Giddings Deutsches Volksblatt. (Giddings, Tex.), Vol. 7, No. 17, Ed. 1 Thursday, January 25, 1906 Page: 2 of 10
ten pages : ill. ; page 20 x 13 in. Digitized from 35 mm. microfilm.View a full description of this newspaper.
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Die Spielgefährten. 3
Roman von V, Utesen
ddosha$
te
finntge
das jte
sie nie gans gesunder
per noc an emüth
esunden, weder an Kör
et immer: loben
gar nicht, das fann er nicht vertra
ihre
von
)
Mber
vor Ana
lebhaft um, fam auf bie Gintretende
der
alte
bad
säum merklich,
passenbere Zeit
Aso bitte."
liches ist..
Der anbere lächelte
„Uc bedaure, lerne
versuchte er feiner Stimme dje ge=
wohnte Festigeit ju geben.
„3c verstehe nicht — was wün-
schen Sie eigentlich?"
„Sie sollen es sofort erfahren. Dies
hier „hr Zimmer? Schön. Sassen Sie
und eintreten."
schmedte __
sche, unzählige, braune Rosinenaugen
Kastanienallee, jetzt bog er in 1
grosze Rasenronbel oor dem Hause.
Unb ba stauben auch schon Trau
Brun unb ihr MRann erwartungfroh,
oor ber hüt.
„Willfommen, tausenbmal willtom-
btefer Geltung |inb gelbe iiänner.
aber bad Papier ist ieis. Anbere
Ortungen werben non weigen Män
nern geschrieben, sind aber gelb."
Dem ^rrn N oon Ghew scheint es
trpb feines 8opfes nicht an einer qe»
mtlfen epbachtungsgabe u fehlen.
sicher wrtete man schon auf sie mit
dem Frühstüc.
ter,“ gab bet Mann zurüd. „Aber
jett führe unseren lieben Gast erst
gen.
Lange; lange schien alle Hoffnung
bergeblic. Der Win ter zog heran mit
Schnee unb Halte; ti tarn ein stiller,
trauriger Weihnachtstag ohne Lane
nenbuft unb Eichterfuntel; ihm folg»
ten noch viele duntle, trübe Wochen
men, liebe«, gute«,
eben! Mein, ist das ’ne
=- u Ini st leicht; beshatb verfuchen
loben % viele darin.MitBerstand
loben ist schwer; barumFthun el so
wenige. • N
"" ANe __ . .......... 2*M**±—---_----------------- -
xi fie in bie gobnftube trat, flamb ' "55 1768 be'penmütbis au ertragen.
Silber au4 ber sorglos glüd liehen
Sinderzeit brängten sich vor ihre
Seele.
anfweisenbe Rapffuchen, oon bem
rau Stunt mächtige Scheiben schnitt,
Immerfort um Zulangen nöthigenb.
Frit muzte, um alle Fragen ber
ältern zu beaniworten, biel von sei
nein Leben unb Treiben ersäblen, unb
so besceiben er bie« auch that, mertte
man doc, daser bei feinen Borgeset-
ten sehr aut angeschrieben unb bei ben
Rollegen sehr beliebt mar.
Sein Seruf erfüllte ihn mit hoher
Befriedigung, unb auch in feinem Um
gangtreise fühlte er sic wohl. „D.
if! zwar feine groje Stabt," lobte ber
junge Amtrichter, .aber el herrscht
bort ein angenehmer geselliger unb
Ein Borrecht ist el aller sdhönen
/ grauen
Sieb Au gemähten ober zu verfagen.
Die flicht ber Männer aber ist ba»
gegen,
benwürdiget Hpert, in besten gasli
ehern Hauje ich manchen gemüthlichen
Abend zubringe."
„Hat bet- Präsibent auch Töchier,
Tritcen?" fragte Frau Stunt intet
efsirt.
„Jawohl, MRutterchen, brei oar,"
' lächelte ber Sohn, „wei sind schon
berheirathet; bie britte bot fic eben
mit einem jungen Rechtsampalt ver
lobt."
rau Brunt machte ein etwas ent,
taufet,te« esicht.
.Sag mal, Trit. wie ist', tommst
Tu mit zur Rirce?" fragte Stunt,
nachdem er ben letzten Schluc ane ber
Haf feetasse getrunten unb sich ben
Bart gewischt hatte.
