Seguiner Zeitung. (Seguin, Tex.), Vol. 13, No. 26, Ed. 1 Thursday, February 11, 1904 Page: 3 of 8
eight pages : ill. ; page 22 x 15 in. Digitized from 35 mm. microfilm.View a full description of this newspaper.
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1
5" tf) w «l b t n.
Von £ol)amia Jlrtalcr-jftoljr.
>c| lieb« bis ©djwalbfii,
Sraute (SJenoffm au» fluibljeitstagenl
SBnm sie im fallen,
Sämmenibeii abenb in S?iiftru iagfii,
Seife fidj wiegen,
@ft)nfiib«r sieb« (Bebauten gleid):
SPf.bctjte td) fliegen
(gei)njud)tbf ianj(f)t tu bei- Stifte 9?ei<$l
®d)»)a(beiifliin, ©eliniiirf)t«;ugl
JBir fliegen, wir ict)iranfen,
Slmnmb'ge (Sebanfen
3m JpimmeliHidjt.
SSSir sieben, wir fcftmeben,
ctnt 9lbenbbnft Söeben
©in ftnneitb CSebidjt!
Die IttaQiifinntge.
Hon .ftUric £eoni).
IV'
3)cr ITJadjtgug B5ien«5JJo3{au war
ungewöhnlich ftarf beseht.
SaS lurge DJiostauer ©aftfpiel ber
großen jEragübin „©harlotte SOÖolter"
trug Wohl gu biefer Ueberfüllung bei.
Setjt hielt ber gug—eine 3tt>tfcs)en=
iftation bon Jurger täufertt^altsbauer
War erregt.
STieu hingufommenbe SReifenbe befan«
bert fidj «ußer gwei älteren Samen
nid)t auf bem Bahnsteig. Sod) aud)
biefe bemühten fitf) bergeblid) um Sßläfee
gur Mitfahrt—auS $urd)4, Wohl gar
gurüdbleiben gu müssen, bestürmten sie
ben ©djaffner, ihnen ein Soupe gu äff«
iten, beffen yfenfier baS Bermerf „refer«
Dirs trug.
„Sagu bebarf id) gubor ber Erlaub«
vtitß," belehrte sie ber bienfttljuenbe Be=
amte, „bie Same ist berechtigt, baS
•Jtoupe für ftc^ allein gu fceanfprudjen."
„Unb wir finb ebenfalls berechtigt,
beförbert gu werben," entgegneten bie
SReifenben brüst, „eS ist feine Qüt 311
berlieren—ber 3ug ntuß ja jeben Slu«
genblid Wettergehen."
SRefolut ließen sie iljren Sßorten bie
„IJljat" folgen unb nahmen oljne 3ä=
!gern in bem „referbirten Soupe"
5pta&.—
©ie hielten eS audj jefet nidjt für
nöthig, % eigenmächtiges (Einbringen
p entfdjulbigen, trotjbem bie bisherige
^nfaffin iljr Befremben sowie iljren .ge«
redeten Unwillen barüber nicl)t berbarg.
©ie boHftänbig ignorirenb, malten e§
ftd) bie ©amen öielmeljr so bequem wie
möglicf). Um tljre fyüfee auf bem gegen«
überliegenben ©i& auSftreden 311 tön«
nen, festen sie ben eleganten fleinen
#anb!offer ber $emben ohne jebe Sr«
ilaubniß fjiergu auf bie ßrbe—iljre §ut=
jfdhadjtel na|m benfelben SSeg; unb
trofcbem biefelbe burdj bie unborftd)«
tige Berührung aufgegangen unb ftd>
itjJAfoftbaren Inhalts entlebigt hatte,
hieiPa bie unhöflichen grauen eS nid)t
ber TOübe twrtlj, bem angerichteten Un-
heil aud) nur einen Blid ber Beachtung
p fdjenftn.
