La Grange Deutsche Zeitung. (La Grange, Tex.), Vol. 14, No. 41, Ed. 1 Thursday, May 26, 1904 Page: 2 of 12
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Gleißendes Gold.
Roman von Marie Reecot.
(7. Fortsebung.)
Eine allgemeine Stille entftanb, stannte sie diese Mutter? Wäre es
und ber Marquis gab nach einem les: mbalic bes
ten, vergeblichen Protest ben Artitel Rind, der „Augustin" bes Parsers,
ber Fanfare zum Besten. ------ 7-IY
== - ----- =--="
.er ist die reine Mattheit!" betheu au getominenseinsoei gd zu. febk", wie sie moirtlid) waren, zu.
erte Bertha von Renny ernsthaft. keine wohitlingenden Phrasen, teine
„Wennie sich davon überzeugen Uebertreibungen, sondern einfach, flar
wollen, To hören ie nur noch ben smeis und deutlich lauteten bie Angaben,
ten Artitel; et ist in einem andere" - Bor Allem das Datum ber Auffin-
Stil verfaßt, und ich ftehje für bie | Dung des Knaben, der 15. Geptemb:r,
Richtigkeit jebes Wortes ein. . ferner die Beschreibung des Hundes,
Als auch der Bericht bes Ritchlichen eine grosßze, dänische, duntelhaarige
Anzeigers verlesen war, wollten bie Dogge; endlich bie Nemen, die der
Fragen nicht enden. Kleine genannt hatte. Frau bon Ro-
„2o ist das Rind hergetommen? chedure rief sich diese Namen in’s (e-
eine Zeitungsente?"
„Es ist bie reine Wahrheit!" betheu-
Haben Sie Nachforschungen angestellt? bächtniß zurüc, Tintin, Tutan, Ana, | EAl noscenttentin von Cemeuil bes mich E
haben Sie sich an die Zeitungen ge-Tutin, das sollte heiszsen Konstantin, Suure serbsisenn gsim-suich im ich —
wandt?Sultan, Hanna, Justine — und bann emle sess deipbilters weahuret. Wir t
„c selbst habe an zehn verschiedene der letzte Name, Eutas, mit dem bas mar nun 8u thun? - | Sträfti
Blätter einen kurzen Bericht geschickt, Kinb den Gärtner angerufen hatte. , Dtac) enny eilen, den Neffen aner- 1 Gute :
den aber seltsamer Weise auch nicht eis Durfte sie noch zweifeln? o es war tennene ihn nach Erneuil zurückbrins Set
X.
nes gebracht hat. entsetzlich flar! Der Neffe, den sie be-
Sie las ihr „Eingesanbt" aus bem weint, wenn auch in Wahrheit nicht
Notizbuch vor und bemerkte dann mit übermäßig betrauert hatte, er fam zu-
unwillkürlich gedämpfter Stimme: rüd, er erstand aus seinem Grabe und
„Mein Mann behauptet, es müsse forderte sein Recht.
irgend ein Geheimniß dahinter stecken; | Sie hatte ihre Bewegung nicht mehr
bie Zeitungen hätten nur geschwiegen, zu beherrschen vermocht; von ihrer Ber-
weil sie ein Interesse daran haben, baß
die Sache nicht in die große Deffents
lichteit tommt. Ich nahm mir sogar es mit Lebermübung, ber Tolge ber
bot, selbst mit dem einen ober anderen anstrengenden Vorbereitungen zu dem
Redacteur zu sprechen, um wenigstens Feste, begründet. Lebermübung! Gab
ben Grund zu erfahren, weshalb men es sonst etwas, das d’ose Frau, bie
mir nicht einmal eine Antwort gegeben gana Merb unb Mine mar ermilben
zu beherrschen vermocht; von ihrer Ber-
wirrung fast überwältigt, hatte sie
rasch ein Unwohlsein vorgeschützt und
gang Mero und Wille war, ermüden
tonnte?
Charatter.“
hat."