„Genis, gern, Vater."
„Ra gut; ber alte Pastor wird sic
freuen, Dic ieberzusehen. Salt Dic
parat, in ’ner halben Stunbe müssen
mit fahren, sonst bat bie Prebigt schon
angefangen, ehe wir ba sind."
„st ber alteLerr benn noch immer •
auf bem Posten ? c bente, 3hr habt
einen jungen {filf sprebiger betom-
men ?"
„Stimmt; abr für besonbere Gefe,
otnheitep unb bie qrosen Testtage läst
sich bet Alte fe n Amt nicht nehmen.
Er ist auch so loeit noc anz rüstig;
bie Johanna pflegt ihn gut, unb wenn
feine Stofen gedcihen, bann hat er wei,
ter fein? Sorgen. Ra also, in ’ner
halben Stunbe. Unb Tu, Mutter-
chen, verspät Dic nicht bei ber Wirtba
Mast wie lejihm." _ -
(Forttetzung folgt.)
angestrengt, ob noch ein leiser Äthern»
zug zu spüren fei, unb richtete sich
bann tiefernst wieder auf. Hier mar
nichts weiter zu thun, alle ^ülfe au
spät. Ter Todte hatte sich selbst fern
Urtheil gesprochen.
NPoon Ehew, ein Ghinese, ist
bet Nebatteur eiper in chinesiicher
Sprache gebructen Zeitung in San
pranciscD Zor bet Civic Teberation
in Stern Port hielt er eine nfprarhe,
in welcher
gen/^
“I paar Minuten später saft man
um ben Frühstücstisc. Ter Hasset,
bazu ber fette, gelbliche „Schmand",
schmedte vortrefflic, ebenso ber fri
geftrect auf ber Erde, bie rauchen be
istole in ber Hand, tunb um ihn her
eine Anzahl Gelbscheine, bie er mit
ber Waffe ^gleich au« ber Brusttasche
gerissen haben mochte.
Entset ftanb bie Dienerschaft oon
fern. Ter Kriminalbeamte beugte
steh über bie leblose Gestalt, lausch
gu unb zögerte bann doc unentschlof-
fen mit ber Anrede. /
Alice strectte ihm bie danD ent
85 MSHimtommen, €*n Tottor. Waffen
Sie auch mich Sie begrüßen. a5
sagen Sie zu bem Ginbringling, ben
Sie baheim vorfinben? Mein Besuch
hier hat steh schon über bit Gebühr
ausgebehnt, aber 3h« lieben, guten
Gliern wollen mich trobem nochima
Unannehmlichteiten hatte manche«
Apfer an persönlichem Behagen gefore
dert, unb Ftau Marie fehlte bie xart»
sinnige, liebeivarme Art, bad (Bute,
bad sie eriies, bem Einpfangenben
nicht brüdenb erscheinen zu lassen.
Sieber heute als morgen hätte Alice
sich einen Wirfungsfreis suchen mö=
gen. Sie fühlte el wohl, hier sonnte
ber sonnt’ schon gar nicht mehr bie
Zeit erwarten," versicherte Frau
Brunt.'
„Ra, Tu hoch erst recht nicht, Muts
(17. ortsetung.)
Ho bäumte sich ba« Pferd auf,
vom scharfen Sporn bei Weiter« ge-
troffen, unb jagte in ben Hof.
Wasil schwang sic au« bem Sattel
unb wollte in« Haus eilen. Muf ber
Schwelle trat ihm ein Fvember ent»
gegen.
„Gc habe Sie ermattet unb bitte
um eine linterrebung, Hert Baron.
Waffen Sie und gefälligst nach hrem
Zimmer gehen. Hiet meine Legitima=
tton."
Gr zog ein Papier herbor unb reichte
el Waszc ziewsti.
Tiefet mar jäh zusammengequdt,
fein Gesicht mürbe fahl, aber et faszte
sich sofort unb fragte brüst:
„Was soll ba« heizen? Man pflegt
bie Leute doc nicht zut Nachtzeit au
überfallen. Wenn es etwas Geschäfte
mer nicht fortlassen." ,
„Möchte e« ihnen nur gelingen, Sie
recht, recht lange zu fesseln,“ enteg-
nete er, unb ber warme Ton feiner
Worte bewies, das sie mehr waren
al« eine bösliche Lebensart.