Sie grernbe fdjwieg jetj* gu allem
still, um unliebsame Stifregungen gu
T bermeiben—bod) auf ber nächsten ©ta»
tion »erlangte sie febr energifd) bie so«
fortige Entfernung ber unlie&enSwür«
bigen SReifegefcihrtinnen.
Sie Semiibungen be§ Beamten blic
ben c^ne jeben Srfolg. Sie unredjt
mäßigen Insassinnen räumten ben
ipiati nicbt, fonbern öerbaten ftd) febr
bestimmt jebe toeitere ©iörung—-rie
toürben in feinern $ctHe ba§ SRau"u)=
Joupe benutzen, meldje» ibnen ber
©cgaffner angeboten. Stlä fid) bet 3U9
toieber in Seicegung 3U fc^en begann,
madjten bie Samen i^rem Unmutb
über bie Belästigungen, benen sie au§*
gefegt feien, Suft unb »erbaten sieb
febr energifdj jebe weitere ©törung.
,,©ie sonnten roobl je^t, ba 5tJ?itter^
nadjt Ijerannalje, enblid) SRube bean«
spritzen."
SBalb oerriet^en benn auib itjre tiefen
■Sltljemgüge unb toenig melobifdjen
©djnardjtöne, baß sie bereits fanfi in
„SKorpbeuS Slrmen" rutjten. —
©0 mod^ten sie ftobl ein biertel ober
falbes ©tünbe^en ungestört gefdjlum*
mert haben—ber 3ug brauste loährenb
biefer Seit, ohne anguljalien, meiter
burch bie Stacht—ba ermedten sie plöijs
lief» gau3 eigenartige, in ibrer nädjften
_ Kähe Bernehmbare J?la^elaute. —
'rSdjlaftrunfen—oermirrt—öffneten bie
grauen bie 5lugen, ohne ftdj jeboef^ recht
{lar über ihre SBahrne-hmung gu fein.—
©ie bemerften nun gu ihrem 29efrem=
ben, baß ber ^lafc ihnen gegenüber,
melchen ihre Seifegefährtin bisher inr.e=
geh'abt, je^t leer mar.—Namenloses
ßntfe^en erfaßte bie Samen, als sie
bemerften, baß bie J?oupetIjür offen
ftanb.—
6S War fein 3föeife^ bie f^rembe
hatte fid), toährenb sie ahnungslos
(schlummerten, in felbftmörberifdjer
Slbfidjt au§ bem mit SBli^eSfchneOe ba--
hinfaufenben 3^9^ gestürmt.—©0 unb
nid)t anberS ließ fid) bie Sache erflä=
ren.—©chaubernb bebedten bie ^rgueu
ihr ©eftdjt; sie oermeinten, im ©eist
bie blutige, berftiimmelte ßeicije ber
Unglücflt^en bor steh 3U f#"-—
Mj'tn also wollte bie Slermfte um
jebei^jreiS allein im Soupe bleiben,
unb als es ihr nicht gelang, benufeie sie
ben ©ihlummer ber unliebsamen Seife*
«efährtimten gur Ausführung ihres
fdjredlichen Entschlusses. Siefe furcht«
bare, burdj fein £>inberniß gu biugenbe
Äonsequeng ber ©elbftmörberin mu§
einen tiefernsten SBemeggrunb ^aben.—
6in wiederholter Slageiaut er«
MtyHt bie Samen jefct auf'? 5?eue.
