Seguin Zeitung. (Seguin, Tex.), Vol. 11, No. 42, Ed. 1 Thursday, May 22, 1902 Page: 6 of 8
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CM« f»aat«eed»tlld>e8 Uuifum.
Cbtoohl ftc^ bie beutfcfjlänbifdje unb
Wgifdje fresse beä Oefteren mit bem
„Neutralen ©ebiete SJloreSnet" befdjäf»
tigt, bürste eä nic^t atlgu Diel Seute ge*
ben, bie öon ber eigenthümlichen böl*
ferredjtlidjen unb staatsrechtlichen <SteI=
hing biefeä an ber ©renje gwifdjen
^reufsen imb Belgien gelegenen, 852
Ader großen ©ebieteä Kenntniß be»
ftjjen. DaS ©ebiet hat tie ©efialt eine»
ftumpfwinfligen Dreiedä, fceffen brei
englifdje SJleilen fange SZBeftfeite an
Belgien steifet, wäljrenb tie eine SUeile
lange fübweftlidje unb bie 2.5 SJJeilen
lange öftlidje Seite an preisen gren»
gen. Die einzige Ortfdjaft bt* ©ebieieS
Reifet NeutraI»9JloreSnet, gum Unter»
schiebe ber bidjt babei gelegenen Ort*
fdjaft Preußifdj»9NoreSnet unb bem
annäl)ernb gwei SJJeilen entfernten Sei;
gifdj=3Nore3net.
NeutraI=9JloreSnet untersteht ber ge»
meinfamen Berwaltung Preußens unb
Belgiens, staatsrechtlich aber ist eS ein
Ueberbleibfel beS ersten frangöfifcfien
Ä?aifereirf)eö, inbem bort nodj auf bem
©ebiete beS SteuerWefenS unb ber
SleichSpflege bie in ben 3a^*en 1795
bis 1814 eingeführten frangöfifd)en©e»
fe|je im SDßefentlid^en ©eltung haben.
Die @ntfte£)ung biefe§ neutraten ©e»
bieteS ist auf bie Berhanblungen beS
Sßiener Kongresses gurüdgufii^ren. AIS
bort bie europäischen Befijjberhältniffe
neu geregelt würben, legte man bie Be»
ftimmtingen über bie preufeif<f)= nieber»
länbifdje ©renge in ben Artifeln 25
unb 26 ber ÜBiener Sdjlußafte bom 9.
3uni 1815 nieber. Diese Beftimmun»
gen roiberfpreisen einanber jebodj in ber
Sage eines ©rengpunfteS. 63 Ijanbelte
steh babei um bie Theilung beä ehema»
Iigen französischen Kantonä Aubel, über
bie steh bie preußischen unb bie nieber»
länbifchen Kommissare nicht einigen
sonnten, inbem biefe ben ©rengpunft
etwaä östlicher, jene ihn etwaä westlicher
legten. Gin am 26. IJuni 1816 gWifdjen
Preußen unb bem Königreich ber Nie»
berlanbe abgeschlossener ©rengbertrag
erfannte ben beiben möglichen ©reng»
linien eine oorläufige ©eltung gu unb
bestimmte, baß baä baoon eingefchlof»
fene strittige ©ebiet bis gur enbgiltigen
(Sntfdjeibung ber gemeinsamenBetwal»
iung Preußens unb ber Nieberlanbe
unterstellt fei, militärisch jebod) öon
feiner ber beiben 2Jiädjte beseht Werben
solle. Die enbgiltige ßntfeheibung ist
biäh« nod) nicht erfolgt. @ine Aenbe»
rung in ben burd) ben ©rengbertrag
geschaffenen Berljältniffen trat nur in»
fofern ein, als in 3°lse ber Nebolution
bon 1838 bie Ned)te ber Nieberlante
auf baS oon biefem abgetrennte König»
reidt) Belgien übergingen.
■ So bitbet baS „Neutrale ©ebiet 5Jio=
reSnet" heute nodj eine bölferrcd)tli(f)e
unb ftaatäredjtlidje SNerfwürbigleit. 68
ist fein unabhängiges ©emeinwefen,
beffen Neutralität auf bölferred)tlid)er
©runblage beruht; bie Neutralität hört
bielmehr auf, fobalb stoischen Preußen
unb Belgien eine enbgiltige Berftänbi»
gung über bie staatliche 3ugef)örig!eit
be§ ©ebieteä getroffen ist. Nlit biefer
Berftänbigung erhält baS ©ebiet auch
erst einen eigentlidjen Sanbeähcrrn,
■benn gegenwärtig ist roeber ber König
öon Belgien nod) ber König oon Preu*
fjen für sich allein gur Ausübung irgenb
welcher ^oheitSrechte in bem ©ebiete
«befugt; biefe HofjeitSredjte werben biet»
mehr bon beiben Souberänen gemein»
djaftlid) ausgeübt. ®aher wirb baS
trittige ©ebiet audj nidjt burch bie
Jteußtfdjen unb belgischen StaatSbe*
Ijörben üerwaltet, fonbern bie Könige
oon Preußen unb Belgier, ernennen je
«inen ^mmebiatfommiffär, unb biefe
beiben Kommissäre besorgen gemeinsam
bie Berwaltung.