.Tu mu&t un« jezt Dabei helfen,
Tritzchen," warf Trau Brunk barm Io«
ein. Sie stellte eben ben mächtigen
Pfingsttuchen auf ben lisch unb hatte
bie le|ten Worte gehört. „Wir sinb
dec man dumme, einfache Weute unb
viel zu langweilig für bie .gnäbige
Frau. Stein, nein, reben Sie nicht«
baniber!" unterbrach sie Alices Bro
test. Bon mal missen mir zu ersäh-
len? Born Buttern unb SJlelfen unb
ob bie Schweine bei ber ast zunehe
men — sonst bon rein nicht«. Ta ist
doc ber Frit ’ne unterhaltsamere Ge
sellscaft, ein Studirter, ber nur mit
feine Leuten umgeht.
„Billst Tu nicht einschenten, Wut
lernen?“ mahnt« bet Sobn unb ftanb
schnell auf. „3c werbe Batet zum
rühstüd rufen."
„3 nun, versteht sich. Tentft Tu
benn, ich will ben Kaffee satt ierben
lassen?" Unb bem Hinausgehenden
nachsehenb, fügte sie, zu Alice gewen
bet, lachend hinu:.
.Sehen Sie, so ist
unb ausprahlen bars man ihn schon
11 11 ...........
unb bann endlic doc ber erste Früh-
Tingssonnenschein. ♦
Gr fanb bie Krante in Teden ge»
hüllt, am Fenster sitend, DieGefahr
mat vorübet, aber ber Rörper noch so
schwac, bas er äußerster Schonung
bedurfte.
Äl« Alice zum ersten Mal wieper
zu tlarem Bewutsein lam, regte steh
teine Freube in ihr, bem Weben mie
bergegeben zu fein. Grau mar bet
Blid in bie Vergangenheit unb grau
ber in bie Zutunft.
Sobald es irgend ihre Rräfte ju«
liesen, wollte bte junge Frau ihren
Borsat, im Ausland eine Stelle an
zunehmen, ausführen. Obgleich es nie
ausgesprochen mürbe, fühlte Aice
doc, daB ihre dauernde Anwesenheit
ber Mutter unbequem mat. Schon bie
lange Rrantheit mit ihren Waften unb
gnäbige« Frau
reube, bafe mir
Sie jetzt bei un« haben! Wein Älter.
der ihm nicht non bet Seite mich. .
„herr Baron, warum wollen Sie
miet zu schärferen Waferegeln zwin-
gen? (Jollen Sie mit, ich bitte. Sie
sehen, es giebt feinen Ausweg."
»3d ierbe ben Ausiveg finben!"
Seine geballte aust schlug nach
ber Wampe, bas sie umfiel unb jäh
berlöschte. 5m Simmet mar e« nacht-
buntes.
Gine Setunbe später trachte ein
Schüfe, e---
Ter Beamte tastete sich nach ber
Thür unb tife sie auf. Tie Haus-
leute liefen zusammen; man brachte
Ett.
Ba ron Wassczewsti iag fang aui»
rit Brunt am Fenster, ba«, weit gea
öffnet, bie wonnige Frühlingsluft
hereinströmen liefe. Gr manbte sich
oor bem Feuer fliehen. Schredlic
mat ei, ihre Ängstrufe unb ihr Wim-
mern anzuhören.
Tie Mutter, welche sich nicht mehr
au helfen mufete unb sic au'
ftedung entseilic ängstigte, festeste zu
Frau Brunt. Tiefe liefe Mann unb
Wirthschaft im Stich unb fam sofort
selbst, um bie arme Kranfe zu pfle-
verbreitert. AHes mufete Alice ansehen
unbbetpunpern; jeber Schritt, ben sie
that, führte ihr bertraute Bilber bor
bie Äugen.
Äl» sie an biesem Abend sich sur
Ruhe legte, zog eine wohlthuenbe
Mübigteit durc ib« ©lieber, unb
aum hatte sie ben Hopf in ba« Hissen
aebrüdt, ali auch fchon erquidenber
Schlaf unb luftige Träume fie um-
fingen. 3hr träumte, sie fei noch ein
Heine« Wä behen unb jage sich mit Ehe
ras bure ben ©arten. Ter schien aber
enblos- lang, bie Wege freusten sich
wirr durcheinanber, sie lief, lief immer
weiter, ohne ben Ausweg zu finben.