©lief fiel auf eine ©eftait, fotldje,
brohenber ©eberbe gegen sie erhob. Sin
Iaut?r ©djrei beS (intfe^enS entrang
fiel) ihnen. Sie geeängftigten ^frantn
fanben feine ©rflärung für biefe fon«
berbace ©rfd&einung.—Abergläubische
furcht befiel sie.—©udjte ber ruhelose
©eist ber SOerftorbeuen feinen erst bor
Äurgem berlaffenen 5pla^ auf?—©ab
eS also mirflitf) Singe groifdjen §im<
mel unb Grbe, welche ber gefunbe 5JJen=
fchenberftanb in baS 5Reich ber
»erweift? Ober war bieS eine Sffiahn*
finnige, welche, ben §änben ihrer 2ßär«
ier entfdjlüpft, fid) burd) bie offene
ftehenbe Roupethür gu ihnen gefiüdj»
iet?—
2Bie eS«uch fein mochte, ber unljeim»
lidje Slnblid, Welcher ftd) ben Samen
bier so plö^jlich in ber SfJJitternadjtSj
(tuitbe bot, raubte ihnen alle gaffung
unb Besonnenheit unb erfüllte sie mit
Singst unb ©djreden.—
3e|t leuchtete bie ©eftait mit einet
fleinen, buntfarbigen fiaterne etnftg
forfchenb am Soben umher.
„Sölut—Slut," schrie sie nun mit
marferfdjütternber ©timme, iDeldje bie
grauen auf'S Neue erbeben ließ, „hier
ist bie ©teile, hi" geschah ber ÖJorb—
nun muß ich wanbeln—wanbeln—unb
ben gluih berföhnen!—SCßaS grinst 3h*
mid) so an, 3hc h°hle« 2obtenfchäbel,
wie sönnt 3hr sagen, ich morbete ihn
aus teuflischer Bosheit?—<5r mußte
sterben, benn er war ja ein ,S3amppr'
unb tranf mir jebe 92<sd)t mein ,£>«3*
blut' auS.—Sod) nun—ftredt er oie
finochenljanb auch na<h mir au8.—
Senn nur, Wenn ein ©rab bie ÜJlör»
berin gugleid) mit bem ©emorbeten unu
schließt—ein ©tein sich wölbt über Bei»
ber ©taube—bann erst—wirb ber
giud) entwaffnet fein."
^e{jt f^ien eS, als erhalte bie mt)s
ftifdje ©eftait ©d)Wingen; fdjwebenben
©chritieS ftanb fte plö^lich gan3 bicht
bor ben gitternben grauen. SaS iwt»
bewegliche starre Sluge ber ©pufgeftalt
leuchtete furchterregenb aus bem bidjten
weißen ©chleiergeioebe; baä Wachs«
bleiche ©efidht schien wie aus ©tein ge*
meißelt, ©ie fdjien je^t bie 3üge ihres
©egeniiber genau erforschen gu wollen
—unaufhaltsam hef^ si< ^n Blid
auf bie beiben Samen.
„©djidt benn baS BeinhauS unb bie
©ruft bie längst Begrabenen gurüd?"
flüfterte sie jefct grausig lad^enb, „waS
Wollt ^hr benn noch h'^r—6eim ersten
Hahnenschrei—Weg—Su berWünfdfter
gleden—weg—fort mußt Su—" fuhr
sie nach bem gußboben fcfjauenb fort,
„unb sollt' ich Sich mit ben glommen
ber §ölle ausbrennen.—Sod) horef)!—
Sie ©lode tönt—ber Sobtentang be«
ginnt—ich ntuß hinunter—boch 3*)r—
3h^ wußt mit mir!"