Da baä „Neutrale ©ebiet 2Rore§net"
beim Abschlüsse be§ preufjifch»nieber»
länbifchen ©renjbertrageä leine eigene
©emeinbeöerwaltung hatte, so würbe
eä ju einer eigenen Bürgermeisterei gc«
staltet, in beren Ceitung anfänglich bie
Bürgermeister oon ^preufeifch=9^oresnet
unb Belgifdj=3Nore»net einanber.ablö-
sten. ©eit 1858 ist ber jeweilige Bür»
germeifter oon ^reuf3tfd)=S0,loreönet gu»
gleich Bürgermeister oon NeutraI»SNo»
reänet. 3hm gur Seite steht ein ©e»
meinberath, gebilbet aug ben gehn ange»
fehenften unb wohlhabenbften 6inwoh»
nern beä Drteä. ®ie im „Neutralen ©e»
biete" erhobenen Steuern werben gwi»
sehen Breufjen unb Belgien getheilt.
Bon ben au3 bem ©ebiete auägufiihren»
ben SBaaren werben 3°lle erhoben.
^)infid)tlich ber ^uftigpflege in bem
©ebiete ist eä bem ©rmeffen eineä jeben
öinjelneri überlassen, Klagen bei einem
preufjifdjen ober belgifdjen ©eridjte an»
^bringen, ^m übrigen entfeheibet bie
5{käöention. Sie oollgiehenbe ©eföalt
ruhte bis gum 3ahre 1841 in ben §än»
ben ber Jjmmebiatfommiffäre, feitbem
ist sie, um äöeitläufigfeiten, wie sie baä
Befdjreiten beä Snftanjenwegeä jebes»
mal öerurfachte, gu oermeiben, »on bei»
ben Staaten ben guftänbigen Canbeä»
behörben unmittelbar übertragen wor»
ben.
Ursprünglich waren alle Bewohner
beä „Neutralen ©ebietä" oom SNilitär»
bienfte befreit. Seit 1848 werben je*
boch bie Bewohner belgischer Nationali»
tät in Belgien, feit 1854 bie beutfeher,
Nationalität in S-Jkeu|en gum SNilitär»
bienfte hetangegogen. 3)er eigentliche
„Neutrale," ba8 heißt jeber, beffen fia*
milie schon bei Abschluß beä preufjifdj»
nieberiänbifchen ©rengüettrageä im;
„Neutralen ©ebiete" ansässig war, istj
aber heute noch ooDftänbig militärfrei.,
SDie 3af)l biefer „Neutralen" beträgt,
ttwa 440. Bon ben iiürigen etwa 3000'
6inwrfm?rn jinb bie Hälfte Bteujjen,.
1080 Geister uns 339 .'öouänber.
$fcier fr ennbf Aasten.
Nicht feiten ftnb im 2hierle6en
fJäHe, in welchen sich öerfdjiebene ga,
milien einer Art, ja sogar gang öer*
fchiebenen Arten gugehörige $f;<ere gu»
fammengefeHen, so baß man oon
freunbfdjaftlichen Begtehungen fcld;er
2hiere sprechen sann. Siefeä Sufsm»
menfein wirb natürlich um so lefremb»
licher unb «uffallenber erscheinen, je
ungleichartiger unb oerf^ietener solche
Xhierfreun»: finb.
§unbe unb Ka^en finb in ber Negel
erbitterte, sprichwörtlich getoorbene
tJeinbe, unb festere nehmen eilig Neiß»
au§, fobalb sie ersterer ansichtig werben.
Aber eä summt bod) burdjauä nicht fei»
ten öor, baß §unb unb Kätje eineä
^aufeä bei all' ihrer Betriebenen 6ha»
rafteranlage wirtliche, treue fjreunb»
fd^aft schließen, getreulich gufammen»
halten, selbst bei ben gemeinschaftlichen
SJfahlgeiten nicht in Streit gerathen
unb einanber in ber ©efaljr nicht im
Stiche lassen.
SNoberne 2h'er^Teffuren leisten in
biefer Nidjtung gang 6rftaunlicheä, ge»
wöhnen ßöwen, 2iger, 6iäbären,
güdjfe unb ©änfe, Ka|en unb NJäufe
gu ftreitlofem 3ufonrmenfein. Unb wo
eä nicht rohe ©ewalt, berbeä 3uf<hla»
gen, fonbern oerftänbigeä 6ingehen auf
bie inbiöibueüen 6igenheiten unb fanf»
tere Ueberrebung ist, welche Wilbe
2hiere gähmt, abrichtet, gufammenge»
wöfmt, wäfjrt solche SSerträgIid£)feit ber»
fdjiebenfter 2hiere nicht nur für bie
SDouer ber Borfteüung, Jonbern auch
nach bem Abtreten beä Bänbigerä.
3n Afrifa steht man oft mitten gwi»
sehen ben oerfchiebenen 2ruppä bon
SpringböcEen unb anbeten Antilopen
fleine beerben bon 3ebraä unb t,a unb
bort einige Strauße. 2>ie 2h'ete leben
unb grasen nebeneinanber, sie ftnb ein»
anber nicht im Sffiege unb haben steh
aneinanber gewöhnt. 2)ie Spring»
böefe unb 2igerpferbe scheinen steh babei
bie befonbere SDßachfamfeit ber Strauße
gu Nufce gu madjen. Sowie biefelben
unruhig Werben, hoch erhobenen §alfeä
auälugen unb sich bann in ©alopp
fetjen, stürmt auch beä eilfüßige £>eer
ber Bierfüßler hinter ihnen babon.
^m tropischen Atuerifa treiben sich
gWifdjen ijeerben bon Ninbern, 9NauI»
thieren unb Ofeln 2ruppä fcfjlanfer,
fchwarger Bögel, bie sogenannten Nta»
benfreffer ober Ani§ herum- Sie fegen
sich auf ben Müden ber weibenben j
Shiere unb gern lassen sich biefe solche j
Aufbringlichteit gefallen, befreien biefe
Böge! sie ja bon lästigen 3ec^en unb
cjuälenben gliegenlarben.
