaU
tet, Don ber Zeit, bie sie geboren hat,
auch wieder berschlungen werben. Ein
Bolt aber, ba« sich seine Daseinsbe-
bingungen nehmen läst, qeht unter,
unb iebt« Mittel, dessen es steh bebient,
um sie zu behaupten, ist dur ben'
Urttieb zur Selbsterhaltung gerecht»
fertigt. Deswegen sann sic im un»
garischen Reichstage eine Mtethode gut
Unterbrüdung ber Dbstruttion mirt»
fam erweisen, bie in bem unsrigen
gnfichgerfnattgunbipenne,bem
©rasen Dmja gelingen sollte, burc
seine Lehre Dom Wesen ber Dinge,
ba« übet ber Form steht, ben Reicse
tag unter bem Beifall be« Lanbes ge»
gen zutünftige Dbstruttionslämpfe zu
sichern, so mirb man steh hüten müssen,
barau« zu folgern, baß ber Omport
biefer Theprie genügt, um in unserem
Retchsrath dasjelbe zu erreichen. Die
Behanblung ber Dbstruttion is nicht
ber einzige unb nicht einmal bet wich-
figste Punkt, in bem sic ber Nationale
staat Dom Nationalitätenstaat unter»
feefvet--- j —-----—
Ein Bem Porter ist um $10 gestraft
morben, weil er ein Umsteigebillet ber
Straßenbahn verschenf t bat. E« gilt,
bemertt bie Washington Post dazu.
In Wem Dort al« Berbrechen, über»
haupt etma« zu berfchenten
er'
Diese Maszregeln mürben nun bem
Beschluß gemäß auf das ganze Weich
ausgebehnt werben. Selbstverstänba
lieh protestiren bie Unternehmer ber
Magazine bagegen. 3m „Berliner
ageblatt“ mirb Don ihrer Seite eine
On oilettenopfer.
Aus St. Vetersburg berichtet man:
Bian muß ba« Wüfcliche mit bem ?sn«
lenepmen j berbinDen missen. Um
>a« Elenb bei ostasiatischen striegel
u linbern, rüstet bie Petersburger
Vesellschaft sich zu einem groszenWohl-
thätigteitsbazaar, — bet zugleich bie
erste glänzenbe Beranstaltung ber be»
ginnenben Wintersaison zu werben
verspricht. Er finbet im Hause ber
Der Beschluß be« deutschen Reics-
läge« für Beschüzung be« Rleinhan-
bei« gegen ben überhanbnehmenden
Mitbewerb ber Waarenhäuser ist auch
arserhalb ber Grenzen be« Weiche«
ton allgemeinem Unteresse, weil bie
Erscheinungen, auf welche steh derselbe
bezieht, allen Länbern gemeinsam
sind. leberall behnen bie Waa-
renhäuser, hier Departement Store«
genannt, ihr Zhätigteitsfeld au« unb
dementsprechend hört man Heinere Ge-
schäftsleute über ben angeblich ba»
durc verursachten Wüdgang ihrer ©e»
schäfte Hagen. In Preußen hat bie
Regierung bereit« biesen stlagen ©e»
hör gegeben unb biefem Borgeben soll
steh nun nach Ansicht bei Reichstages
auch bie Reichsregierung anschlieszen.
um Schuß be« Mittelstanbes bet
Geschäftsleute ist in Preuzen bereit«
seßt, um ihn auf ein höhere« Gebiet
ber Entfaltung intelligenter Thätig-
feit hinzuweisen, so mirb auch im
anbel ber Grosbetrieb burc große
Seistung«fäbiateit ben Kleinhanbet
metr ub meht zurücbtängen,ohne
inbessen ihn gans bernichten zu tön«
nen, benn innerhalb bestimmterKreise
mirb er nicht zu ersetzen fein. Die
Imwanblung mirb sich nach natür-
ichen Geseten vollziehen, beren Wir-
ung mit fünstlichenMasznahmen nicht
zu berhinbern ist.
lange Darlegung gebracht, in ielcher
ber Bemei« versucht mirb, baß biefe
Art bet Geschäfte nicht nur ben legt»
timen Rleinhanbel nicht schäbigen,
sonbern baß ste auch für bie große
Blaffe bet Gonsumenten burc Bet»
billigung ber Waaren birefte Bortheile
bringen. Zunächst mirb barin ber
Vorwurf be« unlauteren Wettbewerbs
entschieben abgelehnt. Rit bem Feil-
halten Don Ramschwaare mürben bie
Wagazin nicht lange bestehen tönnen.