Öohnladjenb griff bie Erscheinung
nad) ben beiben Samen, welche entfett
in bie anbere öde flohen.—^ejjt fanf
bie Sasal)n|lnnige mit einem fdjrillcn,
marferfchütternben Sluffchrei auf ben
gußboben niefcer unb begann bort emsig
gu fragen unb gu schaben.—
Sodj bie oon ©tauen unb Güntfeften
erfüllten Samen bermochten ihren
auf'S 2leußerfte erregten yierben nicht
länger gu gebieten; ihre Slugen fd)Iof=
fen fief/—eine wohlthätige Dljnmad)t
umfing bie Beiben.—
2113 ihr Bewußtfein gurüdfehrte,
j fanben sie bie ©ituation wesentlich
iboili Jtepf bii gu b*n gü^tn in Waüenb
loei|sl Ce»irab«r je^üBt, ben SJrm mH
5 I änbert.-
SJfit unbegrengtem Erstaunen be«
merften sie bie berntißte Dteifegefäörtin
in boufommenem BJohlbefittben ihnen
gegenüber fi^enb; sie war also nicht
berunglüdt?—
©cheu blidten bie Samen jefjt nach
jener unheimlichen drfdjeinung, weldje
sie borher so sehr geängstigt, ©ie
glaubten sie noch am gußboben liegenb
311 finben; bodj bie ©tefle luar leer—
bie ©eftait berfäjwunben.—Unbegreif«
lieh!—^a, so War bie borher burchlebtc
©chredenSfgene nur ein 2raum, ein
©piel ihrer Bhantafie?—
Sodj so lebhaft träumt man nicht —
Ser gange mysteriöse Borgang sonnte
unmöglich nur ein (Srjeugniß ihrer bon
ber Steife erregten Serben unb 5)?uS=
fein gewesen fein. Sie Samen gehör-
ten butdjauS nicht gu ber Klaffe ber
„©enfititen."—©ie Wußten fid) ihre j
Dtedjte energisch gu Wahren unb ließm !
sich Wohl nicht so leicht in'S „BodS« I
hörn" jagen.— '
SieSmal jebodh wußten sie ein £ieb= i
djen babon gu fingen.—9?ie wieber
würben sie einen üftadjtgug benufeen, ba§
gelobten sie sich schon jejjt im „©tiüen."
Sie entsprungene „BJahnftnnige" war
jebenfaöS längst wieber in „©ewaljt»
fam"—bodj ihre so lang' bermißt*
Keifegefährtin in boDfommener ©e«
funbheit bor sich 3U fehen, erschien ihnen
so problematisch als mögtidj.—
Sie melofcifaje ©timme ber gremben
unterbrach plö^Itch ihre Meflejionen.
„Obgleich Wir bisher leiber in wenig
freundlichen Begiehungeit geftanben,"
begann sie in berföljnettbem Sone, „so
erlaube id) mir bennoch, ba unser 3^1
balb erreid)t ist—Wir finb in einigen
$?inuten in TOoSfau—©ie um ^hr 9es
fälliges Urtl)«l über mein ©p'.el gn
bitten."
Sie beiben grauen richteten erstaunt
eerWunberte Blide auf bie gragenbe.!
^hr „©piel"—waS bebeuteie biefe j
Siebe?—
Grteichmütbig fuhr bie grembe fort: |
„3cö war borf)in so frei, Shnen bie
,53ahnfinnSfgene' eines neuen SramaS, |
in weldjem idj morgen im SJJoSfauer |
©tabttheater gu bebütiren bie @hre!
habe, auS bem ,©tegreif' borgufülj* j
ren.—bin bie Sragöbtn Shariotte
Kolter."
Sie 5j)omen berbeugten sich ebenso i
re'peftboll wie überrascht. „®h<*rtotte j
Sfllter!"—£), we-r ihnen bai botljtr
gesagt hätte!—©i« unternahmen ja bie
für sie ungewohnte, beschwerliche galjrt
nur, um bie große Künstlerin ebenfalls
wäljreiib ihres furgen gweimaligen
©aftfpitlS in ÜJJoSfau bewunbetn gu
bürfen. 3tun führte sie ihnen ein glück
' lieber 3ufall in ben SBeg, unb fve ließen
bie günstige ©elegenheit, burdh ben
Borgug ihrer persönlichen Besannt«
fchaft leichter in ben Befife ber jeben«
falls sehr vergriffenen ©inlaßfarten gu
gelangen, ungenüfct oorübergehen unb
Waren il)r außerbem so unhöflich als
möglich begegnet.