Der Marquis wollte sich eben überMein wobtbaftie mimt TEStERAH
bie Gleichgiltigkeit der Zeitungsschyrei -ebsesfertstseeibieteit
ter in scharfen Worten ergeben Als CE nid) ihrer bemadieigt. Was soarbedar:
Sicssen
D ramte #e Na, mit ibermensahti- rusite sicber dLTL Die MirmutP aucud
cher Willenskraft auf. -eupeEmutbel Ober. Tollte
raa. Ich filbte mich nichtagemamonicf eie Tlbete ich nicht, fiel ipotite fich
in mons mmetr "au tun habe, DEnic 109 Seile 4ULT/re OleberlegumA gönmenT, Tie
um bie Etlaubniß, mich zurüdzichen wodse peilen, bann entscheiden..
gu bürfen, um morgen wieder auf dem . Sie hatte nicht nöthig, darüber
Posten zu sein. Gin wenig Ermü- nochsu benten, durch weiches Wunder
birng metter nichts." DKs stinb, bas ein ganzes Dorf. für
„Sie haben sich auch viel au sehr an- tobt gebalters in den Liefen Des Tei-
gestrengt —“ manbte bie Herzogin mit uers begraben gegtaubt. haste, sich) in
gütigem Borwurf ein. „Ruhen Sie tem kleinen Dorfe wohlbehalten wie-
sich ordentlich aus, liebste Baronin. Derfanb: die Vermuthungen und hal-
Niemand hat mehr für unser Wert ge- ben Anspielungen bes Pächters Tho-
than, als Sie, und es wäre schade, mas orangen ihr, mit unheimlicher
hGie Deutlichkeit in § Ohr: Ein Serumireis
30, . . .., e bet, ein Strolch war vustul. ... .
Frau Don Rochebure rief Genovefa, Nähe Des Schlosses gesehen worden,
bie gerabe mit Herrn Gontran plau- 3n greifbarer Klarheit, gleichsam aus
berte, herbei und verabschiedete sid von einem hellseherischen Bustanb heraus,
ber Gesellschaft. - uts sich bie Thür erfaßte sie Die Borgänge, wie sie sich
hinter ihr geschlossen hatte, wourbe man damals abgespielt haben muß en.
nicht mülbe, sich in Lobeserhebungen Durch die kleine Wforte begab sich son-
über fie au ergeben. i stantin, Hannas Pflichtergeffenheit
„Eine bewunbernswerthe trau, so sich zunutze machend, in’s Freie hinaus,
mitleidig und gütig, ein wahrhaft ebler unb smar gerade in dem Augenblicke,
u •N als der Landstreicher porbeika.n. Der
‘ ‘ - — hatte in Erfahrung gebracht, daß die
Besitzerin bes Schlosses eine junge
Wittwe und Mutter eines einzigen
Rindes sei. Vielleicht hatte er gar
keine andere Absicht gehabt, als ein All-
mosen zu erbitten. Kaum war er aber
bes Kleinen ansichtig geworden, so
IX.
Die Baronin von Rochedure hatte
sich in ihr Schlafgemac zurückgezogen
und seine Jalousien sorgfältig schlie-
Ben lassen. Sie schützte eine unerträgs
liche Migräne vor, damit sie um jeden
Preis allein bliebe. Es wäre ihr pein-
lich gewesen, von forschenden Augen be-
trachtet zu werben, und sie fürchtete,
man könne ihr bie Todesangst, die ihr
Inneres erfüllte, von den Zügen ab-
lesen. Sie hatte ben Befehl ertheilt,
- das Diner ohne sie einzunehmen; sie
werde läuten, wenn sie etwas brauche.