In ihrer Reklame, in ber Beranstal-
tung Don billigen Dagen (Bargain
Dal?«) unterschieben sw sich in nicht«
Don ' ben reellen Spezialgeschäften.
Durch wohlfeile Preise aber werbe bie
Gonsumfähigteit unb ber Eonfum Der»
mehrt, daburc werbe wiederum bie
Produttion gesteigert, so baß al«
Wirtung Hebung be« Gintommens
unb bet Lebenshaltung bet gesamma
ten Bebölterung ju verzeichnen ist.
Wach bet Berufszählung vom Juli
1895 belief sich ber beutsche Mittel-
stanb ber selbständigen Erwerbsthäti-
gen auf etma fünf Millionen, wovon
bie meisten Gruppen gegen bie Zähe
lung Dom Jahre 1882 eine sehr starte
Zunahme erfaßten hotten. Born ge»
fammten gemerblichen Mittelstande
treten nur bestimmte Zweige be«
Rleinhandels, taum 15,000 Betriebe,
mit ben Waarenhäusern in Mitbe-
werb. Davon ist ber übermiegenbe
Theil in Heinen Stäbten unb auf bem
Lanbe ansässig. Die biretten Eon»
currenten ber Waarenhäuser zählten
taum 30» bi« 40,000 Rleinhänbler.
„Wenn nun, heiszt e« in ber Datle»
gung wörtlic, bie Schaffung billiger
Preise durc bie Waarenhäujer bem
Publitum, insbesondere bem breiten
MMRittelstand Don 6 Millionen, seinen
Eonfum nur um wenige Prozent bil-
liger beeten unb feine Lebenshaltung
erhöhen hilft, bann hot ba« Waaren-
hau« zweifelsohne für ben Bl ittelstand
auszerordentlic Diel gethan. Denn
durc Schaffung polfsthümlicher
Preise unb Erhöhung ber Lebenshal-
tung wirft e« dirett auf Steigerung
be« Eonfum« hin. Unb thatsächlic
machst ber Eonfum infolge biefer Ent
wicelung in Deutschland jährlic
mindestens etma um 300 Millionen
Unb ba Don biefem neugeschaffenen
Eonfum Don 300 Aillionen bie Waa-
renhäuser nur einen Bruchtheil, circa
30 bi« 40 Millionen, profitiren, so
mirb durc ben Eonjumzuwachs wie-
ber bet Spielraum für ben Rleinhan-
bei erweitert unb Waum für neue De-
tailgeschäfte geschaffen."
Demnach mären die Waarenhäuser
ein Segen für bie Gesammtheit, sogar
für ben Rleinhanbel. Daß berselbe
dennoc Hagt, mirb barau« zu ertlä-
ten gesucht, baß er steh übet Gebühr
ausbehnt. Wach bet Reichs statistit
hat siet? von 1882—1895 bie Zahl ber
gewerbthätigen Personen im Hane
belgewerbe um 59 Prozent bermehrt,
während bie BevölferungDeutschlands
in bem gleichen Zeitraum nur um
13—14 Prozent gewachsen ist. Ine
folgebessen entfiel 1895 schon auf 38,8
ein-Gewerbthätiger im Hanbelsgewer-
be, während 1882 erst auf 53,9 Per-
fönen ein solcher getommen mar.Dem«
nach läge bet eigentliche Fehler in bet
ungesunben Bermehrung be« Klein-
hanbels.