^n ähnlidjer SCßeife madjen steh ber
Krofobilwädjter, ein Berwanbter ber
Regenpfeifer, Brachfthwalben, Kibiije
bem Krofobile nütjlich. ©ewanbt unb
eilfertig, laut pfeifenb, laufen biefe Bö»
gel über ben Stiicfen ber Krofobile ba»
|in, fleißig Blutegel, 3nfe^en'aroen
auf ihnen auflefenb, biefelben sogar
gwifchen ben gähnen ber mit solcher
NeinigungSarbeit gern einberftanbenen
Bangerechfen heroorfudjenb.
Siecht fonberbar steht steh 3Us
fammenhaufen gwifchen anbeten Bö»
geln unb Nagethieren, bann gwifchen
Bögeln unb Neptilien an. So sucht
bie £>öhleneule ber Brairie bie SBohn»
häufer ber Brairiehunb«, frieblicher,
bem ÜUurmelthier unb Siefei berwanbs
ter Nager auf, unb alä recht unet=
wünschtet Sffiohnungänehmer gefeilt sich
oft aud) nod) bie Klapperschlange hfagu.
Aber auch an falschen gfreunben ist
in ber Sl)ietwelt fein ÜJlangel. So
finben in baä Ameifenfjauä Ameisen«
fteunbe ober 5Jlt)rmecophilen aller Art
6ingang. 25a-gibt eä große unb fleine
Käfer, ©rillen, Spinnen, SJJilben,
2aufenbfüße, Krebäthiere, bie sich in
baä Ameifenheim einf<hleid)en unb bei
ben gastlichen fflirtfien gu Sifcfje bitten.
Nach §unberten gählt bie Schaar foI=
her oerfdiiebenartiger Nliteffer einet
Ameifenfieblung. ©etabe aber unter
ben bcoorgugteften Ameifengäften,
beren Brüt oon ben Ameisen besser ge*
pflegt wirb, alä bie eigene, gibt eä bie
falschesten greunbe beä Ameifenhaufeä,
bie alle bie ihnen geworbenen ©uttlja»
ten bamit belohnen, baß fte bie Amei*
fenbrut aufgefjren unb so oft bie gange
Gyifteng einer Ameifenfieblung gefähr*
ben. Solche Jöölfe im SchafSpelge, bie
fiel) ben Ameisen burd) sympathischen
©eru<h, süße Abfonberungen ange*
nehm gu machen Wissen, wohl aud) in
Aussehen unb güljlerfpiel Ameisen*
natur oorgauleln unb so ungefähtbet
ihrer oernichtenben 21)ätigfeit im
Ameifenhaufe nachgehen sönnen, sin»
ben sich bor Allem in bet Käferfantilie
ber Kurgflügler.
(Sin recht lebhaftes Beispiel intimen
3ufammenIebenS gang berfchiebenarti»
aer 2hiere ist in ten meisten Seewaffer»
aguatien leicht gu beobachten. 23a sieht
r:an bie w:id)leibigen 6inf.ebler» ober
BernharbinertreLfe paffenbe, leere
Sehnedenfchalen aussuchen, in benen
fe ihren unbewegten Hinterleib ber*
| gen unb mit tiefem entlehnten £>aufe
htrumfriefen; auf ber Sdhnedenfchale
| t';rcnt aber eine Aftinie, bie mit il)tem
i §a::3herrn in schönster Shmbiofe lebt;
1 er theilt mit ihr fein sJJlal)I, sie fd)ü&t
ibn mit ihren Neffelarmen bot ben An«
griffen ber fjifche unb Sepien, fflirb
tem CSinfieb'.er fein .'naus gu eng, bann
fuebt er fch ein weiteres unb begiel;t baä
neue §eim, aber nicht ohne borher feine
^reunbin mit feinen Gdjceren loSgu»
lösen unb auf taS neue ©el;äufe gu
übertragen. Oft gesellen sich Bu
d)ein ^wieleben noch SSürmer, fleinere
1 Krebse, 3Nuf<heIn, fleine Boltjpen, so
■ baß ba in unü auf bem wanbelnben
£iaufe Thiere gan^ oerfchietenfter .fer»
tv-nft i.i
jamnten '
ntfdjc;: j(
<?nth»ittlMiig ©fWürsnctfcnli««'
Seiet.
Seit ben ältesten 3eüen Waren bie
©ewürgnelfen aus bem unbefangen
Osten in'S SDlotgen» unb Abenblanb ge»
btungen, aber Nietnanb hätte an.ju»
geben gemußt, too sie wud)fen unb ron
Wo sie in ten 5Be!tf)anbeI famen. Sie
gelangten in'S Abenblanb, einerseits
burch ben ^3erfifd;en SNeerhufeit über
SauriS, Sultanich unb Kcnftantincpel,
anbererfeitS burd) baä : ^ :l)e SNeer über
Aben, SJletfa, Alexanbrun unb 6t)pcrn.
^rrthümlid) galten bie ©ewürgne!5
fen 3ahrhu"terte lang für Brobutte
Sabaä unb SeplonS, bie Araber, bie fte
bon borther holten, oerwed)felten tie
BegugScjuetlen mit ben UrfptungSfor»
ten. 6rft ber £>o!länber SDäarthema er»
reichte im Safjte 104 bie NJolutfen.
Sßahtfcheinlich erblidte er bie ©ewürj»
nelfen auf ber Jfnfel Sernate unb eini»
gen anbeten benachbarten Jfnfeln. 2US
er feine Befdjreibung ber SNoluffen unb
ihrer werthboßen ©ewürge herauägege»
ben hatte, waren gleich (1512 biä 1520)
bie Boigugiefen hinter brein.