Ja, allein musste sie sein, allein, um
ruhig und ungestört nachdenten zu tön-
nen!
ben. Das war eine zu herrliche Beute,
die sich ihm ba bot, ein ebenso leichter
wie einträglicher Pang! Ringsumher
keine Menschenseele, der Ort wie ge-
schaffen für ben Streich, der Wald in
nächster Nähe! Ohne lange zu zaudern,
schlich er sich an das Sind heran,
schmeichelte ihm, faßte es an der Hand,
und als ber Kleine voll stummer N:u-
gierde und Erwartung . der schönen
(sirr Totalerer Cndakidnatee R!Dinge, die der fremde Wann ihm per-
sem nrgipier pstergänger ber sprach, sich widerstandslos forttragen
fe im Boulogner Wälbchen plötzlich ließ, hatte der Lebelthäter schon den
einem Ziger, ober. Löwen gegenüber | schwersten Theil seines Wagnisses hin-
fiebt, tamm nicht töbtlicher erschredten, ter sich. 3m Walde überlegte er einen
als Die Baronin erschrouen war, wenn Moment: das Verschwinden bes stnae
bas Dach über den ahnungslosen Beg ben würbe nur zu bald entbed: werben,
mohnern eines Dauses jählings ausame und man würde ihn ohne Zweifel so-
menstiirst, so tann bas Entlegen der fort verfolgen. Es galt, einen tichti-
Leute foum.atöber tim cle Das ber gen Sorlprung zu gewinnen und Die
Baronin Amalie. Felsenfest hatte sie, Rachsetzenden auf ein: falsche Fährte
auf ihre Bufunftspläne gebaut. Gben- zu lenten. Da sah er plögiic ben
To wenig, wie sie an Gespenster glaubte, Teich. Das war bas Rechte: G8
hätte sie Das. Wiederouftauchen ihres mußte ben Behörden ein unfair borge-
Neffen für möglich gehalten. , täuscht werben. Er nahm bem stiei-
.Pen stopf in bie Hand gestüipt, saß nen ben .....nednoswat, ....
neun, briitete über den beiden Ars if.’s Wasser. So war Zeit gewonnen.
titeln, bie ihr überreiztes Gehirn fast und mit Tagesgrauen hoffte cr zu her und Genovefa erschien auf der
bis auf jebes einzelne Wort behalten Banbe au ftoser au ber er gehörte Schwelle. Auf ben Zehenspitzen nä-
batte, gribelte, ob sie nicht irgend einen War er erst so leit, fo burrte er lid herte sie sich dem Bette ihrer Mutter,
Zweifel zuließen. . miiniden, denn von Dem Mugen- Hun als sie fah, bes sa is w** -ET
Der der Fanfare beschäftigte sie zu. blide an war r ein. stinderspier Die hatte, rief sie freudig:
erft. , Genbarmen gu täuschen, falls sie ‘ihm „Ach, Mama, wie froh bin ich, daß
"Lächelnd, wie bie Anderen, hatte Ba- auf ben Ferien waren; die Pmeuner Du nicht schläfst - mein Costüm ist
Tonin Amalie ber Lectire des verschro- kennen ja so manches Mittel, sich unb angekommen, es ist so hübsch, fo ent-
benen Berichtes gelaujcht; bet seltsam Andere unkenntlich zu machen. War züdenb, Mama! Jc muß e3 Dir gei-
verschnörkelte Stil hatte sie amisirt. man dann mit dem „per vo nbelten" | gen. Pape und die Brüder sind förm-
handelte fich um ein verlassenes Stinbe in Sicherheit, so wiirse man lich starr vor Steinten. Sieh Dir’s
Bigeumertinb — was ging das sie an? i mit ber verzweifelten Mutter in Imfer- boch an: Cetcht-meeyr, ich darf es an-
Ruhig, in ihrem Stuhl lässig zurüd- Handlungen treten und ohne Zweifel ziehen?" ,
gelehnt, hötte sie auch bie ersten Säle ein tüchtiges Lösegeld herausschlagen.