Diese Ausführungen scheinen auf
bie MRehrheit ber Weuh«tag«mitg(ieber
nicht überzeugend gewirtt zu haben,
mie ber Beschluß zeigt. Daß bie So»
zfalbemotraten gegen benselben maren,
ist erflärlic, ja selbstverstänblic,
benn sw stehen ber Eoncentration bei
Gapitals nicht feinblich gegenüber in-
sofern sie nur eine Phase be« Ent»
widlungsprozesses ist, au« bem her-
au« sich, ihrer Ansicht nach, ihre 3^
funftsformen gestalten sqlen. Der
Beschluß mirb,menn er zur praftischen
Durchführung tommt, voraussichtlic
scheitern, bestenfalls tann er nur bie
unabwendbare Entwidluug verlang-
samen. Aehnlic mie in ber Fabrita-
tion ba« Grosztapital bie Heinen Un-
ternehmer allmählich derbrängt, bie
Maschine ben geschidten Arbeiter er»
Dalmatirn. "
Ei gibt taum ein Lanb in Europa,
sagt ber betannfe Reiseschriftsteller
Baffarge In feinem soeben erschienenen
Werte „Dalmatien unb Wontenegro",
ba« so ausgesprochen ben Charatter
be« Zauberhaften unb Nunderbaren
hätte, mie Dalmatien, stein ßanb,
außer Worroegen, hat einen gleich au«»
gebilbeten „Schärenhof", wie e« dort
heißt, unb eine gleich merkwürdige
nselwelt, ein „Insolarin“, ba« bet
sestländischen Rüste ben Wang streitig
macht, an malerischer Wirtung sie aber
übertrifft. Diese Inseln, bie sich fast
ade in ber Wichtung be« festländischen
Hauptgebirges, also Don Südosten
nach Südwesten, oft Diele Meilen lang
erftreden, gehören zu bem malerisch-
sten, ma« man sic denten tann. 'Ein
„Eapri" unb ein „oschia“ bildet hier
gleichsam bie Wegei. Unb biefe Jnsela
welt mirb Don einem gemaltigen stü»
stengebirge begleitet, einet einjigen,
nur an zwei Steden bon ber Eentina
und bet Warenta burchbrochenen stall-
mauer. In Rorwegen führen zahl-
reiche Fjorbe au« bet Inselwelt tief in
ta« Unnere be« Lanbes; Dalmatien
hat-nur einen einzigen namhaften, ben
Golf Don Eattaro, bessen Gestalt man»
chen an bie be« Bierwaldstätter See«
erinnert hat. Dafür ist es aber reich
an ben sogenannten Schlundquellen,
bie balb mitten im Lande, am häufig»,
sten aber am Fusze be« Gebirges, ober
gar mitten im Meere, „aufwirbeln",
eine höchst sonderbare Erscheinung,
unb nur bet Karstbildung eigen. In
bem fast wasserlosen Dalmatien, mo
man ba« Regenwasser in Gisternen
sammelt, spenden sie bei fünstlicher
Ausbeutung töstlichen Trant unb bie
zum Betrieb Don Waschinen erforder-
liehe Wasserkraft.
Wie in Rorwegen bie Schärenflur
sich allmählic in immer Heinere Ge-
bilde auflöst, so gibt e« auch in Dal»
matien überall bie sogenannten Scog»
lien, meist flachgestaltete unb begeta-
tionslose Rlippen, selten bewohnt, im
wesentlichen bie niedrigen Kuppen unb
Spißen be« im Meere versunkenen
Raltgebirges. Bian hat ste nac Ana-
logie ber nselchen an ber Westfüste
-Sehleswig wohl gar bie Haffigen
Dalmatien« genannt. Sie leiben
ade unter Wafsermangel: bie Bewoh-
ner berdursten inmitten ber unenbli
chen Meeresfluth, mie bie Schiffer au
hoher Set, denen ba« Blasser ausge
gaggen ist. Bian sonnte bie Scoglien
all herrenlose Gilanbe bezeichnen, ober,
mal ber slavischen Auffassung besjer
entspricht, al« ein gemeinschaftliches
Eigenthum ber Bewohner. Auf ben
Jnseln bagegen ist ber Best bereits
geschieden. Bian erblidt auf ben un«
endlic fahlen elswüsten oft lange
Blauem, bie bie einzelnen Pascoli,
Bleiben, Don einanber trennen, ©egen
bie Ziegen, bie eigentlichen Verwüster
be« Waldes, bie ade« fressen unb nicht«
auftommen lassen, bienen bie soge-
nannten Eoronali, im „streife“ auf»
geführte Steinwälle, in denen eine
dürftige Rultur denfbar ist.