Schon mar sie gan; ermattet unb hatte
Anst, nicht heimzufinben. Ta rief
eint besonnte Stimme ihren Ramen,
unb jetzt fühlte sie, das ifee hülfe
fam; bie roirren Bilber zerflossen in
nichts, unb traumlo« schlief sie bi« an
ben hellen Morgen.
Haum eine Woche mar Alice in
Tanninfen, unb schon zeigte sich beut»
lic, mie sehr sie sich erholte. Jhr blas»
fe«, eingefallene« Gesichtchen besam
wieber einen Änflug rosiger Frische,
bie stillen, traurigen Äugen einen hela
leren Blid. Ta« hatte nicht allein bie
träftige Landluft vermocht, sonbern |
um gcögten Theil bit frische, marm»
herzige Ärt ber Menschen, unter denen
sie jetzt lebte. Tie fröhliche Geschäfa
tigteit im Pächterhause wirfte beles
bend unb erquidenb auf ihr wundes
Gemüth.
3n biefen Tagen vor Pfingsten
hatte Wutter Bruns besonders viel zu
schaffen, unb ihr rundes, freundliches
(Besicht strahlte bon früh bis spät mit
eitel Sonnenschein. Sie ermartete
ihren Jungen, .ben Herrn Amtsrich-
ter," mie sie anberen gegenüber wohl-
gefällig zu sagen pflegte.
Wange Zeit mar er nicht baheim ge*
wesen, aber nun batte er sic doc end-
lic einmal frei gemacht, um ba« Fest
mit ben alten Gltern zu verleben.
„Wird meine Anwesenheit im Hause
3hnen jetzt auch nicht ftörenb fein?"
fragte Alice besorgt, al« sie oon bem
ermatteten Besuch erfuhr. .3m engen
amilienfreise ist eine Fernerstehende
immer lästig."
„Ternerstehenbe!" rief Ftau Brunt
gans entrüstet au«. ^o«n Sie, gnä-
biges ^rauchen, bad Wort dürfen Sie
nicht zum weiten Wale sagen, wenn
Sie mich nicht bitterlich tränten wol-
• len. Wo Sie doc bon Hein auf bei
und aus- unb eingegangen stnb unb
ich hab’ Sie auf bem Ärm getragen."
„3a, Sie mären immer sehr ut zu
mir,“ entgegnete bie junge ff rau ge
rührt. „Jc meinte auch hauptsächlic,
ob 3b«m Sobn, bet nach langet Äb
Wesenheit in sein EIternhaus tommt,
meine Gegenwart nicht unbequem fein
wirb?"
„Dem rit? 3. wo denten Sie bin.
Ten witb's hoppelt freu'n. Was ber
noch 3hnen immer gefragt hat unb sich
abgeängstigt. Wie Sie so Trant mären,
bad sönnen Sie gar nicht glauben.
Alle paar Tage schrieb er an und.
unb Batet ober ich muzten ihm Be
scheib schiden, mie e« Jhnen gebt Gr
■hat nun mal solch weices, gute« Ge .
müth, bet Jung'."
Alice nidte schweigenb. Gin mei
ches, gute« Gemüth batte er in bet
Rindbeit allerdins gehabt. Wie enb
lod lange mat bad bet. Äud bem Rnaa
ben, mit bem sie einst gespielt, mar ein
reifet Wann geworben - ein Treme
ber. bem jett gegen übeyUtreU« ihr
eine gewisse Vein perursachte.
Nur einmal hatte sie ihn inzwischen
wiedergesehen: an jenem Sommer
abenb, mo sie steh sufällig am Weg-
rain trafen, unb sie tonnte noc brüte
ben tiefen, forschenben Blid nicht ber’
gefsen, mit bem rit Bruns ihr beim
Abschieb nachgesehen. Äbnte er ba
mal« schon, ielches traurige 2008 ihr
an ber Seite Wasils beporstand? (s
mufete wohl so fein, sonst hätte sie
sieb ben bewegten Ausdtuc feine« Ge
sichte« nicht zu beuten vermocht.