CES bat Geber des beredten Pfarrers. Das Alles war gut cingefädelt — aber
Plöglic aber ließ ein Wort sie bis der Dieb hatte die Brechung ohne be t
in’s Znneriteerteben, Der: Name Hund gemacht. Die Dogge hatte sich
Tintin, ben Das Rind Ausgesprochen, I von ber Stette losgerinsen und war bein |
Die Baronin, hingerissen von dem
.Rs *.............—----- ------- ..... kindlichen Zutel ihrer Tochter, Filhite
aus dem ber brave SeelsorgerKleinen nachcelaufen. Hatte man sie sich einen Augenblid ganz leicht und
oxuguftin gemacht hatte. 1 nicht, bie Nase auf ber Erde, eine froh. Ein paar Minuten später et-
Bon die sein Augentblide an verlor Cour verfolgen sehen? SetenTalls mor schien Genovefa, einer silbernen Leuth-
sie auc nicht eine Gtthe; sie lauschte es "w geallidt, eine Gelegenheit zu be- i ter in ber erhobenen Sanb, in ein Ro.
mit angehaltenem, Alhem, inb ci huben unb bes Rinb in xem unter totegewand gehüllt, eine gepuberte.
nicht, bie Nase auf der Erde, tine froh. Ein paar Minuten später er-
Ueberzeugung, baß man es mit einem
gestohlenen stinbe zu thun hace, be-
I mächtigte sich auch ihrer. Bei den
| Schlußworten: „In irgend einen Win-
| tel stankreichs gibt es eine unglucuape
Mutter, außer ftd vor Schmers" —
erbebte sie bis in den Grund ihrer
wachien Augenblia aus tem Zigeuner-
lager forsuschlepp.n. Ihre Flucht
hatte dann der Schuß des Feldhüters
Mahuret aufgehalten.
Die Augen starr auf den Fußboden
geheftet, die Lippen tramprhaft zu-
jammnengepreszt, sah die Baronin sich
Dies alles der Nteihe nach abspielen,
gerade so, cls wäre sie Augenzeugin ge-
wesen. War sie auch Anderen gegen-
wohitlingenden Phrasen, teine
gute unb war gegen sich selbst aufrich-
tig bis zur Strenge; unerbittlich zog
sie die letzten Folgen aus ihren Hand-
Lungen. *
a.Gie perfuchte sich deshalb nicht zu teu 21------»sctwy •.....1-y.....
überreden Daß es gerade so gut ein soll glänzen, sich freuen und Andere
anderes Rinb sein tönne, baß bie Na-entziden. Lebermorgen werde ich die
men, die es genannt, ohne alle Bedeu- Entscheidung treffen.
tung feien, nein, sie sprach es sich, wie laut sagte sie zu Genovefa:
um itc zu peinigen, unumwün- „Rein, mein liebes sind, ich fühle
* AusEgRutantin bon Erneuil bes mich besser, nur ein bischen nervös bin
5 4 " 5 . gib mir meine Dosis Chloral.
| Wir wollen schlafen, um morgen bei
. Kräften zu sein und gut auszusehen.
Mac Renny eilen, den, Neffen aner- 1 Gute Nacht, liebes Rinb!"
" . Genovefa bot ihr bie Stirne zum
gen, seinen Großvater, den. Obersten Ruß.
benachrichtigen, diesem die Vormunde:____- —--------
schaft und mit ihr die Verwaltung des ---------
Vermögens wieder übertragen — das
war der gerade Weg, der Weg wer
strengen. Pflichterfüllung, das einzig
untadelige Vorgehen, ja, ein fo unta-
beliges Vorgehen, daß es keine Bewun-
berung erregen, wohl aber ein leises
Lächeln auf boshafter Menschen Lip-
pen entstehen lassen würde.
Manche würden ohne Zweifel sagen:
„Die Rochedures haben sich ausge-
zeichnet benommen."