$ür bie Anpflangung ber ©ewürg»
nelfen bestimmten bie ^ollänber, bie
ben Bor^ugiefen bie ©ewürginfeln
1562 wegnahmen, um bie greife auf
bortheilhaftefter §öhe gu halten, auS»
schließlich bie 3nfel Amboina. 21uf
Amboina waren 4000 Nelfengärten gu
je 125 Bäutnen, unb ein Baum gab
gWei Bfunb Slelfen. $ie §o!länber
Wucherten mit bem Nlonopol, biä tä,
tro| ber ängstlichen SBachfamleit ber
hotlänbifchen Regierung, bem ftanjö*
ftfehen ©ouberneur ber ^nfel Bourboit
in ben fahren 1770 unb 1772 gelang,
junge SNuSfatnuß* unb ©ewürgnelten*
bäume gu entführen unb fte auf Säle
be Trance unt> Bourbon angupflanjen.
Bon 3^1« be fjrance unb Bourbon »er*
pflangte nun bie ©emürgbäume 1772
unb 1773 nach 6at)enne, Wo bie ©e»
würgnelfen sehr gut gebiehen, ber NluS»
fatnußbaum aber weniger gut fortfam,
3" 1816 waren in 6at)emie 12,000
Bäume angepflangt, später 22,000.
Schon in ben 50er fahren be§ 19.3}ohr*
hunbertS lieferte aber allein bie ^nfel
Bourbon jährlich 200,000 spfunb ©e»
würgnelfen. Auch bie 6nglänber haben
bie gweitnalige 6robetung ber ©ewürg»
ittfeln in ben fahren 1796 unb 1810
bagu benutjt, Ableger unb Schößlinge
bon biefen xoftbaren ©ewäd)fen in ihre
Kolonien gu berpflangen. ©urdj biefe
Berbreitung ber ©ewürgnelfenbäume
unter fämmtlid)en Sropen würbe baä
Werthbolle Nlonopol ber ^oüänber auf
ber ^nfel Amboina gebrochen.
SBäljrenb bie Abenblättbet so erst spät
bie wahre BegugSqueüe ber ©ewiirg»
nelfe lennen lernten unb ein ^al^tou»
fenb lang aüntälig foloffale Summen
©elbeS an bie ben Orientalljanbel bet»
mittelnben Araber abgegeben hatten, bie
ihrerseits baä foftbare ©ewürg ben ^n»
bern unb ©hinefen abljanbelten, hatten
sich bie bielgewanbten Nlänner beä
himmlischen Neicf)eä schon @nbe beS
gWeiten 3ahrhunbertä nach 6hrif:i ©e»
hurt bie Kentniß feineä Urfprungälan»
beä berfehafft. Sie hörten aus bem Be»
richte bonKung»hai,ber auf eine wissen»
fchaftliche^nformationSreife nachKam»
bobja gefanbt worben War, gwifchen
230 unb 343 nach 6h*., baß bie ©e»
würgnelfen bon ben fünf ^nfeln SJla,
baä finb tie SNoluffen, im Osten oon
^aba ausgeführt würben. Balb waren
benn auch bie ©fünefen bie eigentlichen
Bermittler beä ©ewürgnelfenhanbelS
nach bem SDßeften, unb fte müssen bei ben
enorm hohen Bre'fen, bie fte bon ben
Arabern erhielten, riesige Profite einge»
strichen haben.
Unter ben Kaifern ber 2angbt)naftie,
620 biä 709 n. 6h*-, schifften bie 6hi'
nefen bis an bie ^nbuSmünbung unb
in ben persischen ©olf, manchmal sogar
bis gur 6uphratmünbung. Später, alä
unangenehme Behältnisse bie 6l)inefen
bon ben inbifchen Stapelplä^en fern»
hielten, famen bie Araber naef) Sljina.
2)er bebeutenbfte ^anbelspla^ beS
NeidjeS ber SNitte War bantalä nicht
etwa Santon, fonbern Kljanfu, füblich
bom heutigen Shanghai.
Khansu war feit bem Anfange beä
neunten ^ahrhunbertä ber Sammel»
punft ber weftlidjen Kauffahrer auä
3jaba, Oftinbien, Bersten unb Arabien.
Sie Araber hatten bortfelbft sogar eine
fleine Kolonie, ber bie Solerang ber cf)i*
neftfdjen Kaiser unter einem eigenen
Kabi gu leben gestattete unb bie'freie
Ausübung beä muljamebanifchen ©ot»
teSbienfteä gewährleistete. Sie bürsten
ihrem ,£>anbel nicht allein in Kljanfu
nachgehen, fonbern, mit BeglaubigungS»
papieren ber chinesischen Behörben auS*
gerüstet, auch berfuchen, ihn im innern
beS fianbeS, wo unb soweit eS ihnen he»
liebte, gu förbern. SDen ©ewürgnelfen»
banbet nc«h bem ffleften aber monopoli»
flrten, wie gesagt,bie Chinesen, inbem
firten, wie gesagt, bie 6hinefen, inbem
ber, mit bagen Borfpiegelungen über
baS eigentliche Ursprungsland im Un*
flaren hielten.
$n f^olge eineä jahrelang anbauern»
len AufftanbeS geriethen bie Araber
mehr unb mehr in mißliche Berljält*
niffe. ®iefe ließen eS ihnen fdjließlich
: rathfam erscheinen, ihre fahrten nadh
Gi>ina eingufteHen. Sie wählten Khala
; auf ber Halbinsel SNalaffa gu ihrem
Hauptftapelplafc, moburch bie chineft*
sehen Kaufleute genöthigt würben, nun
ihrerseits bortfjin gu fegein, roofern
ihnen ber einträgliche $anbel mjt ^en
Arabern noch lieb war. Auf biefe Eßeife
blieben bie Araber bauernb in llnfennt»
j niß über baS BrobuftionSIanb ber ©e»
würgnelfen, bis bann bie Auffinbung
beS SeeweaS nach Oftinbien bie Guro*
i päer auf bie richtige jährte brachte unb
i baS SKcn-wl ter Ghinefen brach.