Tad Bfingstfest mat ba. 3“ beiben
Seiten bet austhür ftanben riesige
Waien, in ben zimmern ftedten bte
jungen Birtenzweie hinter allen Bil
bem, Spiegeln unb in allen Eden; ja
über bem alten Tamilinsofa, oor bem
ein einladender Saffeetisc gebedt mat,
wölbten sie steh zu efnet richtigen grü»
nen Waube.
Äm Abenb vorher mar Frit, ange»
fommen.
Born Rauster ihrer Giebelstube au«
batte Älice ba« Wiedersehen zwischen
Gltern unb Sohn beobachten fnnen.
Wie wrtsith brf nnttüt« Wann hie
alte, einfache sfrau umschlang unb auf
ben eingefallenen Wunb füfete, mie er
bie bartgearbeiteten Hänbe be« Ba»
ter« freudig schütielte. — Gine liebe
vollev Sohn, «in guter Mensc.
Tie junge tau blieb an bem Abend
auf ihrem Bimmet, um bie Familie
ivährend ber ersten Stunden be« Zu-
fammenseins gans allein zu lassen.
Äber nun, am ersten Bf ingstfesttage,
mufete sie sich boc bereit machen, fein«
unterzugehen; e« mar 8 Uhr, unb
Unb ba mar e« wiederum Trau
Bruns, bie ben rechten Ausweg wufete.
„Gnäbiges Frauchen," sagte sie
eine« Tage« gan, resolut, als sie bie
junge Frau begierig ben Inseraten»
theil ber Zeitung durchforschen sah,
.nehmen Sie ed mir nicht übel, wenn
ich mich' in Tinge mische, bie mic
nichts angehen. 3di weife wohl, road
Sie im Sinn haben; aber tann benn
ba« gut ablaufen, wenn Sie jetzt zu
sremben Leuten wollen al« Gesell-
schafterin ober Pflegerin, während Sie
selbst noch schwac unb elend sinb unb
Pflege nöthig haben? Wissen Sie
wa«? Hommen Sie zu un« nach Tan»
ninten. Ter Frühling auf bem Lanbe,
ber macht bie Menschen gesund., Ta
werben Sie auc wieber rothe Baden
betommen unb ein fröhliches Herz."
Gin fröhliches Herz! — Das gab
ed nie mehr für sie, dachte Älice.
Äber Frau Brun! meintees so hera
zensgut, unb Tanninten lotste so bei
mathlic vertraut. Es mar doc ein
wohlige« Gefühl, mit bem bie Giene»
sende bem Pfingstfest entgegensah,
ba« fie al« lieben Gast in ihr einstige«
Vaterhaus führen sollte.
Äl« sie bann in bem bequemen
Wagen, ber sie oon ber Station ab»
geholt batte, durc bie wohlbetannte
Segenb fuhr, immer näher unb näher
bem trauten,, weinumrantten Hause
u, bessert rother Giebel schon Don ieia
tim sichtbar würbe, ba trat all ba«
Schmerzliche, was sie erlebt, in Ali-
cens Erinnerung zurüd, unb heitere
Jett rollte ber Wagen.
Fandstrase ablentenb, burc bie
Unb wieberum strahlte ber Früh-
linst in herrlichster Bracht Ter groze
Rajenplat bor bem Tanninter uts-
hause war völlig übersät mit Beilchen.
Durc ba« Tliedergebüsc jagten sich
zwitschernde Böqel, unb selbst bie alte,
fnorrige Lindenhede am Ende be«
Bart« sap verjüngt au« in ihrem
zcrtgrünen Maigewande.
Bor ber Thür be« Hauses steht
rau Brunt, bie stattliche Bächterin.
Sie späht eifrig bie Ehaussee entlang,
al« erwarte sie jemanb, unb wie sie
ihren Wann über ben Hof gehen sieht,
wintt sie ibn herbei.
..Äber Zäterchen, wie sannst Tu
jetzt noch im Wirthschaftsrod herum-
rennen; ich dachte. Tu hättest Dic
längst fein gemacht. Sie tann ja jeden
Mugenblid anfommen."
„Run, wenn auch,“ lachte er behage
lieh, .Wad thut ba«? Ic glaube, bte
Äliechen — wollt’ sagen bte gnäbige
Frau — sieht mich nicht weniger
freundlic an, wenn ich im Arbeitstit-
tel bin statt im Staatsrod."
.Wag fein, aber es schidt sic doch,
daß Tu unseren Besuch manierlich
empfängst. Tu liebe Zeit, unb wie
Tein Rinn schon wieber struppig ist,
so geht ba« gar nicht. Wann."