Der größere Theil würde aber im
Stillen hinzufügen: „Sie durften ja
gar nicht anders handeln, wenn sie fer-
nerhin als ehrliche Leute betrachtet
sein wollten." Abgesehen von ben un-
gezählten Böswilligen, den verleumde-
rijche.l Zungen, die von absichtlich ober-
flächlic betriebenen Nachforschungen
zischeln würden, die das Auffinden des
Rindes verzögert hätten. Und wenn
man sie wirklich lobte oder ihr wenig-
stens Gerechtigkeit widerfahren ließ —
wußte sie nicht nur zu gut, wie schnell
eine gute That vergessen ist, wie wenig
Dant man dafür erntet ? Wie war es
denn einem ihrer Vettern, dem Haupt-
mann Robert Bafanges, vor Kurzem
ergangen? Der hatte ja auch wie ein
Ritter ohne Furcht und Tabel gehan-
belt; er war durch die Gleichgiltigkeit
seines Vaters, ber ber Berschwen-
dungssucht, der Stiefmutter Roberts
keinen Einhalt gethan hatte, um sein
ganzes Erbe gekommen und war dann
hingegangen und hatte mit seinem
mütterlichen Erbtheil die ***
‘nes todten Paters getilgt. Man hatte
ihn allgemein bewundert, er. hatte den
Leuten hohe Achtung eingeflöszt =
aber, jetzt war er ein armer Mann.
Eine Heirath, die nahe daran gewesen
war, zustande zu kommen, ging dar-
über in die Brüche — bie Braut nahm
ihr Versprechen zurück, und ihre ret-
chen Eltern wiesen dem verarmten Df-
ficier bie Thür.
So ist bie Welt! Ein Thor, der sie
verbessern will!
Sie sagte sich unaufhörlich, daß es
nur einen Weg gäbe, der mit der
Pflicht, mit ber Ehrenhaftigkeit ihres
guten Namens vereinbar sei, aber ihr
Verstand zeigte ihr ebenso klar, daß
dieser Weg sie in die beschränkten.
änderte er augenblicklich sein Borha- drüdenden Verhältnisse, denen sie erst
kürzlich entronnen war, zurüd führte.
Dann hieß es zum Gespött der guten
Freunde den Boulevard St. Germain
verlassen und wieder in ben fünften
Stod ber Rue de Seine ziehen; dann
hieß es, die Dienerschaft entlassen, al-
lem Lurus endgiltig entsagen, die
prächtigen Toiletten abbestellen und
tausend andere rosige Träume in
nichts zerrinnen sehen; mit einem
Worte, auf das neue, herrliche Leben
verzichten und in’s Dunkel, aus dem
man gekommen war, zurückehren und
sich darin in Sehnsucht nach Glüd und
Sonne verzehren. Abschied nehmen,
hieß es, Abschied nehmen von alle dem!
„Unb boch, doch," flüsterte die Baro-
rin gequält, „wird nichts Anderes
übrig bleiben. Ich bin doch keine D.e-
bin!"
Ein Schauer wie heftiges Fieber
überrieselte ihre Glieder, rasch suchte
sie ihre Lagerstätte auf, wenn sie auch
sicher war, daß sich kein wohlthuender
S’af ihrer erbarmen würbe.
Da b fnete sich geräuschlos bie Thür
Glid wünschen, denn von bemn vrugen- I und als sie fah, daß sie die Augen offen
Und swon war sie wieder drauszen,
ohne ein Wort der Erwiderung abzu
warten.
schleifen geschmückte Schäferin, Dujag-
1 frisch und glücklich.
Da stieg es’ber Baronin heiß in die
Augen, und, ein Lächein erzwingend,
sagte sie traurig und jo leise, daß Ca
tote ein Seufzer tlang:
„Du mein kleines, armes Näb-
chen!"
Genovefa fragte betlommen:
„Was hast Su, Mama? Fühlst Du
Dich nicht wohl? Glaubit Du, Daß es
Dir morgen unmöglich jein wirb, zur
Kirmes zu gehen?"
. Es lag so viel kindliche Angst in ber
Stimme bes jungen Mädchens, baß
Frau von Rochedure mit herbem Wut-
leid die schöne, geliebte Tochter be-
trachtete.
Morgen noch soll sie glücklich sein,
bachte sie; sie soll sich morgen — zum
letzten Mal — als reiche Erbin fühlen.
Der folgende Tag bedeutete einen
Triumph in jeder Beziehung. Die
Einnahmen übertrafen die kühnsten
Erwartungen und die Herzogin pries
Frau von Rochedure, die Leiterin des
Festes, in den höchsten Tonarten und
drückte ihr in der liebenswürdigsten
Weise ihre Anerkennung aus.