'SprHfotiperetea.
„Am 1. April frf)ieft man ben Nar»
ren, Wohin man Will!" Gin alter
Brauch ist'S, ber biefen ©orten gu
©runte liegt, ein Brauch, ber steh in
ben berfdjiebenften Cänbern eingehiir»
gert hat, beffen Gntftehen aber in 2)un»
felheit gehüllt ist unb noch feine genü*
genbe 6rflärung gefunbtn hat. 3eben*
falls hängt er- mit tem Beginn txB
grühlingS gufammen. Se^terer hält
bie Bewohner ber gemäßigten 3°ne
häufig gar arg gum Narren unb fen*
bet ihnen, statt ber ersehnten Blüther.»
floefen, Schneeflocfen, wie faum ein
SBintermonat. Namentlich ist ber April
burch feine Söetterlaunen herrufen, unb
bie Anficht, baß bie Aprilnecfereien nur
bie Be£ationen beS BJetterS berfinn»
btlblidjen foHen, ist eine giemlieh ber*
breitete. Oberst $earce hat inbeß nach»
gewiesen, baß eS feit unbenflidhen 3ei3
ten in ^nbien Brauch war, währenb beS
Hui, baS in ben SNärg ober April fällt
unb ein f^eft ber attgemeinen 2uft ist,
Aufträge ausrichten gu lassen unb Un*
temehmungen gu bestimmen, welche mit
einer Täuschung enben unb ben Abge*
fanbten ober bamit Beauftragten gum
©egenftanb beä ©elächterä mad)en.
Bornehm unb ©ering nimmt hieran
Sheil, unb ber Nabf^hah Sowlalj fanb
ein großes Bergnügen baran, H"!®
Narren gu mad)en.
2>ie ffrangofen leiten bie Sitte beS
„AprilfchideitS" auS einer , gefdjidji*
liehen Anefbote ab. 6in lothringischer,
bet ßubwig bem 5Dreigehnten in Un*
gnabe gefallener Bring faß auf bem
Schlosse gu Nanct) gefangen unb ent*
ging feiner H^ft baburch, baß er bie
SEBadje täuschte unb am 1. April, buref)
bie ÜJleurthe fdjwimmenb, entfloh. Die
HoIIänber fe^en ben Ursprung auf ben
1. April 1572, alä bie Sßaffergeufen
bie Seebefte Briel wegnahmen unb bem
Hergoge At'ha gum spöttischen Grfafee
eine Brille fehidten. Dieser Begeben*
heit gebenft ber Spottreim:
25cti 1. Ion Bom «Sril
Sfvlor Xuc b"2tlba fein«» CiiQ.
6ine anbere Anefbote bertoeift begüg*
lieh DtutfdjtanbS auf ben Neiehätag gu
Augäburg im 3°^re 1530, auf meinem
mehrere wichtige Angelegenheiten hät*
ten berathen werben sollen, barttnter
auch bie Orbnung beä SfJlüngwefenä.
2)a für biefen punft feine 3"t ntel)r
übrig blieb, würbe für ben 1. April e'a
eigener SNüngtag angefe|t, ber at*
Wteber nicht abgehalten würbe. 2)»
manche ßeute Spefulationen eingegart»
gen waren, galten solche mit Siecht alä
in ben April gefd)idt, was aber ben
©ebraud) als bereits besannt erfdjeinen
läßt.
Saphir nennt ben SNonat April
„Die Saune ber Berliebten in'S Söetter
überseht." Säenn wir bagu noch in'S
Auge fassen, baß ber April ber Benuä
geheiligt War, ber Stäufchegöttin ohne
©leichen, so haben wir einen weiteren
Beitrag gur 6ntftehungägef<hid)te ber
Aprilnerfereien gefunben.
3n berfchiebenen ©egenben Deutsch*
IcnbS fdjicit man am 1. April Kinber
unb Dienstboten um „3wirnfamen"
gu ben Kaufleuten. westlichen
Deutfehlanb gelten Aprilfinber für
UnglücfSfinber, in ber Oberpfalg pro»
Phegeit man ihnen ben Strang.
ber ©egenb bon ©münb schielte man
eine Person, irgenb etwas Ungereimte?
gu holen, g. B. einen hölgernen H0^'
fd)lägel, fchwarge Kreibe u. f. W.
Nlerfte ber Betreffenbe bie gopperei im
ersten Haufe nicht, so fehidte man ihn
in ein gWeiteS unb so fort, bis er bie
Sache einfal). Gr Würbe nun tüchtig
ausgelacht, unb besam bie Dorfjugenb
babon Sßinb, so würbe er mit bem
Nufe: „Aprilnarr! Aprilnarr!" ber»
folgt. Nlerfte ein solcher aber ben
Spaß gur rechten 3eit, so begab er steh,
statt in baS begeidjnete H.au§- bau
SHrthäljauS unb ged)te hier nach Be»
lieben, wobei alSbann baä Auälacher.