Gleinhandel unb Waareni
häner.
berfügt morben, baß bie großen Ma-
gasine für jebe Gattung Waaren, bie
sie führen, eine Spezialsteuet bezahlen
müssen. Den Raufleuten, bie sich
burc bie Gooperativ- ober Eonfum»
vereine beeinträchtigt glauben, ist ber
Gisenbahnminister 3. B. mit einerBer»
fügung entgegen getommen, bie ben
Peqmteumselne"eori-bie—Zuge-
hörigleit zu solchen Bereinen unter«
sagt. Selbst auf ba« Annoncenwesen
-2 E bie staatliche Fürsorge.
Es ist straffällig anzuzeigen, baß in
einem Geschäft billiger bertauft mirb,
al« irgendwo anbers, sofern nicht ber
Bemei« geliefert werben tann, baß
solche« absolut wahr ist, b. h. baß
nicht zufälliger Bleise in einem anbe»
ten Gefchäft ebenso billig berfauft
mirb. Ebenso ist e« verboten, Mute
Honen zu beranstalten,, weil sie ben
Einbrud ermerf»»-—baß bie TOanwn-
unter bem Rostenpreis bertauft were
ben.
Abelsgesellschaft statt, unb bori wete
ben oon 1 Uhr Mittags bis 11 Uhr
Abenda bie elegantesten, hüibschesten
grauen unb Wäbchen ber russischen
Hristotratie bie Honneurs an ben Ber»
taufrischen erweijen. Die Damen be«
Eomiie«, an hirer Spize bie Große
fürstin aBlrie Paulowna, Gemahlin
be« ©roßherjogi Wlabimir, entmideln
bereit« eine rührig« Thätigteit, um ein
möglichst angiehendes Programm 8
Biege zu bringen. Den menn ber
Nachmittag ben armen Bermunbeten
unb Sranten im Felde gewidmet fein
muß, so fod ber Abend einen ftöhli-
eben Abschlusz, Eoncert, Eheater ober
Bad bringen, jur Belohnung ber er»
schöpfenben Arbeit, bie man im we-
sentlichen wohl al« eine Umfeßung
be« glirts unb ber Rotetterie in
baate«, nützliches Geld wird heseichnen
bürfen. 'M ber zu einem ungeheuren
heldenmüthigen Opfer haben bie su
Bertäuferinnen bestimmten -Damen
sich entschlossen; sie haben sich freiwil-
lig gegenseitig ba« Wort gegeben, baß
leine einzige Don ihnen sic zu biefem
Kriegs- unb Tanzbazaar eine neue
loilette anfertigen lassen werdc. Sie
merben vielmehr ade in schlichten,
weiszen Kleibern erscheinen, unb jebe
Don ihnen eine bem Werthe eher neuen
Toilette entsprechende Summe bem
Gesammterträgnisse beisteuern. — Cb
bie Geschichte nicht basür ihre Warnen
einst neben denen jener beutichen Mäd-
d?en unb Frauen nennen müßte, bie,
al« ihre Brüder unb Gatten in« Feld
gezogen maren, ihren Haarschmud unb
ihre Eheringe bem Baterlanbe bar»
brachten?
Griegnacrtdten.