„3h" fonfequente Steigerung," so
sprach grau 23olter weiter, „3hre e^'e-
ja wie soll id) sagen, Un—erfdjroden«
heit, mit welcher ©ie 3h"n ^Ia^ be«
haupteten, regte midj ein wenig auf unb
raubte mir ben ©d)Iaf.—Um mir nun
bie uninteressante, nächtliche galjtt
einigermaßen gu berfürgen, benufete ich
bie 3eit, meine iRoHe gu memoriten,
unb um mich 9slng in ben ©eist berfel«
ben gu bertiefen," fuhr bie berühmte
©djaufpielerin schelmisch fort, „legte ich
baS bagti gehörige Äoftüm ber 2üahn«
finnigen an, weldjeS ich 'n biefem Äof«
fer mit mir führe, ber bie Samen so
sehr in 3hret Bequemlidjfeit störte.
Sie Partie ber ,£ucinbe,' welche weit«
gehenbcS, ernfieS ©tubium erforbert, ist
mir hoffentlich jetjt in gleifd) uttb Blut
übergegangen. %d) glaube bieS wenig«
ftenS nad) ber eflatanten SOBirfung,
welche ich mit biefer fleinen ,©eparai=
oorftellung' bei 3hnen, meine Samen,
ergielte, annehmen 3U bürfen," ladjte
grau SDßoXter, inbeß sie steh föftlid) Ü6er
bie berbu^ten SJJienen ihrer Sieifege«
fährtinnen amüfirte.—Beschämt, ber«
legen suchten bie Samen jefet ihr unljöf«
li^eä Betragen gu entfdjulbigen.
Ser 3"9 SJioSfau War er«
reicht.—Sstit einem berbinblidjen £ä«
cheln unb einet leichten Berneigung ge«
gen ihre bisherigen ßoupegenofftnnen
bestieg bie berühmte 2ragöbin bie fte
bor bem 5ßortal beS Bahnhofs ?rwar«
tenbe Grquipage beS sie ebrfurcitSbotl
begrüßenben Theaterleiters, welche fte
sehr balb ben Büdett ber für ihre Un«
liebenSwiirbigfeit burch bie 5DJa(ht
wahrhafter stunft so originell unb
wirf fam bestraften grauen entführte.
(Ein ärztlicher jSesud).
Ser berühmte SJioSfauer Slrgt ^5ro«
feffor ©acharjin war ebenso tüchtig in
feinem Beruf, Wie furg angebunben. ^n
ber legten Sranfheit beS 3aren 5Ilejan=
ber III. würbe er leiber gu spät ge«
rufen, um noch baS sieben beS hohen
Srcmfen gu retten. Ser ©ouberneur
bon SJioSfau erhielt bie Orbre, ©ad)ar«
jin gum 3aren gu fenben, unb ein Or«
bonnangoffigier überbrachte bemfelben
ben Auftrag unb bemerfte babei, er
möge ben brei ©tunben später nad)
Petersburg abgeljenben (Silgug gur
Keife benüjjen.
„Sen (Silgug!" rief ©acharjin aus.
,,©ie wissen offenbar nicht, WaS ©ie
sagen, mein £>err! Ser Kaiser ist franf
unb ©ie werben woI)l bie ©üte haben
müssen, einen ©onbergug gu bestellen,
weldjer in einer halben ©tunbe faljrbe«
reit fein muß!"
©adharjin fommt in Petersburg an,
sorgt bafür, baß ber ©onbergug gut
Kücffahrt bereit bleibt unb begibt sich
in'S SBinterpalaiS. (Sin glügelabju«
tant empfängt ihn mit ber ^Mittheilung,
baß man ein 3intmer für ihn bereit
habe, bamit er Soilette wechseln sönne.
©acharjin erwitert: „üoilette Wech«
fein? 28ohin benfen ©ie! ©eine Tia«
jeftät ist franf, wünscht meinen 5Rath,
unb legt somit gewiß feinen 2ßertl)
barauf, mich in großer SEoüette gu
sehen, gühren ©ie mich also bireft gu
©einer Majestät."