an ben Aprilfdjicfer fam. Borarl*
berg heißt ber in ben April ©efehiefte
„ApriÜafalb." 3n Schlesien unb
2irol macht man ihn gutn „April»
ochsen." 3n 2irol fd)idt man bie Kin»
ber wohl auch um „A Dtijerl in an
Büjerl" gum Spegereihänbler, ober um
Sehneefenblut gum Apotfjefer, in
Deutfehlanb um KrehSblut, Nfüden»
fett, rofagriine 2inte, Kiefelfteinöl, ge=
fponnenen Sanb, gebörrten Schnee.^
Gin gewöhttlieher Spaß besteht beim
Schroten ber raeißen Nüben gu foge«
nanntem Heilten Kraut barin, baß man
eine arglose jüngere Person gu einem
einoerftanbenen Nachbar um eine
Krautreitern fdjidt, um baS Kraut
burchgufieben. ©roß ist bann baä ©e»
fSehter, wenn sich bet bienfteifrige Ab*
gefanbte wieber ditf»eßt, feuchenb unter
ber Saft eine? wohlgugebunbeneti
SacfeS mit Steinen ^r\ Schlesien wer*
ben einfältige ober gutmüthige Seilte
gum Sänge bon Hittprttfehen aufgefot*
bett unb mit einem Sade mitten in'S
^felb gestellt, in bem sie bie Hütptitfchen
auffangen sollten, bie ihnen bie An*
beten gutreiben Wollen. Diese entfer*
nen ftdj in bet Dunfriheit, unb ^ene
bleiben mit bem aufgehaltenen Sade so
lange stehen, biä fte merfen, baß sie ge*
foppt mürben.
Set . unglüdlid)c Siroler Dichter
Senn, ber am 1. April 1792 geboren
Worben, pflegte mit bitterem Humor
su fagrn: „kleine SNutter hat mich in
Jen April gefchidt."
New o r f S Bauthätig*
feit war im ^ahre 1901 faft boppelt
so groß, als int ^aljre 1900. ^n lefe*
terent ^ahre beliefen steh bie Kosten auf
$88,462,174. im 3al;re 1901 bagegen
auf $150,072,657.
gUanfe«¥'jti<Ö«n 6er 3t«cniter.
Bei bem Sffianberleben, baS tie 3t»
geuner führen, ist eä für sie bon hohem
ffiertfje, baß sie über Nlittel berfügen,
burch bie ihre StammeSgenoffen, bie
steh gegenseitig bie SEBege freugen, übet
bie Absichten unb plätte beS einen ober
anbeten Stammeä ober über wichtigere
Borfommniffe unb Greigniffe, bie er gu
bergeidjnen hat, benaehriditiat werben
sönnen. Diese Benachrichtigung ge»
schiebt burd) SSattbetgeiÄen, bie att ein»
gelfiehenten Bäumen ober Sträuchern,
:r. Brücfen, Hcfj!5 unb Kreugwegen
ober Sagerf.üt.en angebracht werben.
ki geigt Die Slichtung, in welcher bie
3igeuner weiter gegogen ftnb, ein 3^eig
mit brei Nebengmeigen an, ber in bie
Grbe geftedt wirb. Der mittlere Neben»
gweig ist stets berjenige, bet nach bem
eingeschlagenen 3Beg weift. Ober eä
werben auch in bie Seite eineä berein»
gelt ftehenben Baumeä, bie ber genom»
menen Nidjtung gugefehrt ist, mehrere,
ber 3ahl naeh bestimmte Ginfchnitte ge»
macht. Gin anbereä Nichtungägeichen
ftnb mit Strohhalmen umwidelte
Steine, bie übereittattber geschichtet unb
an bie brei Steinchen gefügt werben,
bie wie ein 5'n9er nach bet Nidjtung
beS AbgugeS beuten.
SDBirb ein f^liebergweig an baä SCßan*
bergeichen geheftet, so soll bamit gesagt
Werben, baß ein SNitglieb ber betreffen*
ben Sippe erfranft ist. 3e ntehr Blatt»
fnofpen ber 3föei3 trägt, befto gefähr»
licher ist bie Kranfljeit. SNan bermag
aud) bie Art ber Kr ans heit gu fenngeidj»
nen. H°t ein 3'9eunet einen Arm ge*
broehen, so werben mehrere ff liebet*
gWeige brei* ober biermal gefnidt unb
mit Strohhalmen lose aneinanber ge»
bunben, hat er aber baS Bein gebrochen,
so läßt man bie Strohhalme fort.
Stirbt ein SNitglieb einer Sippe, so
hegeichnet man bieä burch halbberfoljlte
3?Iiebergmeige, bie mit Strohhalmen
umwunben finb. Dagegen bebeutet ein
SBeibengweig eine^amilienbermehtung.
SÖenn baS Kinb ein Knabe ist, so binbet
man an ben SBeibengweig einen rothen
SBoÖfaben, ist eS aber ein Nläbcfjen,
einen Weißen. 6in 2annengWeig befun»
bet eine Betlobung, ein Birfengweig bie
festnähme eines NlitgliebeS.
Stüde bon fjell ober Seber forbern
gu einer schleunigen 3ufammenfunft in
einer wichtigen Angelegenheit auf. 3ur
Bestimmung ber 3eit bebient steh ber
gigeuner eineä eigenthümlichen Berfah»
renS. Alle christlichen 3'geunerftämme
berechnen nämlich bie 3eit nach ben brei
Haupttagen ber Kirche unb nach ^em
Nlichaeliätag, so baß sie baburch baS
^ahr in bier Abschnitte gerlegen. Die
3eit, bie nad) einem jeben biefer Sheil-
punfte berflcffen ist, wirb bann wieber
burch bie Sonntage näher bestimmt.
Auf bem Seberftücf wirb nun jeber
Sonntag burd) einen Näfjftidj, ber ber
Sänge nad) geführt Wirb, angegeben,
jeber SBoehentag aber burch einenOuer»
stich. Soll also mitgetheilt werben, baß
bie 3ufammenfunft am brittenSBochen»
tag nach bem bierten Sonntag ftattfin»
ben soll, so werben auf bem Seberftüd
biet SängSfiiclje unb banad) brei Quer»
ftidje angebracht.