„Na, nu hör aber auf, Mutterchen,"
wehrte er, „es wirb ja immer toller.
Gestern hab' ich mich erst frisch rasirt.
3weimal bie Wode, damit ist’« ge»
nng. Unferein« hat im Frühjahr
mehr zu thun, al« sich zu putzen; ba«
iveis.die gnäbige Frau, unb nimmt’«
nicht übel."
Frau Brunt giebt nach.
.Äber wenigsten« einen frischen
R ragen unb ben Sonntagsrod, Wil-
heim. Unb spute Dic doc nur."
„c gehe schon, Altchen; wirb alles
gemacht."
Nun lief Frau Brunt gechäftig
noch einmal in bie Rüche, um nachzu-
sehen, ob bte Triene auc bie jungen
Tauben fleisig begoß, Vie in ber
Bfanne schmorten. Taubenbraten
hatte Alicchen fefeon al« Rinb immer
gern gegessen, ba sollte sie nun mit
ihrem Öieblingdgericbt empfangen
werben.
Was für böse, schwere Zeiten die
junge Frau durchgemacht hatte! G«
tonnte einem ba« Hers abdrüden oor
Mitleid, wenn man nur baran dachte.
Grft bad Rindchen verloren — unb
bann ben Wann — unb bann Haus
und Hof.
Gleic nach be« Baron« schreclichem
Gnbe war ber Ronturs über sein Wer-
mögen unb Tobrawid unter ben
Hammer getommen.
Tie Bersteigerung brachte taum so
Diel, um bie ausftehenden Forderun-
gen unb bie enormen Hhpothetenschul-
ben su beden. Wan muntelte allerlei:
e« sollen ba auch noch anbere, schlim-
mere Geschichten vorgetommen sein,
bie nun zum Glüd mit bem Tobten
begraben wurden.
Ter jungen Wittwe blieb nicht ein
Bfennig. Als sie jur Wutter nach ber
Stabt z0g, hatte sie steh gleic nach
Arbeit umgesehen unb auc wirtlich
Stidereien für ein Geschäft arzuser-
tigen begonnen.
Äber bte durc langen heimlichen
Hummer unb bie letten furchtbaren
Gemüthserschütterungen geschwächten
Rräfte bersagten. Gine« Tage« fand
Frau Dittmer Älice ohnmächtig neben
bem Nähtisc liegen. 3n ber Racht
brach «in heftiges Rerbenfieber bei ihr
au«. _
ochenang schwebte bie junge
"frau zwischen Tob unb Leben. Biöfr-
remotrerwienphantasenwarsie
kaum im Bett festzuhalten. Immer
glaubte sie zu Derbrennen unb wollte
abwarten zu bürfen.
Wasil fühlte, wie feine Stirn sich
mit taltem Schweife bedeckte; mühsam
Arbeitsstube, folgte ihm auf bem Fusze
unb schloß bie Thür.
Ter Raum wat nur schwach durc
bie auf bem Schreibtisch stehenbe. Der»
schleier te Campe erhellt.
„Run?" stieß Wasil herbor.
.Wachen Sie sich bereit, mit au fol»
gen, Herr Baron. Sie sinb dringend
ber Branbftiftung verdächtig." ‘
Wie Don einem Reulenschlage ge»
troffen, zudte_Waszczewsti zusam-
men.
„Wer sagt bad?" schrie er heiser.
.Ter Jude hat es gethan! Wer wagt
zu behaupten, das ic..." Gr griff
nach einer Stuhllehne unb hielt steh
baran; feine Glieder schlotterten.
auAbram adraj ist bereit« wieber
auf freien Tu ft gesett," entgeqnete ber
Rriminalbeamte. .Ter Föriter au«
Hasselheide, ber an jenem Abend auf
Anstand war, hat ben Wann genau
zur Zeit be« Brandes eine Weile Don
hier entfernt bie Sandstrase entlang
ehen sehen. Dasselbe bezeugen zwet
Arbeiter, bie ihm unterwegs begegne:
smb." „
„Run, wenn's ber Jub‛ nicht that,
bann that's itgenb ein anberet, wa«
eiß ich! Wie sönnen Sie wagen ..."