Ser 3ar lag im Bette, alle genfier
feines Kranfen3imraerS Waren g'fchlof«
fen, alle Borl)änge herabgelassen. 3n
einer 6de stehen brei Aergte.
©adjarjin tritt ein, berneigt ftdh unb
ohne ein Sfflort aH bie Aergte gu richten,
ruft er fofort auS: „2Md)e Atmo«
fphäre! Siafch bie SRouleauS in bie §öhe
unb bie genfier öffnen!"'
Ohne ftd) audj nur einen Augenblid
aufguhalien, beginnt ber Wrgt ein ge«
naueS %amen mit bem Kranfen,
nimmt bann ben Kopf beS 3aren gwi«
sehen bie §änbe unb oerbleibt in biefet
©iellung mehrere OTinuten lang, ohne
ein SOßort gu sprechen. Sie übrigen
Aergte finb berblüfft unb flüfiern mit«
einanber. ©acharjin ersucht sie, ruhig
gu fein unb berfinft bann wieber in
9?ad)benfen. (Snblidj wenbet er sich an
bie Aergte unb sagt: „^eh bitte, asleS
für einen Aberlaß borgubereiten!"
©iner ber Aergte fragt: „Aber §err
Brofeffor, ist benn baä wirtlich noth«
wenbig?"
©acharjin erwifcert: „Sffienn ich eS
nicht für unumgänglich nöthig hielte,
Würbe idj eS nicht berorbnen!"
9?ad)bem ber Aberlaß borgenommen
■worben, wenbete steh ©aeharjin an bie
Aergte: „^efet muß ©chlaf eintreten,
©eine Majestät hat 5Ruhe nothwenbig.
Sntferneit ©ie ftdj!"
Sann führte man ©aeharjin in ein
3immer bor einen gebedten 2if<h; er
aber erflärte, fofort wieber nach 9JioS«
fau gurüdreifen gu wollen. ÜRan fragt
ihn, welches Jponorar er begehre. @r
erwiberte: ,,$d) will fein Selb!" 9Kan
überbringt ihm einen hohen Orben, er
Wirft it)n unbesehen in feinen Koffer.
Sann läßt er bie faiferlichen Aergte j
rufen unb sagt ihnen feine Anficht über
bie« Art, wie ber Kaiser gu beljanbeln
ist, »erweist auf bie gehler, bie sie ge«
macht ha&en. fdjließt mit ben Sßorten:
„So, jefet wissen ©ie, wag ©ie ju thun j
haben!"—unb bann reift er nad) SUloi« j
fjn jurisif.
ffhrrosirbiotr C£t)liitlisr.
Ser irische Abgeorbnete §ealt), biel»
leicht ber beste SHebner unter ben wort«
gewanbtett ©öhnen ber grünen 3nfel,
tauchte unlängst im etiglifdjen Unter«
hause auf einmal in einem fpiegelblan«
fen, im ©lange ber allerhöchsten Sieu«
heit leuchtenben ,§ute auf unb erregte
baburd) guerft sprachloses ©rftaunen
unb bann ein wahres Kreugfeuer bon
Anremplungen: „§aHo, .Qealq"—h'("
i eS bon alten ©eiten—„©ie haben ja
einen neuen ,(jut!"
gür gewöhnlich wirb bon berartigen
Beränberungen unb (Erneuerungen beS
äußeren Sj!enfdjen bon ettglifdjen
©entlemen t.och weniger SJotig gettem«
men als anberSwo, allein hier lag ein
AuSnabmefaH bor: Ser Abgcor'bne.e
^>ealt) ist einmal als SJJenfd), Bolitifer
uttb Aboofat—er ist in ^rlanb 3ufti3«
ratl) unb neuerbingS aud) in ben eng«
lifdjen ybbofatenftanb übergetreten—
eine allgemein geachtete unb sehr be«
liebte Berfönlich'feit, mit ber man gern
eine freunblidje ©d)ergrebe tauscht.