Der Ort ber beabsichtigten 3ufam=
menfunft Wirb burch quabratifd)e ober
freiSförmige Söcher, bie auS bem Seber»
ftüd herauägefd)ttitten werben, gefenn»
geiehnet. Gin quabratifdheä So^ bebeu»
tet bie bem Söanbergeichen gunädjft lie»
genbe Stabt, bie freiSförtnigen geigen
bie Dörfer an. Siegt gWifdjen betn
pia^e, wo steh baä Sffianbergeichen be»
finbet, unb einem Dorfe, Wo bie 31js
fammenfunft ftattfinben soll, eine
Stabt, so wirb bieä burch ein an ber
betreffenben Stelle gWifdjen ben freiS»
förmigen Söchetn angebradjteä, qua»
bratförmigeä Socf) angebeutet. Sffienn
beShalb baä Seberftüd brei fteiäförmige
Söcher, bann ein quabratifcheä Sodj
unb banach wieber gwei freiäritnbe Sö»
djer geigt, so heißt baä, baß bis gum
Orte ber 3ufammenfunft brei Dörfer,
fobann eine Stabt unb nachher wieber
gwei Dörfer ant 2ßege liegen. Daä lefete
Sod) bebeutet immer ben Ort ter 3u»
fammenfunft selbst.
Audj SSkmungägeidjen bermag ber
3igeuner feinen nachfolgenten Gefahr*
ten gu ertheilen, fyügt er bem Süanbet*
geicfien ein Büschel Huttbchaare h^gu,
so räth er bamit, schleunigst bieNlarfch»
rid)tung gu änbern, ba ©efahr broht.
Sinb bie 3eid)en mit Kuhbünger be»
strichen, so bebeutet bieä, berß man sich
in biefer ©egenb bor ben Behörben in
Acht gu nehmen habe.
Außer ten angegebenenSBanber» unb
2BatnungSgeid)en befttjen bie 3i&?uner
ttod) 3eid)en, bie mit Kohle an Häufet
gefehtieben werben. SNit solchen Reichen
wiQ man bie Nachfolgenben über Gi»
genheiten ber Bemohner beä Haufeä
ober beä gangen OrteS benachrichtigen.
So bebeutet g. B. ein Kreug, baß in
bem betreffenden HauS nichts gu holen
ist, ein Duppelfreug aber berichtet eon
harter Beljanblung. Gin Dreied mel»
bet, baß man steh gern bie Karten fdjla»
gen läßt, gwei f^langenförmige Sinien
berfünben, baß bie Hausfrau gern Kin*
ber haben möchte. 3®« Sängäftridje
unb barüber gwei Querstriche machen
barauf aufmerffam, baß in bem Haufe
eine Amtäperfon wohnt, gwei Kreuge
unb gWei Striche unter ihnen ergäben,
| baß man bie 3igeuner eines DtebftaljlS
| befdjulbigt. Gin Kreis geigt ©efdjenfc
j an. Gine bon einem Dreied burd)fcf)nit=
tene fdjlangenförmige Sinie gibt Kunbe
I bom 2obe beS Hausherrn.
3u 99 fahren 3ud)t*
h a u S würbe lefjihin ein gewisser
3f. G. Hunter in PhilipöSburg, SJlo.,
wegen Söbtung feineä Schwiegersohnes
oermtheilt.
Victor unb fein jUarbtrr.
ffiiftor Hugo wohnte im 3a!jte 1848
on einer Gde ber piace Slohale.—„2<h
traf ihn guweilen," so berichtet Boi*
feguin, „bei einem Barbier unb grifeur
ber GuIture*Sainte»Katherineftraße,
bei bem—ber Nlann hieß Brafier—et
ftänbiger Kunbe war. GineS 2age§
sagte ich gu Brafier: „Na, fjreunbdjeir,
Wie geht benn baä ©efchäft?"—„O
gang gut, B., jefct wirtlich etwas
gu gut. 3<h weiß wirflich nicht, wie ich
mit meinen ©eljilfen heute fertig wer*
ben soll; eä gibt ja BäHe unb Soireen
in Hüße unb yülle. 2Bir haben heute
noch breifeig Damen gu friftren. Da
ist bie Sifte ber Abrejfen—"—2Benigr_
jage barauf fam ich wieber gu BrafietfJ
—„Nun, wie wurb' eS benn fürglich mit®
3hren breißigDamenfrifuren?"—„Ach,
| fdjweigen wir babon. üöir haben faum
i bie Hälfte babon bebienen sönnen; mit
ftnb babei noch gWölf biä biergehn feine
Kunben berloren gegangen, unb baran
ist weiter Niemanb fdjulb, als bet Herr
Biftor Hugo!"—„SßaS? Biftor Hu9°?
SDSaS hat benn ber mit ^fjret Kunb*
fdhaft gu thun?"—„6S ist boch so, wie
:dj sage, unb Sie werben eä leicht be»
greifen. Balb naef)bem Sie fürglich
Weggegangen waren, trat Herr HuSO
hier ein unb feijte sieh fofort auf bi:fen
Nafirftuljl. 3^ legte ihm bie Ser»
biette bor, ergriff ben Naftrpinfel unb
wollte ihn eben einfeifen, als er meinen
Arm mit einer heftigen Bewegung Wie*
ber ablenfte.—,20arten Sie ein wenig!'
sagte er. Damit holte er einen Bleiftift
auä ber Söefte unb bur^wühlte bann
alle laschen feiner Kleibung, offenbar
ohne baä ©ewünfdjte gu finben. 6nb»
lieh bemerfte er ein Stüd Papier auf
biefer Kommobe hier, ergriff eS unb
begann gu fehreiben. Obwohl ich eS
eilig hatte, wartete ich boch, bis er fertig
War. 6r sah freilich so auS, als hätte
et mich gang öergeffen, unb frijjelte
immer flott barauf loS ober ftedte auch
einmal ben Bleiftift gwifchen bie Sip*
pen.-~„Na, fehreib' nur gu!" sagte ich
für mich. *Sie3 eä noch einmal, bann
wirb'S ja gut werben. Gin abfeijeu*
licfjeS ©efrttjel. Unb baS nennt man-
einen guten Schriftsteller!"—„SBenn
eS 3hnen beliebt!" fe^te ich laut hingu.