Genovefas Erfolg war nicht minder
groß. Eine der jungen Damen, bie an
ber Aufführung von Charaktertänzen
betheiligt war, ließ sich im letzten Au-
genblic entschuldigen. Genovefa figu-
rirte für sie in einer Gabotte unb
tanzte sie so vollendet, baß man auch
ihr gegenüber mit begeisterten Lob-
Sprüchen nicht kargte. Der kleine
Gontran, Marquis bon Rocheptate
und Bankier Junker suchten sich Dabei
ben Rang abzulaufen.
Als die Familie Rochedure nach dem
Feste wieder in ihrem vornehmen Heim
beieinander [aß, gaben die beiden jun-
gen Herren der Freude über ihr glän-
zendes Auftreten in den akrobatischen
Spielen lebhaften Ausbruch, und Ge-
nepefa rief ein über das andere Mal:
„Ach, Rama, es war zu schön, ich
kann Dir gar nicht sagen, wie glückli n
id; bin." s
Und leiser setzte sie hinzu:
„Herr Gontran hat mich gebe-
ten, Mama, mit seinem Vater sprechen
zu dürfen — ich glaube, diesmal macht
er (Frnit." •
yben Rochedure schwieg, aber
ihr Hers setzia zu schlauen aus, wie
wenn es still stehen wollte.
Wieder befand sich die Baronin al-
lein in ihrem Zimmer, wieder sagte sie
sich, daß ein Entschluß gefaßt werden
müsse. Zum ersten Mal in ihrem Les
ben zauderte die zielbewusste, starke
Frau, machte Zugeständnisse unb warf
früher getroffene Entscheidungen um.
Den Neffen zu dauernder Verbannung
zu verurtheilen, ihn der Mildthätiakeit
von Bauern zu überlassen und seines
Ethes, seines ihm zustebenden Platzes
in der Gesellschaft zu berauben, ba?
wäre hart. wäre ein Verbrechen! Aker
andererseits nicht nur. - ihr. sondern
auch ihrer Winher Gid mit eigenen
Händel vernichten, wäre das nicht noch
viel härter? ----------------
Erschien Konstantin Don Erncuil
jemals wieder, so würden det Bantier
Junker, Marquis von Poceplate und
selbst der junge Gontran ihren Bornit
bereuen und sich so gut wie möglich in
Sicherheit zu bringen suchen. Genovefa
war dann wieder die Heirathslustige
ohne Mitgift und ohne Aussichten u id
würde, von Niemand beachtet, ihr Le.
ben vertrauern; ihre. Söhne mußten
einer glänzenden Zukunft, stolzen
Träumen von hervorragender Lebens-
Stellung Lebewr hl sagen; sie selbst sah
sich den kleinlichen Sorgen bes Alltags-
lebens, „den ewigen Geldverlegenheiten,
von denen sie sich für immer befreit gi-
glaubt hatte, von Neuem preisgegeten.
Die seither im vollen Sinne des
Wortes ehrliche, streng rechtschaffene
Trau, bie noch nie eine Herzensschwäche
hatte straucheln machen, sah sich in ben
Krallen einer schweren Versuchung.
Es ist leicht, auf der bequemen, brei-
ten Heerstraße des Lebens hocherhobe-
nen pauptes, feiten Schrittes eintherzi-
gehen; kommen wir aber an Abgrun-
den vorbei, wer bürgt uns dafür, daß
sie uns nicht gefährlich werden? Men-
schen, die ohne Zaudern, ohne zu strau-
cheln an jeder Versuchung vorüber ge-
hen, sind glüdliche Ausnahmen!—
Schwache fallen und erheben sich, fal-
len von Neuem und erheben sich noch-
mals. Geige und (Elende rollen in ben
Abgrund, um barin zu verschwinden,
aber weder Schwache noch Starke, bie
einen gefährlichen Weg gegangen sinb,
bie den Hang empfunden haben, sich in
den Abgrund ziehen zu lassen, können
ohne Scheu und Schreden daran zu-
riickdenken, und keiner unter ihnen
magt es, auf bie Unglüdlichen, die ge-
strauchelt sind, einen Stein zu werfen.