Sann aber hatte er feit einer Steihe oon
fahren so ftanbljaft unb treu an einem
alten ßtjlinber festgehalten, baß bieie
Kopfbebedung nachgerabe eine bon fei«
nen unb beS Unterhauses berechtigten
gigenthümlidjfeiten geworben war,
ähnlich loie borbem ber bayerische Siau«
penljelm im beutfehen §eere.
§err §ealp hat benn audj ben An«
theil bc5 Unterhauses an feiner nun«
mehr außer ©ebraudj gefegten alten
Angftröhre als ebenso berechtigt aner«
sannt unb einem irischen 3eitungS»
mann gegenüber mit ber ©efcf)ichte beS
alten £>uteS gewissermaßen eine Stecht«
fertigung ber in ben Augen feiner Kol«
legen so auffallenben Beränberung in
feiner (Srfdjeinung mitgetheilt: „Siach
ber großen ©d)lad)t im Unterhaufe im
3[aljre 1893"—ersählte er—„benad)*
ridhtigtexi mid) Bürgermeister unb
©tabtratf) ber ©tabtgemeinbe Alejan«
bria in fiouifiana (Ber. ©taaten) buref)
Kabelbepefehe, sie hätten auS ben 3p
titngen erfahren, baß mein £ut im
ßanbgemenge gerfehmettert worben fei,
fk halten mir beSfjalb auS ftäbtifchen
SKitteln einen ßhrenljut nfbft §ut«
fdhachte! gemibmei unb erfuehisn mich,
ihnen telegraphisch nteineS §aupteS
SJJaß besannt gu geben. SaS geschah
unb barauf würbe mir bon SJicßann,
bem berühmten gutmachet in Slew
g)orf ein neuer §ut übermittelt, für ben
ich mich bebanfte unb gleichzeitig ber«
sprach, bie ©penbe bis gur äußersten
©renge ber §altbarfeit gu tragen. ©0
fam eS, baß ich bann jahrelang einen
uralten §ut getragen, lange gahdofe
SJedereien unb Anfechtungen gebulbig
ausgehalten unb guleijt nach oollen
gehn fahren 2ragegeit unter Dielen
©djmergen unb Beflemmungen über
bie Trennung bort einem alten greunbe
einen n'tten §ut angeschafft habe."
Per banhbarc %rtnl»eötmtcr.
Ser ehemalige Sanbgraf bon Reffen«
Kassel unb spätere erste Kurfürft bon
Reffen, Sßilhelm I., ber in ben fahren
1803 bis .1821 regierte, wollte nad)
ffliebereinfe^ung in feine Stechte bie 3u»
ftänbe in Reffen auf baSjenige SJtaß
gurüdfehrauben, welches bor 1806 in
feinem ßanbe gegolten hatte. Unier
Anbetern würbe bie Sffiiebereinfüljtung
beS SopfeS als eines unentbehrlichen
Attributs ber friegerifdjen Sfflürbe leitn
SJJilitar beschlossen. Sinn Wäd)ft aber
ein 3°pf nrcht in einem 2age. SJian
suchte fidj also gu helfen, ffier bie Stu«
bimente eines 3öpfIeinS gu ergielen ber«
ftanb, ber banb fid) einen fiinftlidjen
3opf bnran; wen bie SZatur mit einem
sargen §aarwuchs bebacht hatte, ber be=
festigte baS borgefdjriebene Anhängfei
hinten am Sf^afo. An einem schwü-
len ©emmertage—ber Borgang spielte
sich in einem ber lanbe2ljerrlid)en
2uftfd)(ö|fer ab—machte eS sich bie
5Jiannfdjaft in ber SD3ad)!ftube bequem.
2J?an hatte bie 2fchafoS abgelegt unb
lag auf ben Bänfen auSgeftredt, einzig
unb allein mit bem Abwehren ber gu«
bringlichen gliegen beschäftigt, piötj^
lid) ertönte ber Stuf:
„Sichtung! 'rrrrrrauS!"