Zwiscen Wasil Sippen zischten bie
Worte herbor, es sah au«, al« wollte
er ben bor ihm Stehenden an ber
Hehle paden.
Ter aber legte seine Hand fest auf
ben Ärm be« Barons.
„3hren eigenen Angaben nach stnb
Sie am Tage be« Brandes Rachmit-
tag« 3 Uhr Don Dobrawit f ortgerit-
ten unb erst gegen 9, als bereits bie
Scheune in hellen Flammen ftanb, zu-
rügethrt. Gin Rnecht au«’ Langbac
aber, ber hier im Torf feine Braut
hat unb sie nach Feierabend besuchen
wollte, sagt au«, er hätte Sie schon
um 7 Uhr auf bem Hof, unb zwar an
ber Südseite ber Scheune gesehen..Sie
machten sic an jener Stelle, wo wegen
besseren Cuftburthjuge« einige Ziegel-
steine au« ber Wauer genommen stnb,
eifrig zu schaffen."
f .Ta« ist nicht wahr, .das lügt ber
Schuft, „ber infame!" schrie Was;-
czewti. „Werde ich mich benn ab»
sichtlich schäbigen? Weinen herrlichen
Teizen, bie prachtvolle Grnte..."
„r Weizen wat bereit« vor acht
Wocen an Eötenstein Derfauft unb
Don biesem in Empfang genommen
I erben. Tie Scheune enthielt nur
leeres Stroh. Sie haben sich also auch
wegen Betrug« hinsichtlic ber Feuer-
bersicerungsgesellschaft gemachten sah
sepen Angaben zu berantworten. —
Unb k|t bitte ic, mitzutommen, mein
Blasen wertet im Hof."
Wasil aszczeweti rührte sic nicht.
herein. 3c werbe derweil sorgen,
daß ber Raffer heraufgetragen wirb."
„Wir haben „hnennämlic 3&«
Giebelstube wieber eingerichtet," er»
Härte Ftau Bruns, Älice in« Haus
führend, „c bachte, ba« Plätzchen
würbe 3hnen am behaglichsten fein,
sonst steht, wenn Sie wünschen, auch
ber frühere Salon ber Frau Warna zu
Jhrer Zerfügung."
„Rein, nein,* wehrte Älice, .lassen
Sie mir, bitte, mein alte« Mädchen
slübchen, ti ist mir ba« liebste. Unb
nun herzlichsten Tan! für „hren war»
men Gmpfang unb alle Ihre freund-
liehe Sorgfalt. c fühle schon jetzt,
wie mir ba« Hiersein gut thut. Äl«
strömte neue Lebenstraft burc meine
Glieder, so ist mir heute zumuthe,"
sebte sie hochaufathmend hinzu.
Frau Brunt lachte. .Soff wohl noch
besser fommen, hoffe ic. So mit eins
fann man ti nicht verlangen, aber
allmählich, von Tag zu Tag. Inbdas
sag’ ich gleich, so halb lassen wir Sie
nicht wieber fort."
Sie geleitete Älice in ihr gemütb»
lieh eingerichtete« Rimmer, . half ihr
beim Muspaden unb sorgte nachher
bafüt, daß sie noch ein Weilchen, auf
bem Sofa liegend, bon ber Anstren-
gung ber Fahtt steh ausruhte.
Tann würbe zu Tisch gegangen,
unb ber jungen rau, bie feit lange
nie mehr ben geringsten Äppetit Der»
spürt hatte, schmedte ber zarte, saftige
Taubenbraten bortrefflich.
Rachmittags nahm rau Brunt
ben lieben Gast mit in ben (Harten.
Ta gab e« so biel au zeigen unb zu
erzählen. 3m Herbst waren june
Dbitbäume gepflanzt worben, sie
blühten jetzt schon überreich. Newe Blu»
menbeete Warnt angelegt, bie grai«
bewachsenen Bartwege gesäubert unb
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Giddings Deutsches Volksblatt. (Giddings, Tex.), Vol. 7, No. 17, Ed. 1 Thursday, January 25, 1906, newspaper, January 25, 1906; Giddings, Texas. (https://texashistory.unt.edu/ark:/67531/metapth1612455/m1/2/: accessed July 7, 2024), University of North Texas Libraries, The Portal to Texas History, https://texashistory.unt.edu.; crediting Giddings Public Library and Cultural Center.