—,No<h eine Sefunbe, unb ich bin fer»
tig!'—Diese Sefunbe wollte aber gar
nicht alle werben, unb ich ftanb nod)
immer ba, mit ber Seifenfdjale unb
bem pinfel in ber Hanb unb wartete in
größter Ungebulb. Gr ließ steh nicht
stören; einmal schrieb er eine 3eile,
bann hielt er inne unb starrte nach bet—
Dede.—„Bergeiben Sie, Herr Hugo^J»,
Wagte ich enblid) gu sagen, „ich habe eä '
heute befonberS eilig!"—,A<h Sie haben
©ile?' stieß er herbor. ,3<h nämlich
auch!' Damit öffnete er schon bie Sa»
bettthür' unb stürmte hinaus.—„Shren jl
Hut, Herr Hugo!" rief ich ifym nach.—
,Nichtig,' antwortete er läehelnb, ,ben
hätt' i^ gang bergeffen.'—Damit ging
er fort, ohne steh raftren gu lassen.—
„Nun haben wir aber feine ÜJlinute
mehr gu verlieren!" sagte ich gu meinen
©ehilfen. „Sie werben sieh jeber nach
ben Abreffen begeben, bie ich 3^nen ans
sage.—Sehen wir bie Sifte nach.—SBo
ftedt benn bie Sifte? Sapperment,_Wo
'ist benn bie heutige Sifte? Hat sie einer
bon 3hnen weggelegt?"—,Die Sifte lag
noch eben hier auf ber Kommobe, Herr
Brafter.'—„SDßiffen Sie baS bestimmt?"
—,©ang bestimmt!'—„Na, baS fehlte
gerabe noch!" fuhr eS mir heraus! Da
hat ber Herr Biftor Hugo auf bie Nüd*
feite meiner Sifte geschrieben!"—„3a,
ja, Herr B., unb baS Papier mit feiner
Krifelei hat er mitgenommen!—Be»
greifen Sie nun, wie er mich um eine
schöne Kunbfdjaft gebracht l)at?"—
„Nun, beruhigen Sie steh nur, lieber
Brafier! Hätte steh nicht baS Stüd Pa»
pier borgefunben, um bie ©ebanfen beä
Didjterä aufguneljmen, so wäre granf«
reich sicherlich um so unb so biele Ijerr»
lidje Berfe gefommen. Sie ftnb at
jenem $age ber Mitarbeiter Biftor
Hugoä gewesen. 6ine solche Ghre ist
schon ein paar Kunben Werts)!"
ter fctylcnbc ©null. 3>n ptiriS be=
Wal)rt man bie Dacier'fche Ausgabe beS
piutardj auf, weld)e Napoleon ber
6rfte als Seitüre benu|te, aber ber
gehnte Banb fehlt. Derselbe befinbet
sich in Petersburg in Pribatbefi^ unb
rührt bon einem Abjutanten beä ©e=
neralä Diebitfch h41. ber ben flüdj«
tenben Kaiser fangen wollte. Nlan
hatte erfahren, baß Napoleon sich in
einer (Squipage an' bie polnische ©renge
geflüchtet habe, unb ber Abjutant mit
einigen Kofafen unternahm bie Ber»
folgung. Alä fte Napoleonä SBagen
erreichten, war biefer jcbod) bereite leer.
Gin Kofaf sah babei auf bem Sifee ein
aufgeschlagenes Bud) unb »ersuchte eS
mit feiner Sänge berauSgttljoIen. Der
bide Sebereinbanb wiberftanb jebo
unb erst beim sechsten Stoße gelang
baS Büchlein emporguheben. Der AW
jutant nahm eS gu sich unb bürste eä
mit Grlaubniß feiner Borgefe^ten he*
halten.
J
letL
0
©rtmiktnlplitlcr.
Jif ist ^Ipißincic eilt S'fbiivficiß, Sctt-
Ich ciit l'cbenslt'iitem.
2)io @paiiiif ß'f '"lS jitflcmeltcii, ijl
meist mir j n ßftiiffffit.
3(ni bitwtften ist »ultipii, um flfbulbet jn
mevbeit.
Vlüfä berf eins Srcin eins finem ÜKanttt
tnodiesc, nur fein—
SKti'.trfirr fritecift beiti ?litbfrett SSfin eist,
um fstl) (oWft l'ftncitfii iit tümiftt.
<??•:! f.'iint bidi io fifitm: reit bfiti
©diun'trfjler.
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Dietz, Albert & Dietz, Emil F. Seguin Zeitung. (Seguin, Tex.), Vol. 11, No. 42, Ed. 1 Thursday, May 22, 1902, newspaper, May 22, 1902; Seguin, Texas. (https://texashistory.unt.edu/ark:/67531/metapth487828/m1/6/?q=%22~1~1%22~1&rotate=90: accessed July 16, 2024), University of North Texas Libraries, The Portal to Texas History, https://texashistory.unt.edu.; crediting Abilene Library Consortium.