Ser Kurfürft fommt! 3e^er ergreift
fein Sfdjafo unb ftürgt heraus. SS
hatte sich aber gugetragen, baß ein bie«
bercr ^effe, bem schon ein stattlicher
3opf 00m .§interl)aupt herabhing, oie
Kopfbebedung feines Nebenmannes er-
griff, welche mit einem fünfilidjen An«
hängfei oerfeljen war. Sem scharfen
Auge beS Kurfürften sonnte ber gwei=
göpfige ©«freite nicht entgehen. (St
Winft, unb ber ©djulbbewußte mit ben
gwei 3°Pfen steht gitternb bor seinem
gürften. @S fommt aber anberS, als
er eS sich gebacht hatte, ©ine Sljräne
im Auge 3erbrüeienb, giebt ber sparsame
ßanbeSberr einen SJapoIeonSbor aus
ber 2asehe unb brüdt baS ©olbftüd
bem erstaunten ßanbeSfinb in bie
£anb, mit ben Sfflorten:
„3ch weiß eS, 3hr Reffen feib mir
aUegeit ergeben gewesen; id) bin mit
Grurer 2reue gufrieben! ©chauet aber
ia gu (auf bie beiben 3öpfe weifenb),
baß baS Steglement nirfjt überschritten
werbe!"
über
bie
I. i ß. H. R. 1.
X>ic Cepas
Bahn.
n ad) b e 11
nad) allen
fünften in....
Jlitm Staaten
sJlrfanfa§, ^ClinoiS, Sotoa, ftanfa^, Minnesota, Wiffonri, 9it-
braSfa, aud) nad) Denoer, Soloraoo gprin^s, $ueblo,
Jrinibab 1111b jioifdjcnlieflcnbe fünfte
Uni) nad) Orten in s ft'irrifo.
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,,J(d) blieb bei meiner ®«fchitte,
obgleich jebeS ©lieb fdjmergte unb jeber
Sierb mich peinigte", schreibt (5. 50.
Bellamt), ein Cotomotibheiger bon
Burlington, 3owa. 3rf) war fchmach
unb blaß, ohne irgenb wcldjeit ?lppe=-
tit unb gang erschöpft. AIS id) wich
schon seist berloren gab, erhielt ich
eine glafd)e Electric Bitters, unb
nad)bent id) sie eingenommen, fühlte
ich mich io wohl, wie je in meinem
Sieben." ©d)tuad)e, trtinflidje uttb
e"schöpfte Seilte erhalten burch ©e=
brand) beßelben stets neues Seben,
Sliirte uttb Kraft. Berfud)t e§. 3»s
friebeuheit wirb garautirt tion allen
'.lipothetern. -ßreiS 50 6tS.
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^>nlte stets au .^anb bie bellen 2Uhi§*
lies, Ußeine, üiquöre unb (Sigarren.
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Capital ju reifen, Kaufleuten u. 21gen =
teu eine erfolgreidje unb profitable
xJinie bon Binaren ju offetiren. Betä{
maueule Beschäftigung. 2ööd)entlid) i
«24 Baar=©el)alt unb olle Steife« unb j
poieltofteu wödjeutlich baar borge«1
ftredt. Erfahrung nicht wesentlich. {
.Watt gebe Siefereugeu ltitb füge ein j
jelbftabreffirteS ^onbert bei.-^jj
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Gofemann, H. G. B. Seguiner Zeitung. (Seguin, Tex.), Vol. 13, No. 26, Ed. 1 Thursday, February 11, 1904, newspaper, February 11, 1904; Seguin, Texas. (https://texashistory.unt.edu/ark:/67531/metapth488168/m1/3/: accessed August 15, 2024), University of North Texas Libraries, The Portal to Texas History, https://texashistory.unt.edu.; crediting Abilene Library Consortium.