Die Nacht, die auf diesen glücklichen
Tag folgte, war für die Baronin
Nimalie geradezu entsetzlich! Während
man sie um die schmeichelhafte Aus-
zeichnung, bie bie Herzogin Argely ihr
hatte Autheil werden lassen, beneibete
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Stintes iitd County Beamte.
Governor —S. W. T. Lanbiam.
Lisut. Governor- Geo, D Nea
Attorney General-C K. Bell.
Comptreller— 1t M Love,
Treasurer—John w.Robbins.
Commissioner Land Office:
J J. Terrell
Superintendent Public Instruction
Astbur Lefevr.
Eupreme Court:
Chief Justice—R. R. Gaines.
Associate Justice—Th. J. Brown.
NALWillianI,
Eximinal Wppcllate Court:
A S. Davidson, P. J.
J.M. Henderson & AL. A. Brown,
. Associates.
Gouuth-Beamten:
District Judge—L. W. Moore,
„ Attorney—J. L. Storey.
„ Clerk—Joe Baker.
County Judge—Geo. Willrich.
„ Attorney—Sam C Lowrey
„ Clerk—Rudolph Klatt.
„ Sheriff—August Loessin.
„ Treasurer—R.T. Bredshaw
„ Assessor—0 H Steinmann.
„ Collector—Neal Robison.
„ Survoyor -F. R. Vogt.
„ SchoolSup’t-GA.Stierling
Gomnifjioners:
Beat No. 1.— Chas Hackebeil.
Beat No. 2.— Kosuth Zapp.
Beat No. 3.—J. R. Allen.
Beat No. 4.—Jos Fietsam.
Friedensrichter und Constables:
Bent No. 1:5 G. Ledbetter, Sufti
ce; Lee Smith, Constable.
Beat No. 2: Conrad Pertich, Jufhl.
ce; 8 C Knippel, Constable.
Beat No. 3: Chas Schiege, Justice;
Wm Neese, Constable.
Beat 920. 4: I Noinsay Justice,
2. 9. C art, Constable. *
Beat No. 5: G. 2. Cole, Justice.
9. 0. Gilliam, Constable.
Beat Ro. 6: R. ©. Menefee, Justice;
I $ Paulus, Constable.
Beat, 92o. 7:.93. J.Janacet, Justice;
Rebt. WieGill, Constable.
West No. 8: C. T. ilrich, Justice;
R. Williams, Constable.
Die Distrikt Court beginnt am fünf-
zehnten Miontag nach d ersten Montag
im Januar und dem vierzehnten Mon-
tag nach dem ersten Montag im August.
Die Count Court beginnt die Ber-
Handlungen für Criminat, Civil und
Probat-Zälle jeden ersten Montag im
Januar, April, Juli und Oktober.
County Commissioners Cour,
tritt alle brei Monate zujammen u. 8-
an dem zweiten Montag im Sebruar,
May, August und Rovember.
Die Friedensrichter halten an fol-
genden Tagen Court:
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Beat No. 2, Den cisten Donnerstag
nach dem 4. Montag im Monat,
Fayetteville.
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Beat No. 5, Samstag nach den ersten
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Beat No. 6, zweite.. Montag jeden
Monats, Flatonia.
Beot Ro. 7, Camftag nach dem 3.
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Heilig, G. A. La Grange Deutsche Zeitung. (La Grange, Tex.), Vol. 14, No. 41, Ed. 1 Thursday, May 26, 1904, newspaper, May 26, 1904; La Grange, Texas. (https://texashistory.unt.edu/ark:/67531/metapth1617259/m1/2/: accessed July 7, 2024), University of North Texas Libraries, The Portal to Texas History, https://texashistory.unt.edu.; crediting Fayette Public Library, Museum and Archives.