Ranbglofsen eine« Zeitungslesers
zum oftasiatischen strieg liefert Ebuarb
Engel in ber Ragbebutgischen Zeis
tung. Wie schon während bei Buren-
friegs führt Engel auc bieimal eine
ßifte über bie Don ben Zeitungstele-
grammen (meist englischen Ursprung«)
hingemordeten unb berwundeten Sol-
baten der feinblichen Armeen. Grau-
sameres, schreibt er, giebt e« auf Erben
nicht, al« einen Rriegsberichterstatter,
er reite über ein wirfliche Schlachte
selb, ober er siße auf bem behaglichen
Rebaltionsstuhl in bet friedlichen Set-
math. Zahlen mit nur zwei Wuden
erscheinen ihm unter ber Würbe ber
mobernen Breffe, unb ba ihm bie öd-
tung von 5000 Mann, bie Wegschafs
fung oon 10,000 Gefangenen, bie Un-
terbringung unb Berpflegung bon
30,000 Bermunbeten picht mehr tostet,
al« menn e« sich nur um ben zehnten
Theil ober ben hunbertsten al’ jener
Opfer be« striegel hanbelt, unb ba
ber fieser durc eigene« Gelüsten mie
durc feine lange Zeitungerziehung
bie langen tunben fahlen gleichfalls
ben berächtlichen Heinen vorzitht, so
mirb Don ben friedferfigen Rebatteu
ren in Lonbon fartätscht, in bie Luft
gesprengt, burc Melinit in Atome
berwanbelt, berstümmelt, Dermunbet
unb gefangen, ma« man nur itgend
bem abgestumpften fieser bieten zu
bürfen glaubt. Wad? meiner boppel»
ten Buchführung sind auf rufsischet
Seite nach englischen Zeitungstele-
grammen bis jett getöbtet unb Der-
munbet«,379,700 ann, auf japani«
scher Seite bielmal allerdings nad?
Telegrammen au« Petersburg, 5,728,-
800 Rann. Es smb noch ein paar
mehr auf beiben Seiten, ich runbe
aber ab. Japanische Schiffe stnb nach
Melbungen au« Petersburg gänzlich
bernichtet ober unheilbar beschäbigt
morben 732; Don ben Japanern stnb
nach englischen Melbungen 848 russi-
sche Schiffe in “ben ©runb gebohrt, in
bie fiuft gesprengt ober sonst tampf
unfähig gemacht morben. Sämmtlich
Rriegsschiffe, benn aus bie Hanbels-
schiffe .habe ich bei meiner Buchfüh-
rung nicht geachtet.
Den Pepeschen zusolge herrscht un»
ter ben Ehinesen große Unruhe. Bla'
rum wohltrSie brauchen bochteine
Zeihnachtsgeschente zu taufen
*' * «
Durch bie neue Berfasfung iß Me;
nezuela in eine für Autänber febr
schlimme Berfasfung gerathen.
Tief ausgeschnittene Badtoiletten
haben jedenfalls deshalb so lange
Schleppen, damit bie Trägerinnen
nicht in Berbcht fommen, ba« open
ehlenbe au« Geis ober Sparfamteit
fortgelafsen zum haben.
WHincffner Gespräch: Du, v.
3enjl hat a guate Barfie g’macbt.
ali: 3a, i«’l wahr; hat benn ihr
Bio aa a bauernbe Stellung?
Rathi: DÖ« glaubst. Der i« Stra.
Benqufgraber beim Magistrat.
***
Die breijährige Tochter be« auses
steht auf einem Stuhl unb reißt eifrig
Don einem Abreiskalender alle Blätter
ab. „über, Emm, mal thust bu ba?“
ntwori: „Damit Bleihnachten snel
er tommt!
_________________s__±___*------------------;
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Giddings Deutsches Volksblatt. (Giddings, Tex.), Vol. 6, No. 20, Ed. 1 Thursday, February 9, 1905, newspaper, February 9, 1905; Giddings, Texas. (https://texashistory.unt.edu/ark:/67531/metapth1612407/m1/2/?q=%22%22~1: accessed July 17, 2024), University of North Texas Libraries, The Portal to Texas History, https://texashistory.unt.edu.; crediting Giddings Public Library and Cultural Center.